Aufgrund antimikrobieller Resistenzen von N. gonorrhoeae, dem Erreger der Gonorrhö, gibt es derzeit nur eine Therapieoption: Die Leitlinie, die derzeit aktualisiert wird, empfiehlt bei unkomplizierter Gonorrhö Ceftriaxon i.v. oder i.m. plus Azithromycin p.o. [1]
Auch hierzulande werden die Resistenzen überwacht, berichtet das Science Media Center (SMC) [2]: Azithromycin-resistente Bakterien wurden 2023 in 25 Prozent der Proben gefunden, gegen Ceftriaxon war weniger als 1 Prozent resistent. Doch auch gegen Ceftriaxon entwickeln sich weltweit Resistenzen.
Ein neues Antibiotikum macht nun Hoffnung: Gepotidacin war in einer Phase-III-Studie mit 628 Teilnehmenden bei der Behandlung von unkomplizierten Gonorrhö-Infektionen mindestens genauso effektiv wie die Standardtherapie. Der primäre Endpunkt – die Eradikation von N. gonorrhoeae im Urogenitaltrakt an Tag 4-8 – wurde in der Gepotidacin-Gruppe bei 92,6 Prozent der Teilnehmenden erreicht, in der Standardtherapie-Gruppe bei 91,2 Prozent, so das Ergebnis der vom Hersteller GSK unterstützten Studie.
Beide Therapien waren auch gegen Erreger mit Resistenzen etwa gegen Ciprofloxacin oder Penicillin wirksam. In der Gepotidacin-Gruppe wurden häufiger Nebenwirkungen berichtet, am häufigsten war Diarrhö bei rund 50 Prozent.
Bei Gepotidacin handelt es sich um einen neuen Triazaacenaphthylen-Inhibitor, erklärte Dr. Susanne Buder, Leiterin des Konsiliarlabors für Gonokokken am RKI, gegenüber dem SMC. Dieser blockiert zwei bakterielle Enzyme und hemmt die DNA-Replikation durch einen neuen Wirkmechanismus.
Prof. Christof Hauck von der Uni Konstanz fügt hinzu: “Ein Wermutstropfen bleibt: Gepotidacin zielt auf bekannte Zielstrukturen ab. Diese sind auch die Zielstrukturen der schon lange Zeit zur Behandlung eingesetzten Fluorchinolone.” Daher gebe es bereits Bakterien mit Fluorchinolon-Resistenz, die auch eine niedrigere Empfindlichkeit gegenüber Gepotidacin zeigen könnten. Bei umfassendem Einsatz könne Gepotidacin daher nur eine Verschnaufpause, aber wohl keinen langfristigen Erfolg gewähren.
In den USA ist Gepotidacin für Frauen mit Zystitis zugelassen, nicht aber in der EU.
Quelle: doi 10.1016/S0140-6736(25)00628-2
Weitere Quellen: 1. S2k-Leitlinie “Diagnostik und Therapie der Gonorrhhoe“, 2. Mitteilung des SMC vom 14. April