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Candidozyma aurisC. auris: Ein Pilz unter Beobachtung

Der Hefepilz Candidozyma auris (bis 2023: Candida auris) hat sich weltweit ausgebreitet und ist auch in deutschen Kliniken angekommen. Zwar besteht derzeit kein Grund zur Sorge – allerdings sollten C.-auris-Infektionen strenger überwacht werden, fordern Experten. Verhindern lässt sich die Ausbreitung nämlich nicht, aber verlangsamen.

Erstmals beschrieben wurde C. auris im Jahr 2009 (Symbolbild).

Haben Sie schon einmal von Candida auris gehört, einem Hefepilz, der bei Menschen mit Immunschwäche schwere invasive Infektionen auslösen kann und sich weltweit ausgebreitet hat? 2023 wurde Candida auris nach einer taxonomischen Überarbeitung in Candidozyma auris umklassifiziert und in eine neue Candida-Gattung eingeordnet.

Erstmals beschrieben wurde C. auris im Jahr 2009, als der Erreger in Japan bei einer Patientin mit Otitis externa nachgewiesen wurde. Retrospektiv konnten dann Fälle aus den 1990er Jahren C. auris zugeordnet werden. Mittlerweile ist der Pilz weltweit verbreitet und in einigen Regionen wie Indien und regional auch in südeuropäischen Reiseländern wie Spanien und Italien endemisch.

Insbesondere in Indien und Südafrika gibt es Anzeichen dafür, dass C. auris in der Lage sein könnte, sich als Erreger nosokomialer Infektionen zu etablieren und bekannte Candida-Arten zumindest teilweise zu verdrängen [1]. Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC hat gerade einen aktuellen Lagebericht veröffentlich und meldet zwischen 2013 und 2023 einen deutlichen EU-weiten Anstieg der Fälle [2, s. unten].

„Verhindern lässt sich die Ausbreitung nicht, aber verlangsamen“

Auch in Deutschland gibt es Infektionen mit C. auris – Grund zur Sorge besteht derzeit allerdings nicht. „Die Fallzahlen sind insgesamt gering. Kein Patient muss sich Sorgen machen“, betonte Prof. Oliver Kurzai, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für invasive Pilzinfektionen, bei einer Veranstaltung des Science Media Centers (SMC) anlässlich der ECDC-Publikation. Für Deutschland wird darin zwischen 2013 und 2023 eine Fallzahl von 120 genannt.

Aber: „C. auris macht uns aus epidemiologischer Sicht Sorgen, da er sich auch in Deutschland ausbreitet. 2015 hatten wir den ersten importierten Fall in Deutschland, 2021 erstmals Übertragungen von C. auris von Mensch zu Mensch und 2022 den ersten Ausbruch (mehr dazu s. [2]). Stand heute gibt es in Deutschland zwei große Ausbrüche, die beide immer noch laufen.“ Wichtig sei, die Ausbreitung des Pilzes so lange wie möglich hinauszuzögern – „verhindern können wir die Ausbreitung aber nicht“, so Kurzai.

„Deutschland hat hier noch alle Karten in der Hand. Wir haben seit 2023 eine Meldepflicht für invasive C.-auris-Infektionen und haben einen Überblick über geschätzt 80 Prozent aller Fälle. Die Dunkelziffer ist gering“, fügte Dr. Tim Eckmanns, Leiter des Fachgebiets Nosokomiale Infektionen, Surveillance von Antibiotikaresistenz und -verbrauch am Robert Koch-Institut (RKI) hinzu.

Wichtig wäre, die Meldepflicht auf alle Arten von C.-auris-Infektionen auszuweiten, also nicht nur invasive Infektionen zu erfassen, sondern auch Besiedelungen auf der Haut, betonte der Experte. „Denn invasive Infektionen machen nur eine kleine Gruppe aus.“

2023 beispielsweise wurde nur ein geringer Teil der insgesamt 77 Fälle im Rahmen der Meldepflicht erfasst: „Dies begründet sich insbesondere in einem hohen Anteil klinisch nicht relevanter Nachweise (Kolonisationen, mindestens 75 Prozent)“, berichtet das RKI [3].

