Laut einer Umfrage des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) aus dem letzten Jahr planen nur knapp 50 Prozent der Niedergelassenen, ihre Praxis bis zum altersbedingten Übergang fortzuführen. Das sind alarmierende Zahlen, die darauf hindeuten, dass neben dem Versorgungsangebot auch die Versorgungsqualität generell abnehmen könnte.
Die flächendeckende Versorgung könnte – in Anbetracht einer immer älter werdenden Bevölkerung bei weniger Versorgerinnen und Versorgern – in Schieflage geraten. Es sei denn, es gibt eine ausreichende Nachbesetzung.
Genug Vorlaufzeit einplanen
Jede Praxisinhaberin und jeder Praxisinhaber wird sich den Ausstieg aus dem eigenen Praxisbetrieb besonders gut überlegen. Eine frühzeitige Planung und Vorbereitung dieses Schrittes ist dabei unerlässlich.
Eine strukturierte und mit Fristen versehene Abwicklungs-Checkliste kann helfen und sollte alle Punkte enthalten, die zu regeln sind. Idealerweise erstellt man darüber hinaus gemeinsam mit seinem Steuerberatungsbüro schon mindestens fünf Jahre vor geplantem Abgabetermin einen Finanz- und Liquiditätsplan.
Die größte Hürde bei der Abgabe einer Einzelpraxis ist die Nachfolgesuche. Auch hier muss zuvor konkret entschieden werden, welchen Weg man einschlagen möchte, wie eine adäquate Nachbesetzung aussehen soll: Sollte vorzeitig ein Juniorpartner oder -partnerin mit an Bord? Gibt es einen externen oder familiären Nachfolger? Wird die Praxis an ein MVZ verkauft? Oder wird die Praxis gänzlich aufgelöst?
Das ist für Käufer attraktiv
Damit die Praxis für eine potenzielle Übernahme attraktiv wird, sollte die Praxis in einem gut geführten Zustand abgegeben werden. Dies betrifft neben einer gepflegten Patientenkartei auch den Personalstamm und die Organisationsstruktur, idealerweise mit einem funktionierenden Qualitätsmanagement.
Auch sollte die technische Ausstattung, die eingesetzte Software und die Räume inklusive Innenausstattung gut erhalten sein. Falls die Immobilie gemietet ist, muss bereits im Vorfeld geklärt werden, wie eine Fortführung des Mietvertrags als Praxisbetrieb aussehen könnte.
Mitarbeitende einbeziehen
Wenn der Entschluss zur Praxisabgabe bzw. -übergabe gefasst ist, dann ist es auch an der Zeit, die Mitarbeitenden sukzessive an das Thema heranzuführen. Ein transparentes und vorsichtiges Vorgehen ist notwendig, um Verunsicherung zu vermeiden und keine Ängste zu schüren. Es ist wichtig, den Mitarbeitenden Sicherheit zu geben, andernfalls könnte die Arbeitsmoral sinken. Im schlimmsten Fall könnten auch Kündigungen erfolgen.
In den meisten Fällen verbleiben die Mitarbeitenden bei Betriebsübergang in der Praxis, sofern diese einverstanden sind. Hier gilt es zuvor unbedingt die rechtlichen Rahmenbedingungen zu klären. Die Mitarbeitenden könnten im weiteren Verlauf dann auch eingebunden werden, um die Übergabethemen organisatorisch mit zu erledigen – wie zum Beispiel Laufzeiten von Lieferantenverträgen zu prüfen etc.
Mit den Mitarbeitenden muss eine Sprachregelung vereinbart werden, wie Patientinnen und Patienten sowie auch fachärztliche Kolleginnen und Kollegen über die Veränderung informiert werden. Wichtig ist auch hier, konkret zu klären, ab welchem Zeitpunkt eine Nachricht über die Praxisnachfolge nach außen weitergegeben werden darf und in welcher Form.
Sobald ein Übergabetermin offiziell ist, ist die persönliche Information für die Beteiligten die geeignetste. Aber es bietet sich auch an, im Wartezimmer eine Info für die Patientinnen und Patienten auszuhängen sowie eine Meldung auf der Praxiswebsite zu veröffentlichen.
Vielleicht sind durch den neuen Inhaber oder Inhaberin auch schon Regelungen zum künftigen Praxisbetrieb getroffen worden, sodass gegebenenfalls neue Sprechzeiten bekannt sind.
Feststeht, dass die Praxisabgabe und -übergabe ein umfangreiches Unterfangen ist. Dieser Prozess kann nur mit einer guten Vorbereitung qualitätsgesichert erfolgen. Die KVen bieten unterstützend Workshops und Seminare an.
Fazit
- Strukturierte Vorbereitung erleichtert die Ab- und Übergabe
- Beratung und Information einholen
- Eine attraktive Praxis erhöht das Interesse
- Fristen im Auge behalten und Mitarbeitende einbeziehen