Berlin. Der Orientierungswert, nach dem sich die Preise für alle vertragsärztlichen Leistungen berechnen, erhöht sich im Jahr 2026 um 2,8 Prozent. Er liegt dann bei 12,7404 Cent (heute: 12,3934 Cent). Hierauf haben sich Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband am Mittwoch (17. September) geeinigt, wie die beiden Verhandlungspartner mitteilten.
Bei ihrem insgesamt dritten Treffen für dieses Jahr konnten sich die beiden damit noch im Bewertungsausschuss – ohne unparteiische Unterstützung – einigen. Beim letzten Treffen waren bereits die Veränderungsraten der Demografie und Morbidität für 2026 beschlossen worden.
Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, sieht in der Einigung das „befürchtete, schlechte Ergebnis“. Er erinnerte nach der Bekanntgabe daran, dass das vermeintliche „Plus“ von 2,8 Prozent bei Weitem nicht die Kostensteigerungen in den Praxen decke.
Kostensteigerungen liegen deutlich höher
In der Tat liegt die erzielte Einigung von 2,8 Prozent zwar leicht über der Inflation der vergangenen Monate (August 2025: 1,9 %, Juli 2025: 2,3 %). “Das Statistische Bundesamt hat kürzlich noch einmal vorgerechnet, dass der Reinertrag in den Praxen allein von 2022 auf 2023 um fast 6 Prozent gesunken ist“, gibt Beier aber zu bedenken. Hierauf reagiere die Selbstverwaltung nun mit einer Erhöhung von 2,8 Prozent.
Auch zahlreiche Rückmeldungen aus Praxen berichten von deutlich stärker steigenden Ausgaben unter anderem bei Personal- und Mietkosten.
In den beiden Vorjahren war der Orientierungswert um jeweils 3,85 Prozent gestiegen.
“Hausarztpraxen sind kein Kostentreiber – im Gegenteil!”
Kassen und KBV weisen in ihrer Mitteilung auf die schwierigen Rahmenbedingungen angesichts der maroden Kassenfinanzen hin. Die KBV spricht von einem “Kompromiss”, der GKV-Spitzenverband von einem „fairen Anstieg“.
„Allen ist klar, dass die Finanzlage der Kassen angespannt ist“, kommentiert Beier. „Umso wichtiger ist es, zu schauen, in welchen Bereichen viel Geld ausgegeben wird und Einsparungen möglich sind. Die Hausarztpraxen sind mit Sicherheit nicht der Kostentreiber – im Gegenteil!“
Mit ihrem Sparkurs schnitten sich die Krankenkassen ins eigene Fleisch, warnt Beier. Er erinnerte beispielsweise an drohende Mehrausgaben aufgrund steigender Hospitalisierungen im Zuge wegbrechender ambulanter Versorgungsstrukturen.
Von Kassenseite hatten im Vorfeld der Verhandlungen sogar Forderungen einer „Nullrunde“ Schlagzeilen gemacht, Hausärztinnen- und Hausärzteverband und andere ärztliche Vertreter hatten ein Plus von mindestens 7 Prozent gefordert.