Was macht C. auris besonders?

Doch was macht C. auris trotzdem gefährlich? Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

  1. Der Hefepilz kann im Gegensatz zu den meisten anderen Candida-Arten bei nosokomialen Ausbrüchen von Mensch zu Mensch übertragen werden und bei Personen mit Immunschwäche invasive Infektionen verursachen. In schweren Fällen kann das zu einer Sepsis oder einer Absiedlung in Organe führen und tödlich verlaufen. Ein Risiko für invasive Infektionen besteht beispielsweise auch bei Menschen mit Katheter oder Endoprothesen. Bei gesunden Menschen kann der Erreger oberflächlich Haut und Schleimhäute besiedeln, in der Regel ist hier keine Therapie erforderlich, aber eine Isolation und gründliche Desinfektion von Flächen, Geräten und Medizinprodukten. Infektionen von Wunden oder des äußeren Gehörgangs sind jedoch ebenfalls möglich.
  2. Der Erreger kann Resistenzen gegen Antimykotika-Klassen (z.B. Echinocandine und Fluconazol) entwickeln. In Indien wurde ein C.-auris-Stamm detektiert, der gegen alle verfügbaren Antimykotika resistent ist, berichtete Kurzai.
  3. auris kann über Wochen auf Oberflächen überleben und in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen über direkten und indirekten Kontakt zu schwer eindämmbaren Ausbruchsgeschehen führen. Zu nennen sind hier insbesondere Infektionen über Medizinprodukte und durch mangelnde Händehygiene.
  4. Hinzu kommt eine fehlende Wirksamkeit bestimmter Desinfektionsmittel (insbesondere quaternäre Ammoniumverbindungen) [3]. Die gängigen Mittel, vor allem wenn sie eine Wirkung gegen C. difficile haben, sind aber in der Regel auch gut wirksam gegenüber C. auris.
  5. Kontaktpersonen müssen über einen langen Zeitraum isoliert werden: „Wie haben Kontaktpatienten in Isolation, bei denen der C.-auris-Nachweis erst nach drei, vier, fünf Wochen positiv war. Das stellt Kliniken vor logistischen Herausforderungen“, so Eckmanns.

Wie lässt sich gegensteuern?

Um die Ausbreitung des Erregers zu verlangsamen, wäre zum einen eine Ausweitung der Meldepflicht auf alle C.-auris-Infektionen – nicht nur die invasiven, sondern auch die Besiedlungen – wichtig, um Indexfälle schnell zu isolieren.

„Außerdem sollten Kliniken bei Patienten, die aus Hot-Spot-Ländern nach Deutschland verlegt werden, ein Screening auf C. auris durchführen“, sagte Prof. Birgit Willinger, Leiterin des nationalen Referenzzentrums für Hefen und Schimmelpilze in Österreich. Das müsse allerdings jede Klinik selbst entscheiden. Ein allgemeines stationäres Screening sei nicht sinnvoll, fügte Kurzai hinzu, hier sei der Aufwand bei den bisher geringen Fallzahlen höher als der Nutzen.

Gute Nachrichten zum Schluss

Auch wenn es hierzulande bereits invasive Infektionen gibt (2023 beispielsweise 13 Fälle [3]), können diese gut behandelt werden. „Die in Deutschland verfügbaren Antimykotika sind in der Regel gut wirksam“, so Kurzai.

„Zudem befinden sich neue Antimykotika in der späten klinischen Entwicklung, die unsere Therapieoptionen quasi verdoppeln.” Zum Teil sind diese neuen Antimykotika im Rahmen eines „Compassionate Use“, also in Härtefällen, verfügbar, sie wurden n Deutschland aber noch nicht benötigt. Dennoch gilt natürlich: Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Quellen:

  1. doi 10.3238/PersInfek.2019.07.22.01
  2. Bericht des ECDC vom 11. September
  3. Epid Bull 18/24
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