© www.doctopia.de Zweites 12-Kanal-EKG nach erneuter Defibrillation (Papiervorschub 25 mm/s).
Es handelt sich um eine frühe Repolarisation, auch J-Welle genannt. Diese stellt sich primär in den inferioren und lateralen Ableitungen dar. Ein typisches Bild bieten die Ableitungen II und III in Abb. 2. Eine frühe Repolarisation tritt je nach Definition und Quelle mit einer Prävalenz zwischen 1 bis 13 Prozent in der Gesamtbevölkerung auf [1] .
Definiert wird die frühe Repolarisation aktuell durch eine ST-Hebung von mindestens 0,1 mV oder J-Welle in mindestens zwei zusammenhängenden Ableitungen. Allerdings entwickelt nur ein sehr kleiner Teil der Menschen mit früher Repolarisation eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung. In diesem Fall spricht man vom Syndrom der frühen Repolarisation.
Bei Patienten ohne strukturelle Herzerkrankung, die einen plötzlichen Herztod erleiden, findet sich das Muster einer frühen Repolarisation deutlich häufiger als bei ansonsten Gesunden [2] .
Pathophysiologisch handelt es sich um ein elektrisches Ungleichgewicht zwischen epi- und endokardialen Myokardschichten, die zu Dispersion zwischen De- und Repolarisation führen. Typischer Auslöser der Tachykardien sind früh einfallende ventrikuläre Extrasystolen, die ein R-auf-T-Phänomen verursachen. Neben Torsade-de-pointes-Tachykardien kann es auch zu primärem Kammerflimmern kommen.
Risikostratifizierung
Die Risikostratifikation einer asymptomatischen frühen Repolarisation, die als reiner Zufallsbefund im EKG festgestellt wird, ist aufgrund der hohen Prävalenz bei Gesunden nicht ganz einfach. In Vergleichsstudien zwischen Patienten mit plötzlichem Herztod und asymptomatischen Patienten ergaben sich mehrere Parameter, die häufiger mit malignen Herzrhythmusstörungen assoziiert waren.
Dazu gehören deszendierende J-Wellen insbesondere in den inferioren Ableitungen, längere QTc-Intervalle und ein niedrigeres T/R-Amplitudenverhältnis. Die Provokation maligner ventrikulärer Herzrhythmusstörungen in der elektrophysiologischen Untersuchung (EPU) war in bisherigen Studien kein guter Prädiktor für das Auftreten eines plötzlichen Herztods.
Allerdings könnten neue Hybrid-Technologien aus EPU und Computertomografie in Zukunft eine Risikostratifikation bei asymptomatischen Patienten ermöglichen.
Therapeutische Konsequenzen
Asymptomatische Patienten mit dem Muster einer frühen Repolarisation benötigen aktuell keine weiteren spezifischen therapeutischen Maßnahmen. Alle Patienten mit Dokumentation von primärem Kammerflimmern oder symptomatischen Torsade-de-pointes-Tachykardien und Zeichen der frühen Repolarisation sollten einen ICD erhalten.
Kommt es akut zu malignen Arrhythmien, kann Isoproterenol oder ein äquivalentes Katecholamin intravenös verabreicht werden. Die Zielherzfrequenz liegt bei 90/min oder > 20 Prozent der Ausgangsfrequenz. Als Dauermedikation stehen Chinidin oder Hydrochinidin zur Verfügung, welche beide die Zeichen der frühen Repolarisation im EKG reduzieren können.
Zur Reduktion symptomatischer Tachykardien kann außerdem versucht werden, den Fokus der Ektopie im Rahmen einer EPU aufzufinden und zu abladieren.
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Interessenkonflikte: Die Autoren sind Gründer und Geschäftsführer der Doctopia GmbH.
Literatur:
Bourier F et al. Early Repolarization Syndrome: Diagnostic and Therapeutic Approach. Front Cardiovasc Med. 2018 Nov 27;5:169. doi: 10.3389/fcvm.2018.00169
Haïssaguerre M et al. Sudden cardiac arrest associated with early repolarization. N Engl J Med. 2008 May 8;358(19):2016-23. doi: 10.1056/NEJMoa071968
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