Im Gegensatz zu KIM, mit dem vor allem standardisierte Dokumente versandt werden (statt per Brief oder Fax) oder mit dem Pflichtanwendungen (eAU oder eArztbrief) erledigt werden, dient TIM der Echtzeitkommunikation – eben auch mit Patientinnen und Patienten.
TIM können bereits alle Ärzte, Psychotherapeuten, Apotheker und Mitarbeiter von Organisationen nutzen, die über einen SMC-B (Praxisausweis) verfügen. Die Nutzung ist freiwillig.
Dr. Jana Husemann, Hausärztin in Hamburg, hatte als ePA-Testpraxis TIM in ihrer Praxis bereits Anfang des Jahres ausprobiert. Eingebunden war neben ihrer großen Gemeinschaftspraxis auch ein Pflegedienst und eine Apotheke. Dabei zeigte sie sich überrascht, denn schon ohne die Kommunikation mit den Patienten habe TIM viele Vorteile gegenüber etwa dem telefonischen Austausch mit sich gebracht.
Husemann: „Nach dem Ende der Testzeit nutzen mein Team und ich den Messenger sowohl intern als auch mit der Apotheke und dem Pflegedienst weiter. Wir verwenden die mobile Version, denn die Desktop-Variante ist für uns aufgrund flexibler Arbeitsplätze nicht hilfreich. Wir hoffen jetzt, dass viele den Messenger nutzen werden und wir künftig auch fachärztliche Kolleginnen und Kollegen kontaktieren können.“
TIM-Schnittstelle im PVS nötig
Wenn der TIM auch für Patienten zur Verfügung steht, muss jedoch eine Schnittstelle im Praxisverwaltungssystem (PVS) vorhanden sein, fordert Husemann, die auch Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands Hamburg ist. In vielen PVS seien bereits Messenger für die Patientenkommunikation angelegt, aber eben nicht TIM. Auch eine einfache Authentifizierung sowohl auf Patienten- als auch auf Arztseite sei ein dringender Punkt, erklärt die Hausärztin.
Mit TIM ist ein Austausch von Nachrichten in Echtzeit in Einzel- oder Gruppenchats möglich. Dabei ist TIM orts- und geräteunabhängig nutzbar, so die Gematik. Nachrichten können von verschiedenen Endgeräten wie Smartphones, Tablets oder PC versendet und empfangen werden – sowohl aus den Räumen der Praxis als auch von unterwegs.
Neben einfachen Textnachrichten lassen sich Videos, Bilder und Dokumente (PDF) austauschen – so wie man es auch von herkömmlichen Messengern kennt. Der Unterschied zu WhatsApp und Co, so die Gematik: „Jede Kommunikation über den TI-Messenger ist mehrfach vor dem Zugriff durch Dritte geschützt. Weder Krankenkasse noch IT-Dienstleister haben Einblick in die Chats.“
Die Installation und Konfiguration des TI-Messengers variiert je nach Anbieter. Informationen zu den verschiedenen Anbietern von TI-Messenger-Lösungen hat die Gematik auf einer Themenseite zusammengestellt (Themenseite etwas nach unten scrollen).
Weiteren Institutionen – wie Kassenärztliche Vereinigungen, Ärztekammern, Gesundheitsämter, das BfArM oder gesetzliche wie private Krankenkassen – steht ebenfalls die Möglichkeit offen, sich an TIM anzuschließen.
Wie wird TIM eingerichtet?
Damit Ärztinnen und Ärzte über TIM kommunizieren können, ist der TI-Messenger zunächst einzurichten. Dazu müssen Arztpraxen ihre Matrix-User-ID im Verzeichnisdienst (VZD) hinterlegen, erklärt die Gematik. Informationen zum VZD hat die Gematik zusammengefasst. Die Matrix-User-ID wird im Einrichtungsprozess des TI-Messengers erstellt. Sobald der TI-Messenger als Kommunikationskanal von der Praxis initiiert wurde, ist ein Austausch mit denjenigen, die ebenfalls TIM installiert haben, möglich.
Seit Juli müssen gesetzliche Krankenkassen TIM in der ePA anbieten. Sobald Versicherte in ihrer ePA über den TI-Messenger verfügen, erhalten sie ebenfalls eine individuelle Matrix-ID von ihrer Krankenkasse. Die ID ist in der Regel in den Profileinstellungen der ePA-App zu finden, so die Gematik. Um mit einer Arztpraxis über TIM zu kommunizieren, stimmen sich die Ärztinnen und Ärzte über die Nutzung des Messengers – etwa in der Sprechstunde – mit ihren Patienten ab. Die Praxis kann dann über die Matrix-User-ID des Patienten den Chat initiieren.
Ab 2026 TIM Connect
Zum Einsatz bei Patienten kann TIM beispielsweise dann kommen, wenn auf einen vorliegenden Laborbefund hingewiesen werden soll oder etwa um einen Rückruf zwecks Absprache der Testergebnisse gebeten wird. Oder aber die Praxis kann über den Dienst ihre Patienten zum Beispiel zu Urlaubszeiten informieren.
Perspektivisch soll TIM weiterentwickelt werden (s. Abb.). Der Fahrplan der Gematik sieht nach dem bereits vorhandenen TI-Messenger Pro (der Fokus liegt auf Health Professionals, also der Kommunikation unter Ärzten, Apotheken etc.) und dem TI-Messenger in der ePA (schrittweise Einführung seit Juli mit dem Fokus Versicherte und Kommunikation mit Patienten) ab 2026 den TI-Messenger Connect (Fokus Mehrwertanwendungen) vor.
Welche Daten oder Prozesse im TIM Connect abgebildet werden, erarbeitet die Gematik derzeit. TIM Connect könne als Kommunikationsanwendung in DiGA, Patientenportale oder Videosprechstunden-Apps integriert werden, heißt es beispielhaft auf der Gematik-Webseite zu TIM.