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KongressberichtDer Klimawandel fordert auch die Medizin heraus

Die Auswirkungen des Klimawandels erstrecken sich nicht nur auf Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen oder Hitzewellen, sie verändern auch das Keimspektrum, die Wundinfektionsraten und die Resistenzen. Womit zu rechnen ist, diskutierten Expertinnen und Experten auf dem 7. Nürnberger Wundkongress.

Ein Verbandswechsel ist bestenfalls so zu planen, dass er für die Patienten positiv und machbar erscheint.

Es zählt der erste Verbandswechsel

Bei anhaltenden oder sich wiederholenden Schmerzen kommt es durch die Verarbeitung im Nervensystem zu einer Sensibilisierung, die bei weiteren (Schmerz)-Reizen zu einer deutlich stärkeren Schmerzwahrnehmung führt. Im Falle des Verbandswechsels gilt daher, dass der erste Verbandswechsel zählt – denn nach einem schmerzhaften Wechsel werden weitere Behandlungen für die Patienten noch schmerzhafter sein.

Die Schmerzempfindung wird aber auch durch persönliche Faktoren wie Stress oder Angst sowie durch frühere Behandlungserfahrungen – und die daraus resultierende Erwartung – beeinflusst. Essenziell sind zudem die verbalen Informationen, welche die Patienten von den Behandelnden bekommen: Wenn die Kommunikation schlecht läuft bzw. negative Informationen vermittelt werden, kann dies fatale Folgen haben.

Umgekehrt lassen sich die gegebenen Informationen aber auch in Form positiver Verstärkung nutzen. Daher ist der Verbandswechsel so zu planen, dass er für die Patienten positiv und machbar erscheint. Ein entscheidender Faktor ist, die Analgetika rechtzeitig zu geben – bei oralen Medikamenten 30 bis 60 Minuten vorab und bei subkutanen Medikamenten mindestens 30 Minuten vorher. (Dirk Risack, Nürnberg)

Resultat einer unscheinbaren Wunde

Nachdem eine junge Frau von einer Reise durch Südamerika zurückkam, bemerkte sie eine schmerzende, größen-progrediente Schwellung am Rücken. Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zog man zunächst Differenzialdiagnosen wie eine infizierte Epidermalzyste, Follikulitis, Abszess, Fremdkörperreaktion oder kutane Leishmaniose in Betracht.

Die Eröffnung der Läsion brachte jedoch etwas ganz anderes zutage – eine Dasselfliegen-Larve von etwa 20 mm Länge sprang aus der rigiden, umgebenden Struktur. Die furunkuloide Myiasis, gilt als vierthäufigste Reisedermatose des tropischen Afrikas und Lateinamerikas. In diesen Ländern sind die Symptome bekannt und die Diagnose kann frühzeitig gestellt werden.

Eine Entfernung ohne operativen Eingriff erfolgt dort, indem man den über der Wunde liegenden Hautbereich mit Vaseline oder Öl verschließt oder ein Stückchen Fleisch luftdicht auf der Haut befestigt. Die Larve bohrt sich dann selbstständig aus der Haut. (Dr. Carmen Klingelhöller, Hamburg)

Höhere Temperaturen – neuer Erreger

Derzeit geht man davon aus, dass über die Hälfte der Infektionserkrankungen durch den Klimawandel verstärkt werden. Darunter finden sich einige Erreger, die auch die Haut betreffen und den Experten heute bereits große Sorgen bereiten. Etwa der “Superbug” Candida (C.) auris, ein ursprünglich saprophytisch lebender Hefepilz, der erstmals 2009 bei einer Patientin in Japan beschrieben wurde.

Problematisch ist, dass C. auris gegenüber gängigen Antimykotika wie Fluconazol, Amphotericin B und Echinocandinen resistent oder teilweise resistent ist und sich leicht von Mensch zu Mensch sowie über alltägliche medizinische Gegenstände übertragen lässt. Inzwischen ist C. auris weltweit verbreitet, in Italien, Großbritannien und Spanien kam es in den letzten Jahren zu Ausbrüchen, in den USA ist der Pilz bereits ein “Riesenproblem”.

Das RKI registrierte 2023 mit 77 Fällen eine Zunahme von C. auris gegenüber 2021 und 2022 mit je 12 Fällen. Die häufigsten Infektionen waren Wund- und Gewebsinfektionen gefolgt von Blutstrom- und katheterassoziierten Infektionen. C. auris kann zudem Ohr- und Harnwegsinfektionen auslösen. Etwa 30 Prozent der Betroffenen erleiden invasive Infektionen bis hin zur Sepsis mit hoher Mortalitätsrate.

Ein ebenfalls recht neuer Erreger ist Vibrio (V.) vulnificus, der Salzwasser über 20°C bevorzugt und in den letzten Jahren an der Ostsee zu mehreren Infektionen und Todesfällen führte. Bei Wunden oder gestörter Hautbarriere kann eine Infektion erfolgen, die u. U. zu tiefen Nekrosen, Hautulzerationen oder potenziell tödlicher Sepsis führt. Cave: Überproportional starker, lokaler Schmerz gilt als frühes Warnsignal. (Univ.-Prof. Jörg Steinmann, Nürnberg)

Hitze: Mehr Wundinfektionen

Wie eine Studie zeigte, infizieren sich Operationswunden signifikant häufiger, wenn die Durchschnittstemperaturen im Operationsmonat bei über 20 Grad Celsius liegen. Eine Erklärung dafür ist die erhöhte Teilungsrate der Infektionserreger bei höheren Temperaturen.

Zugleich steigen dadurch die Mutations- und Resistenzraten und das Risiko für die Besiedelung und Verbreitung antibiotikaresistenter Erreger. (Univ.-Prof. Markus Gosch, Nürnberg)

Leichter erträglich mit Humor

Humor löst nicht das Problem, aber den Umgang damit! Denn Humor bzw. gemeinsam lachen lenkt von Schmerzen ab, reduziert Stress und Angst und verbessert so die Wundheilung. Humorvolle Bewältigungsstrategien können die Lebensqualität der Patienten steigern. Therapeutischer Humor lässt sich nutzen, um die Arzt-Patient-Beziehung zu stärken und führt bei regelmäßigem “Gebrauch” zu einer signifikanten Verbesserung der psychischen Gesundheit – und dies nicht nur bei den Behandelten sondern auch bei den Behandlern.

Doch Vorsicht, ein falscher Einsatz von Humor kann als unprofessionell wahrgenommen werden oder die Patienten gar verletzen. (Dr. Doris Bach, Wien)

Dosisanpassung bei Hitze

Während länger andauernder Hitzewellen sollte die Dosis bestimmter Medikamente angepasst werden, um z.B. Dehydratation und Hyponatriämie zu vermeiden. Betroffen sind davon Diuretika, SGLT2-Hemmer und SSRI (v.a. bei Älteren).

Zu bedenken ist die Dosierung auch bei Tolterodin, Oxybutinin und Solifenacin, die die Schweißbildung hemmen und bei Beta-Blockern, welche die Wärmeabgabe verringern. (Univ.-Prof. Markus Gosch, Nürnberg)

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