Mainz. Unterstützt vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit sowie der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland startet der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Rheinland-Pfalz am 1. Juli in sieben Praxen mit der Erprobung von HÄPPI (Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung interprofessionell).
Ziel des Pilotprojektes ist es, durch neue Teamstrukturen, digitale Werkzeuge und ein strukturiertes Change-Management die hausärztliche Versorgung der Zukunft zu sichern. Auch in Rheinland-Pfalz sind rund 260 Hausarztsitze offen.
“Das Projekt HÄPPI passt hier sehr gut in unsere Vorstellung einer modernen medizinischen Versorgung und setzt neue Maßstäbe: Durch Delegation – also Verteilung von Aufgaben auf mehrere Schultern mit verschiedenen Professionen – und mit digitalen Helfern können wir Freiräume bei den Hausärzten schaffen. Diese kommen einer Versorgung zugute, die die Patientinnen und Patienten noch mehr in den Blick nimmt”, erklärte Clemens Hoch, Gesundheitsminister in Rheinland-Pfalz bei der Auftaktveranstaltung des Pilotprojektes am Freitag (27.6.) in Mainz.
Von administrativen Aufgaben entlasten
„Durch die Arbeit im interprofessionellen Team können sich unsere Kolleginnen und Kollegen wieder stärker auf ihre ärztliche Kerntätigkeit konzentrieren. Zusätzlich ermöglichen wir unseren nicht-ärztlichen Teammitgliedern neue Wege der beruflichen Weiterqualifikation und sehen hierin eine Attraktivitätssteigerung für die Tätigkeit als MFA in einer Hausarztpraxis”, so Dr. Barbara Römer, Vorstandsvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Rheinland-Pfalz.
Sieben ausgewählte Hausarztpraxen in ländlichen Gegenden in Rheinland-Pfalz (Kirchen, Hachenburg, Simmern, Bad Ems, Mommenheim, Irrel und Kirchheimbolanden) starten ab dem 1 Juli mit der Umsetzung von HÄPPI. Das Projekt ist für sechs Monate angelegt.
Bei den Teilnehmern handele es sich überwiegend um inhabergeführte hausärztliche Einzelpraxen, aber auch Gemeinschaftspraxen und ein Medizinisches Versorgungszentrum.
Einsatz digitaler Technik
Somit bilden die gewählten Hausarztpraxen das gesamte Spektrum inhabergeführter hausärztlicher Versorgung ab, erklärt der Hausärztinnen- und Hausärzteverband Rheinland-Pfalz.
In den Praxen kämen verschiedene akademisierte Berufsbilder zum Einsatz. So seien in fünf Praxen Primary Care Manager beschäftigt, in einer arbeite ein Physician Assistant, in einer ein Gesundheit- und Pflegemanager.
Die Pilotpraxen erhalten eine finanzielle Förderung in Höhe von 2.778 Euro pro Monat sowie eine kostenfreie KI-basierte Telefonassistenz. Zusätzlich nehmen sie an Workshops zum Change-Management teil.
Projekt wird wissenschaftlich begleitet
Ziel des verstärkten Einsatzes digitaler Instrumente ist unter anderem, die Teampraxen von administrativen Aufgaben zu entlasten und Freiräume für die medizinische Patientenversorgung zu schaffen.
Insgesamt fördert das Land Rheinland-Pfalz und die AOK Rheinland-Pfalz Saarland das Projekt mit 280.000 Euro. Das Projekt wird vom Zentrum für Allgemeinmedizin der Universität Mainz und der Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung der Universitätsklinik Heidelberg evaluiert.