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KongressberichtReisevorbereitungen: Wie impfen bei Autoimmunerkrankung?

Für Reisende mit Autoimmunerkrankungen ist ein guter Impfschutz besonders wichtig. Während Totimpfstoffe auch bei beeinträchtigter Immunfunktion verabreicht werden können, kommt es bei Lebendimpfstoffen auf das Timing an. Eine große Hürde ist die Gelbfieberimpfung.

Zu einer guten Reisevorbereitung gehört auch ein Blick in den Impfpass - gerade für Menschen mit Autoimmunerkrankungen.

Berlin. Ein umfassender Impfschutz ist gerade bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Colitis ulcerosa oder Psoriasis wichtig, da das Immunsystem der Betroffenen nicht nur durch die Grunderkrankung, sondern auch durch die immunmodulierenden Medikamente beeinträchtigt ist.

Dadurch ist das Infektionsrisiko im Vergleich zu Gesunden um das 2- bis 4-Fache erhöht, ebenso kommen schwere Krankheitsverläufe häufiger vor als bei Immungesunden, erinnerte Prof. Martina Prelog von der Universität Würzburg beim diesjährigen Forum Reisen und Gesundheit. Eine besondere Herausforderung sind Reiseimpfungen, denn bisweilen ist die Zeit bis zum Urlaubsbeginn knapp.

Grundsätzlich gilt: Im Idealfall wird der Impfschutz noch vor Beginn der immunmodulatorischen Therapie vervollständigt – das gilt neben den Standardimpfungen auch für die für bestimmte Risikogruppen empfohlenen Indikationsimpfungen, etwa gegen Pneumokokken, Influenza, RSV, Covid-19 und Herpes Zoster.

Totimpfstoffe sind immer möglich

Bei den meisten Vakzinen handelt es sich um Totimpfstoffe, die keine replikationsfähigen Krankheitserreger enthalten und daher auch für Menschen mit beeinträchtigter Immunfunktion sicher sind. „Eine Impfung mit einem Totimpfstoff ist immer möglich“, so die Immunologin und Kinder- und Jugendmedizinerin. Allerdings baue sich der Impfschutz oft langsamer auf, falle gegebenenfalls geringer aus und halte kürzer an.

Je nach Medikation und Impfstoff werden daher zusätzliche Impfdosen und/oder eine Überprüfung des Antikörpertiters empfohlen. Bei der FSME-Impfung empfahl Prelog eine Titerkontrolle nach der 2. Dosis und gegebenenfalls eine weitere Dosis. Bei der Hepatitis-A-Impfung riet sie bei Immunsupprimierten zu einer zusätzlichen Impfdosis in Form einer doppelten ersten Impfdosis oder einer Wiederholungsimpfung vier Wochen nach der ersten Impfung. Wichtig für den Langzeitschutz sei eine 3. Impfung im Abstand von 6-12 Monaten.

Lebendimpfstoffe: Auf das Timing kommt es an

Lebendimpfstoffe sollten unter immunmodulierender oder immunsuppressiver Medikation eher nicht verabreicht werden. „Wenn möglich sollten Lebendimpfungen immer vor Beginn der medikamentösen Therapie abgeschlossen sein“, sagte Prelog.

Wenn die Therapie schon begonnen hat, können die Impfstoffe unter bestimmten Umständen und unter Risiko-Nutzen-Abwägung aber trotzdem verabreicht werden. Dabei sollten Phasen mit niedrig dosierter Immunsuppression oder Einnahmepausen in stabilen Krankheitsphasen für die Impfungen genutzt werden. Bei der Impfentscheidung sollten sowohl Art und Aktivität der Grunderkrankung als auch mögliche Begleiterkrankungen und die aktuelle Medikation berücksichtigt werden.

„Es gibt natürlich Immuntherapeutika, die nicht oder nur gering immunsupprimierend wirken. Hier können Lebendimpfstoffe verabreicht werden“, erklärte die Immunologin. Zu den Medikamenten ohne oder mir nur geringgradiger Immunsuppression gehören z.B. Hydroxychloroquin, Sulfasalazin, Mesalazin, Dimethylfumarat und Glatirameracetat.

Auch Medikamente mit geringgradiger Immunsuppression in niedriger Dosierung (z.B. Methotrexat: Erwachsene ≤0,4 mg/kg/Woche oder ≤20 mg/Woche; Kinder ≤15 mg/m2 Körperoberfläche/Woche) stellen keine generellen Kontraindikationen dar. Wichtig sei hier die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den entsprechenden Fachdisziplinen wie Rheumatologie, Dermatologie oder Gastroenterologie.

Bei Medikamenten mit schwerer Immunsuppression bestehe allerdings eine generelle Kontraindikation, z.B. bei hochdosierten Basistherapeutika oder bei Biologika mit schwerer immunsuppressiver Wirkung wie Infliximab, Abatacept oder Rituximab. Hier könnten aber Einnahmepausen genutzt werden.

Bei Einnahmepausen in stabilen Krankheitsphasen müsse unter anderem auf die jeweilige Halbwertszeit des Medikaments geachtet werden. Empfohlen werden Einnahmepausen vom 2-bis 4-Fachen der Halbwertszeit, mindestens aber zwei Wochen (s. Tab. unten). Auch hier sei die interdisziplinäre Zusammenarbeit besonders wichtig, betonte Prelog.

Problemfall Gelbfieberimpfung

Für die meisten Reiseimpfungen gibt es einen Totimpfstoff als Alternative zum Lebend­impfstoff. Unter den in Deutschland empfohlenen Impfungen sind nur die MMR- und die Varizellen-Impfung ausschließlich als Lebendimpfstoff verfügbar, so Prelog.

Allerdings: Bei den Reiseimpfungen gilt die Gelbfieber-Impfung als größte Hürde – zumal sie auch eine sehr hohe Replikationsfähigkeit aufweist und unter Immunsuppression kontraindiziert ist. Ausnahmen sind nur bei niedrig dosierter Medikation und unter sehr strenger Nutzen-Risiko-Abwägung möglich.

Menschen mit eingeschränkter Immunfunktion riet die Immunologin daher, von Reisen in Länder mit hohem Gelbfieberrisiko eher abzusehen. Bei den Reiseimpfungen ist zudem wichtig, dass die oralen Lebendimpfstoffe gegen Typhus und Cholera besonders bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) vermieden und stattdessen Totimpfstoffe verimpft werden sollten (s. auch Kasten unten).

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