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Primärarztsystem“Die Zeit ist reif”

Ist ein Primärarztsystem wirklich zu stemmen? Daran scheiden sich derzeit öffentlich die Geister. Die Zeit für eine grundlegende Veränderung ist gekommen, wurde beim BAM-Kongress in Berlin deutlich. Nur über das Wie gibt es noch Diskussionsbedarf.

BAM-Podium (v.l.): Denis Nößler, Dr. Gertrud Demmler, Prof. Martin Scherer, Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Dr. Markus Beier.

Berlin. Ein hausärztliches Primärarztsystem ist für die Hausärztinnen, Hausärzte und ihre Praxisteams leistbar und überfällig. Das machten die mehr als 100 Zuhörenden der Podiumsdiskussion beim Bundeskongress Allgemeinmedizin (BAM) am Freitag (13.6.) in Berlin deutlich. Sie stemmten sich damit unter anderem gegen Befürchtungen etwa von KV- und Kassenseite, die Gesundheitsversorgung würde kollabieren, wenn eine hausärztliche Patientensteuerung für alle Versicherten eingeführt würde.

„Die ersten Daten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) waren gruselig berechnet, weswegen wir auf Nachberechnungen gedrungen haben“, betonte Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes (HÄV). Die realistischere Berechnung zeige nun, dass Hausarztpraxen nur etwa mit zwei bis fünf Fällen mehr pro Tag rechnen müssten.

“Politik und Kassen sollten größer denken”

Einigkeit herrschte unter den Diskutanten, dass das aktuell ineffiziente System auf eine neue Basis gestellt werden muss. Kahina Toutaoui, Sprecherin des Forums Weiterbildung im HÄV, wünschte sich, dass „Politik und Kassen größer denken, statt nur an kleinen Details des jetzigen Systems herumzudoktern“ und sprach damit allen Hausärztinnen und Hausärzten aus der Seele.

Während in der Diskussion die beiden Bundesvorsitzenden des HÄV sowie DEGAM-Präsident Prof. Martin Scherer für eine rein hausärztliche Steuerung plädierten, sieht Dr. Gertrud Demmler, Vorständin der Siemens Betriebskrankenkasse (SBK), auch Möglichkeiten für eine digitale Ersteinschätzung. Dies wies HÄV-Bundesvorsitzende Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth zurück: Eine digitale Ersteinschätzung könne nicht die drei bis vier Beratungsanlässe ersetzen, die Hausärztinnen und Hausärzte in der Regelversorgung bei einem Kontakt im Schnitt bearbeiteten. „Wir können uns aber darauf verständigen, dass die Ersteinschätzung über die 116117 im Notdienst gut eingesetzt werden kann.“

Prozesse definieren, Arztkontakte senken

Aber auch Demmler räumte ein: “Die Zeit ist reif für ein Primärarztsystem.” Sie sieht vor allem bei zwei Punkten Änderungsbedarf: Erstens dürften die Sektoren nicht weiterhin getrennt betrachtet werden, stattdessen müssten die Behandlungsprozesse in den Blick genommen und teils neu definiert werden. Zweitens „brauchen wir weniger Arztkontakte“. Als einen Faktor, damit ein Primärarztsystem leistbar ist, identifizierten die Podiumsgäste die stärkere Delegation innerhalb des qualifizierten Praxisteams. „Wichtig dabei ist aber, dass wir heilkundliche Aufgaben innerhalb des Teams teilen – und hier keine neuen Versorgungspfade aufmachen“, stellte Beier klar.

Vier Erfolgsfaktoren

DEGAM-Präsident Scherer ergänzte mit Blick auf andere Länder mit funktionierenden Primärarztsystemen weitere Erfolgsfaktoren. Neben interprofessionellen Teams seien dies eine stabile Vergütung, um Kontinuität in der Versorgung gewährleisten zu können. Eine Langzeitbeziehung zwischen Praxis und Patienten steigere die Patientensicherheit und senke unabgestimmte Interaktionen, die letztendlich sonst Morbidität und Mortalität erhöhen. „Die Kosten eines Primärarztsystems werden langfristig durch eine effizientere Versorgung eingespart.“ In anderen Ländern sei die hausärztliche Versorgungsebene aber auch personell besser aufgestellt, gab Scherer zu bedenken. Er hält daher eine Quotierung von Weiterbildungsplätzen für sinnvoll.

Ein weiterer Erfolgsfaktor könnte ein die Ärzte unterstützende funktionierende Digitalisierung sein, wurde in der Debatte deutlich. Derzeit hake es jedoch an allen Ecken und Enden, so der Tenor aus den Praxen. Auch Kassenvorständin Demmler zeigte sich mit der Telematikinfrastruktur (TI) unzufrieden. Sie schlägt daher vor, dass man sich mit den Ärzten gemeinsam in der Gematik dafür einsetze, die digitalen Prozesse für die Praxen praktikabel aufzusetzen.

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