Mit der Teamgestützten Infektsprechstunde (TISS) werden Infektpatienten nicht automatisch zur Ärztin oder zum Arzt durchgestellt, sondern von speziell geschultem Praxispersonal in einer von ihnen durchgeführten Sprechstunde betreut. Die erfahrenen Kräfte übernehmen Untersuchungen, dokumentieren Befunde, leiten erste Maßnahmen ein und entlasten damit die reguläre Sprechstunde.
Voraussetzung dafür, sagt der in Schriesheim niedergelassene Hausarzt Dr. Alexander Tecl, sind eine gute Praxisstruktur, klare Zuständigkeiten – und natürlich Praxispersonal mit fachlicher Qualifikation und persönlichem Interesse an Medizin sowie der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Während der Infektsprechstunde – ganz wichtig – sollte immer eine Ärztin oder ein Arzt in Reichweite sein, rät Tecl.
Rund 100 Hospitationen
Der Weg zur souveränen TISS-Mitarbeit beginnt mit Hospitationen – in der eigenen Praxis und idealerweise auch extern. Wenn in der Praxis mehrere Ärztinnen und Ärzte arbeiten, ist es auch gut, bei allen mal reinzuschnuppern. Denn jede Ärztin, jeder Arzt arbeitet ein wenig anders. Erfahrung ist das A und O für die spätere Durchführung der Infektsprechstunde, meint Tecl – etwa hundert Hospitationen seien sinnvoll. Wichtig sei vor allem, Routine in den Untersuchungen zu bekommen.
Zur Einführung der TISS rät Tecl eigene Listen zum Ankreuzen zu erstellen, bei denen Standardfragen abgehakt werden. Das dient auch der äußerst wichtigen und schnellen Dokumentation – zum Beispiel der Symptome und geht bis hin zu einem schriftlich festgehaltenen Feedback der TISS-Patienten: Wie geht es Ihnen? Hat die Behandlung geholfen?
Lockmittel für Patienten
Aber wie bekommt man die Patientinnen und Patienten dazu, die Infektsprechstunde aufzusuchen und nicht auf einen ärztlichen Kontakt zu bestehen? „Wir haben damit so begonnen, dass MFA Patienten mit leichten Infekten angeboten haben: Sie können heute um XX Uhr in die TISS kommen. Oder Sie können morgen einen Termin beim Arzt erhalten“, erzählt Tecl. Das würden viele Patienten auch annehmen.
„Lassen Sie sich nicht unterkriegen, wenn eine Patientin oder ein Patient nicht in die TISS will“, sagt Tecl – solche wird es immer geben. Treten Sie selbstbewusst auf – eine gute Kommunikation ist sehr wichtig. Klare Ansagen wie: „Ich bin keine Ärztin, aber ich schaue mir das gerne mit Ihnen an“ schaffen Transparenz und Vertrauen.
Neben Organisatorischem und Rechtlichem (z.B. WANZ-Kriterien) gibt Tecl den Workshopteilnehmerinnen im TISS-Seminar medizinisches Wissen mit auf den Weg: Er erklärt ausführlich, was bei einer Erkältung anzuschauen ist (Zunge, Rachen, Mund, Hals, Ohren etc.), wo anatomisch was sitzt, worauf zu achten und was abgetastet/gefühlt werden sollte: Hautfarbe, Augenringe, Schleimhäute, Lymphknoten geschwollen?, Temperatur, Schweiß (kalt, warm) etc.