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Serie "Cochrane Evidenz für die Hausarztpraxis"Wie sinnvoll sind Risikorechner?

In hausärztlichen Praxen kommen zu Präventionszwecken zunehmend Risikorechner zum Einsatz. Bringen sie klinische Vorteile – oder nur mehr Medikamentenverordnungen?

Um Menschen mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko früh zu erkennen, wird in Deutschland vor allem das Programm arriba genutzt.

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die häufigste Todesursache weltweit. Um Menschen mit erhöhtem Risiko frühzeitig zu erkennen, werden in der hausärztlichen Praxis international zunehmend Risikorechner wie der Framingham Risk Score oder der SCORE-Algorithmus eingesetzt.

In Deutschland ist vor allem das Programm arriba (s. Kasten) etabliert, das auf dem SCORE-Algorithmus basiert und speziell für die hausärztliche Versorgung entwickelt wurde.

In vielen HZV-Verträgen wird die Nutzung von arriba zusätzlich vergütet oder als Beratungstool fest in die Gesundheitsuntersuchung integriert. Risikorechner wie arriba sollen helfen, das individuelle Risiko sichtbar zu machen und präventive Maßnahmen gezielt einzuleiten.

Doch bleibt unklar, ob die Mitteilung solcher Risikoscores tatsächlich klinische Vorteile bringt – etwa durch weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle – oder ob sie vor allem zu mehr Verordnungen von Medikamenten führt. Ein aktueller Cochrane-Review [2] hat diese Frage systematisch untersucht.

Fazit für die Hausarztpraxis

Risikorechner können im hausärztlichen Alltag als wertvolles Kommunikationsinstrument dienen. Sie verdeutlichen Patientinnen und Patienten ihr kardiovaskuläres Risiko und unterstützen die gemeinsame Entscheidungsfindung, vor allem bei der Indikationsstellung für Statine oder Antihypertensiva.

Zwar zeigen sich kleine Verbesserungen in einzelnen Risikofaktoren sowie eine höhere Verschreibungsrate präventiver Medikamente, jedoch bleibt offen, ob sich dadurch langfristig auch Herzinfarkte oder Schlaganfälle verhindern lassen.

Angesichts der insgesamt niedrigen Evidenzqualität sollten Risikoscores daher stets ergänzend eingesetzt und im Kontext der individuellen Patientensituation interpretiert werden.

Interessenkonflikte: Die Autorin und der Autor sind die Verfasser des Buchs “Evidenz für die Hausarztpraxis”

Literatur:

  1. Lewington S et al. Prospective Studies Collaboration. Age-specific relevance of usual blood pressure to vascular mortality: a meta-analysis of individual data for one million adults in 61 prospective studies. Lancet. 2002 Dec 14;360(9349):1903–13. doi: 10.1016/s0140-6736(02)11911–8.
  2. Karmali KN et al. Risk scoring for the primary prevention of cardiovascular disease. Cochrane Database of Systematic Reviews 2017, Issue 3. Art. No.: CD006887. doi: 10.1002/14651858.CD006887.pub4
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