Kasuistik
Anamnese: Herr Z. ruft am Freitag abends gegen 20.30 Uhr seinen Hausarzt an, weil er seit 30 Minuten starke Bauchschmerzen hat und Übelkeit verspürt. Deshalb bittet er ihn um einen Hausbesuch. Herr Z. ist aufgrund einer fortgeschrittenen Hüftarthose gehbehindert, ansonsten hat er eine KHK, eine Hypertonie und ein degeneratives Wirbelsäulenleiden. Vor ca. 20 Jahren sonografischer Zufallsbefund eines Gallensteins, ohne dass Herr Z. bisher Beschwerden hatte. Dauermedikation: ASS 100, Atorvastatin 40 mg, Candesartan 8 mg und bei Bedarf Ibuprofen. Herr Z. war Buchhändler bis zu seiner Berentung mit 63 Jahren.
Befund: 72-jähriger, leicht übergewichtiger (BMI 26,2 kg/m2KOF) Patient in altersentsprechendem AZ. Keine manifesten Herzinsuffizienzzeichen, Haut und sichtbare Schleimhäute ausreichend durchblutet. Herz und Lunge klinisch unauffällig, Blutdruck 150/80 mmHg; Puls 84/min, rhythmisch. Abdomen mit Abwehrspannung im Oberbauchbereich, Darmgeräusche regelrecht, Leber nicht sicher tastbar, maximaler Druckschmerz im Oberbauch rechts. Bruchpforten geschlossen.
Diagnose, Therapie und weiteres Procedere: Nach dem Anruf macht sich der Hausarzt gleich auf den Weg, da er den Patienten gut kennt und weiß, dass Herr Z. nur im dringendsten Fall um einen Hausbesuch bittet. Aufgrund der Vorgeschichte und der Symptomatik geht der Hausarzt von einer Gallenkolik aus (ICD: K80.2V). Er injiziert Butylscopolamin und Novaminsulfon intravenös und wartet die Wirkung ab. Nach ca. 20 Minuten ließen die Schmerzen deutlich nach und die Bauchdeckenspannung war rückläufig. Nachdem er ihm noch ent- sprechende Suppositorien dagelassen hatte, riet er ihm dringend, sich bei erneuten Schmerzen möglichst frühzeitig wieder zu melden. Am nächsten Morgen gegen 10 Uhr rief der Patient dann noch einmal an, er sei beschwerdefrei und fragte, ob er die Zäpfchen vielleicht doch lieber regelmäßig nehmen solle, was der Hausarzt aber nicht empfahl. Zwei Wochen später wurde Herr Z. dann erfolgreich endoskopisch cholezystektomiert.
Wird bei Privatpatienten ein Besuch erforderlich, sollten Ärztinnen bzw. Ärzte bei der Abrechnung auch an die Unzeit-Zuschläge denken.
EBM
Beim abendlichen Notfallbesuch Abrechnung der 03000, 03220 und der 01411, zusätzlich die 03230. Für die telefonische Beratung (am Samstag) konnte die 01100 abgerechnet werden.
GOÄ
Für den dringenden Besuch am Freitagabend rechnet der Hausarzt die Nr. 50 wegen intensiver Erörterung (zehn Minuten) mit 3,5-fachem Satz und den Zuschlag “F” ab, zusätzlich berechnet er das Wegegeld für 6 km. Die Untersuchung wird mit der Nr. 7 abgerechnet.
Für die Injektion berechnet er neben der Nr. 253 auch die Auslagen für die Ampullen. Die Beratung am Samstag kann mit der Nr. 1 und dem Zuschlag “D” abgerechnet werden.
HZV
Im Landesverband Saarland werden im Rahmen der HZV die Nrn. 01100 und 01101 grundsätzlich als Einzelleistung vergütet; die 01100 bei der AOK mit 20,00 Euro, ansonsten mit 25,00 Euro; die 01101 wird in allen Verträgen (AOK, BKK, IKK, EK, IKKclassic und TK) mit 40,00 Euro honoriert.
Der Notfallbesuch (01411) ist bei den durch GWQ und spectrumK vertretenen BKKen und IKKen sowie bei den EK in der Pauschale enthalten, bei den übrigen Kassen wird er bei Abrechnung der 01410 mit 30,00 Euro vergütet.
© Der Hausarzt Abrechnung auf einen Blick
Schwerpunktthema: Unzeitzuschläge GOÄ (A-D und E-H)
Für Leistungen außerhalb der Sprechstunde kann neben Untersuchungen und Beratungen (Nrn. 1. 3, 4, 5, 6, 7, 8) der Zuschlag “A” abgerechnet werden.).
Für dringend angeforderte und unverzüglich ausgeführte Leistungen nach den Nrn. 48 bis 52 (Besuche) sowie 55 bis 62 ist der Zuschlag “E” abrechenbar.
