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KongressberichtResilienz ist systemrelevant

Eine gute mentale und seelische Widerstandskraft gegenüber Stressoren wird zunehmend wichtiger. Belastungen durch Fachkräftemangel, ökonomischer Druck und überbordende Bürokratie, geht nicht allein die Ärzteschaft an: Resilienz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und eine gesundheitspolitische Notwendigkeit.

Mentale Widerstandskraft ist keine rein individuelle Eigenschaft, sondern ein dynamischer Prozess, der sich trainieren lässt.

Rund dreißig Prozent der deutschen Ärzteschaft leiden unter psycho-emotionaler Überlastung – quer durch die Fachbereiche und bis hin zum Burnout [1, 2]. Welche Strategien die mentale und seelische Widerstandskraft, die Resilienz, effektiv stärken können, war Motto des 131. DGIM-Kongresses.

Aus guten Gründen: “Die Fähigkeit, auch unter hoher Belastung professionell zu handeln und gleichzeitig die eigene körperliche und mentale Gesundheit zu schützen, ist eine Schlüsselkompetenz in der Medizin”, so DGIM-Kongresspräsident Professor Dr. med. Jan Galle, Direktor der Klinik für Nephrologie und Dialyseverfahren am Klinikum Lüdenscheid.

Essenzielle Handlungskompetenz

“Resilienz ist kein Luxus und individuelles Nice-to-have, sondern systemrelevant”, bestätigt Prof. Dr. med. Imad Maatouk, Schwerpunktleiter Psychosomatische Medizin am Universitätsklinikum Würzburg. “Sie steht für essenzielle Handlungskompetenz und ist insofern kein Kann, sondern ein Muss. Denn nur resiliente Ärzte arbeiten gut [3]”.

Interessant: Wie gut mit Stress umgegangen werden kann, hängt auch vom Gleichgewicht bestimmter Hormone ab. Im Zentrum steht dabei die sogenannte HPA-Achse aus Hypothalamus, Hypophyse und Nebennierenrinde, Cortisol und dopaminergem System [4].

Mentale Widerstandskraft stärken

Resiliente Menschen zeichnen sich laut Maatouk vor allem durch zwei Eigenschaften aus: “Zum einen erholen sie sich nach stressigen Situationen körperlich sehr schnell, zum anderen bewerten sie Stresssituationen grundsätzlich positiv.” Dennoch ist mentale Widerstandskraft keine rein individuelle Eigenschaft, sondern ein dynamischer Prozess, der sich trainieren lässt.

“Er muss strukturell gefördert werden, um Herausforderungen auch mental besser begegnen zu können”. Systemische Ansätze dazu sind wissenschaftlich fundierte kognitiv-behaviorale und achtsamkeitsbasierte Methoden sowie interdisziplinäre Teams und gezielte Fortbildungsangebote.

“Helfen hilft…”

“Medizin in Krisengebieten bedeutet eine doppelte Extremsituation: Denn alles, was wir machen, ist direkt an der Front. Dabei alles für die Sicherheit der Ärzteteams zu tun, ist ein ständiger Spagat”. Der Internist und Rettungsmediziner Dr. med. Tankred Stöbe weiß, wovon er spricht: Er war als ehemaliger Präsident von “Ärzte ohne Grenzen e. V. ” viele Jahre vor Ort im Einsatz.

Dabei hat er erlebt, dass Resilienz auch die Fähigkeit zur erfolgreichen Anpassung inmitten einer Katastrophe darstellt. “Erfolgreich meint, dass nicht nur das physische Überleben gelingt, sondern dies bei einigermaßen psychischem Wohlbefinden”. Was sich laut Stöbe trainieren lässt [5]. Allen voran auch durch konkrete eigene Hilfe: “Das stärkt die Resilienz. Denn humanitäre Solidarität nimmt die Ohnmacht vor den multiplen globalen Krisen”.

