Das Zentralinstitut für die ambulante Versorgung (Zi) hat kürzlich mit Zahlen aufgewartet, welche die Machbarkeit des Primärarztsystems grundsätzlich infrage stellten: Angeblich würden 2.000 zusätzliche Arzt-Patienten-Kontakte pro Jahr und Praxis anfallen, sollte das Modell eingeführt werden.
Diese Zahlen klingen astronomisch – und wurden bald vom Zi selbst relativiert. Die Zusatzbelastung hinge doch erheblich von der Ausgestaltung des Gesetzes ab und könne unter gewissen Voraussetzungen auf 380 zusätzliche Kontakte pro Jahr, also circa zwei pro Arbeitstag, sinken (siehe Artikel “Primärarztsystem: (Wie) kriegen die Praxen es hin?“).
Wir Hausärztinnen und -ärzte arbeiten gemeinsam mit unseren Praxisteams oft am Limit. Das liegt auch daran, dass wir uns mit einem überkomplexen System rumschlagen, das enorm viele Ressourcen frisst. Primärarztsysteme sorgen hier unter dem Strich für Entlastung. Diese Erkenntnis fußt auch auf den jahrzehntelangen positiven Erfahrungen, die wir mit der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) gesammelt haben.
Eines der wesentlichen Ziele der HZV ist es, unnötige Arzt-Patienten-Kontakte und vor allem nicht notwendige Besuche bei Gebietsärztinnen und -ärzten zu reduzieren. Insofern sollen Versicherte nicht in die Praxen kommen, um eine Überweisung abzuholen, sondern um dort abschließend behandelt zu werden. In internationalen wissenschaftlichen Studien wird darauf verwiesen, dass dies in gut 80 Prozent aller Behandlungsanlässe möglich ist; laut der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) sind es sogar 90 Prozent.
Wenn wir das Erfolgsmodell HZV konsequent ausbauen, dann schaffen wir nicht nur einige Kontakte mehr, sondern tragen dazu bei, das Gesundheitssystem insgesamt zu entlasten.
Mit kollegialen Grüßen
Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier,
Bundesvorsitzende und Bundesvorsitzender Hausärztinnen- und Hausärzteverband