Für Leistungen zur Nachtzeit gibt es für die Zeit zwischen 6 bis 8 Uhr und 20 bis 22 Uhr den Zuschlag “B” neben Beratungen und Untersuchungen, den Zuschlag “F” neben Besuchen (Nrn. 50 bis 51) sowie den Nrn. 55 bis 62.
In der Zeit zwischen 22 und 6 Uhr lauten die Zuschläge “C” (neben Nrn. 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8) und “G” (neben Nrn. 50 bis 51 und 55 bis 62).
Am Wochenende und an gesetzlichen Feiertagen gilt ganztägig der Zuschlag “D” neben Beratungen und Untersuchungen sowie der Zuschlag “H” neben den Nrn. 50 bis 51 (Besuchen) und den Nrn. 55 bis 62.
Der Zuschlag “D” kann mit den Zuschlägen “B” und “C”, der Zuschlag “H” mit den Zuschlägen “F” und “G” kombiniert berechnet werden.
Während einer Samstagssprechstunde kann der Zuschlag “D” nur zur Hälfte berechnet werden.
Alle Zuschläge können während eines Arzt-Patienten-Kontaktes grundsätzlich nur einmal abgerechnet werden. Eine Ausnahme besteht nur neben der Nr. 56 – hier kann der entsprechende Zuschlag bei mehrfacher Abrechnung der Nr. 56 auch entsprechend häufig abgerechnet werden.
Quellen:
1. www.kbv.de/html/ebm.php (EBM)
2. www.gesetze-im-internet.de/go__1982/anlage.html (GOÄ)
3. Kommentar zur Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) Begründet von Dr. med. D. Brück, (Version 4.28, Stand Juni 2021)
4. Der Kommentar zu EBM und GOÄ, begründet von Wezel/Liebold, Stand Januar 2024
5. www.springermedizin.de/goae-ebm/ 15083006
6. www.hausaerzteverband.de/hausarztvertraege/hzv-vertraege-schnellsuche
© Der Hausarzt Abrechnung auf einen Blick
Kasuistik
Anamnese: Herr Z. ruft am Freitag abends gegen 20.30 Uhr seinen Hausarzt an, weil er seit 30 Minuten starke Bauchschmerzen hat und Übelkeit verspürt. Deshalb bittet er ihn um einen Hausbesuch. Herr Z. ist aufgrund einer fortgeschrittenen Hüftarthose gehbehindert, ansonsten hat er eine KHK, eine Hypertonie und ein degeneratives Wirbelsäulenleiden. Vor ca. 20 Jahren sonografischer Zufallsbefund eines Gallensteins, ohne dass Herr Z. bisher Beschwerden hatte. Dauermedikation: ASS 100, Atorvastatin 40 mg, Candesartan 8 mg und bei Bedarf Ibuprofen. Herr Z. war Buchhändler bis zu seiner Berentung mit 63 Jahren.
Befund: 72-jähriger, leicht übergewichtiger (BMI 26,2 kg/m2KOF) Patient in altersentsprechendem AZ. Keine manifesten Herzinsuffizienzzeichen, Haut und sichtbare Schleimhäute ausreichend durchblutet. Herz und Lunge klinisch unauffällig, Blutdruck 150/80 mmHg; Puls 84/min, rhythmisch. Abdomen mit Abwehrspannung im Oberbauchbereich, Darmgeräusche regelrecht, Leber nicht sicher tastbar, maximaler Druckschmerz im Oberbauch rechts. Bruchpforten geschlossen.
Diagnose, Therapie und weiteres Procedere: Nach dem Anruf macht sich der Hausarzt gleich auf den Weg, da er den Patienten gut kennt und weiß, dass Herr Z. nur im dringendsten Fall um einen Hausbesuch bittet. Aufgrund der Vorgeschichte und der Symptomatik geht der Hausarzt von einer Gallenkolik aus (ICD: K80.2V). Er injiziert Butylscopolamin und Novaminsulfon intravenös und wartet die Wirkung ab. Nach ca. 20 Minuten ließen die Schmerzen deutlich nach und die Bauchdeckenspannung war rückläufig. Nachdem er ihm noch ent- sprechende Suppositorien dagelassen hatte, riet er ihm dringend, sich bei erneuten Schmerzen möglichst frühzeitig wieder zu melden. Am nächsten Morgen gegen 10 Uhr rief der Patient dann noch einmal an, er sei beschwerdefrei und fragte, ob er die Zäpfchen vielleicht doch lieber regelmäßig nehmen solle, was der Hausarzt aber nicht empfahl. Zwei Wochen später wurde Herr Z. dann erfolgreich endoskopisch cholezystektomiert.