Gesundheitsrisiko Erwärmung

Europa erwärmt sich am schnellsten. “Entsprechend ist Hitze auch für Menschen in Deutschland das größte durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko”, warnt Dr. med. Martin Herrmann, Mitbegründer und Vorsitzender von KLUG e. V. (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit).

Wie enorm hoch der Handlungsbedarf ist, hat nicht zuletzt der Hitzesommer 2022 gezeigt. Er forderte rund 9.100 hitzeassoziierte Todesfälle [6] – erheblich mehr als durch Verkehrsunfälle und Drogenkonsum zusammen. Eine erhöhte hitzebedingte Krankheitslast ist laut Herrmann in nahezu allen Fachgebieten der Medizin auszumachen.

Hitzeereignisse werden zukünftig an Häufigkeit und Stärke weiter zunehmen. “Zudem wächst durch die demographische Entwicklung die Zahl der Risikopersonen”. Denn mit dem Alter nimmt die Fähigkeit zur effektiven Thermoregulation ab. Gleichzeitig leiden Ältere häufiger unter kardiovaskulären Krankheiten sowie Nieren- oder Lungenerkrankungen, die sich durch Hitzebelastung verschlimmern können.

“Hohe Temperaturen können dann ein lebensbedrohlicher Stressor sein”. Doch nicht nur diese Risikogruppen, sondern die breite Bevölkerung muss hitzeresilient werden, lautet Herrmanns Appell [7].

Hitzeaktionsbündnis gegründet

Nachdem die zunehmende Bedrohung durch Hitze in der Gesellschaft wie auch im Gesundheitssektor lange nicht ernst genommen wurde, hat die Bundesärztekammer 2019 diese Thematik erstmals auf die Agenda gesetzt sowie eine Arbeitsgruppe für Klimawandel und Gesundheit initiiert. 2021 wurde dann das erste Hitzeaktionsbündnis gegründet. “Die Sensibilisierung für das Thema ist mithin bereits gelungen”, so Herrmann. Nun müssen Kompetenzen und Strukturen zur Umsetzung ebenso wachsen.

Im medizinischen Alltag kann dies durch klimabewusste Medikamentenwahl, notwenige Dosierungsanpassungen sowie eine gesündere, pflanzenbetonte Ernährung in Versorgungseinrichtungen erfolgen. Nicht zuletzt müssen auch in Baumaßnahmen Vorgaben zum Hitzeschutz berücksichtigt werden.

Quelle: Eröffnungs-Pressekonferenz anlässlich des 131. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) am 3.5.2025 in Wiesbaden.

Literatur:

  1. Werdecker L., Esch T. Burnout, satisfaction and happiness among German general practitioners (GPs). PLoS One 2021; Jun 18; 16 (6): e0253447.
  2. Maatouk I. et al. Burnout among German oncologists. Journal of Cancer Research and Clinical Oncology 2023; 149 (2): 765 – 777.
  3. Reinhardt, F., Tesarz, J., & Maatouk, I. Resilienz als integraler Bestandteil der internistischen Handlungskompetenz. Die Innere Medizin 2025; 66: 350 – 359.
  4. Agorastos A., Chrousos G. P. The neuroendocrinology of stress: the stress-related continuum of chronic disease development. Mol Psychiatry. 2022; 27: 502 – 513.
  5. Stöbe T. Resilienz im Katastrophenfall – eine Voraussetzung oder zu erwerbende Fähigkeit? Die Innere Medizin 2025; 66: 360 – 364.
  6.  https://www.aerzteblatt.de/archiv/hitzeassoziierte-mortalitaet-im-extremsommer-2022-3b613a95-f63e-46b6-aa37-cbe301075f07.
  7.  Herrmann M., Schulz C. M. Klimaresilienz und Gesundheit – die Vitalparameter des Planeten leuchten rot. Die Innere Medizin 2025; 66: 365 – 372.
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