Die Empfehlung für eine maternale Impfung zielt nicht immer nur darauf ab, die Schwangeren zu schützen, teilweise steht auch der Nestschutz des Neugeborenen im Vordergrund. Ein Überblick, was die STIKO empfiehlt.
Einige Impfungen schützen nicht nur die Schwangere selbst, sondern auch den Nachwuchs.
Während der Schwangerschaft treten immunologische Veränderungen auf, die eine Immuntoleranz gegenüber dem semiallogenen Feten ermöglichen und dessen Abstoßung verhindern. „Allerdings geht diese Veränderung mit einer erhöhten Empfänglichkeit für einige Infektionserkrankungen und dem Risiko für schwere Verläufe einher“, erläuterte Dr. Carsten Hagenbeck, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Die einfachste Möglichkeit, es gar nicht so weit kommen zu lassen, bietet die Impfung.
Diese kommt nicht nur der Schwangeren zugute, sondern auch dem Fetus bzw. Neugeborenen. Denn die von der Mutter gebildeten Antikörper werden in einem aktiven Prozess – der „aktiven Transzytose“ – vom mütterlichen Blut über die Plazenta ins kindliche Blut transferiert [1].
„Wurde rechtzeitig geimpft, sind gegen Ende der Schwangerschaft mehr Antikörper in der Nabelschnur nachweisbar als im Blut der Mutter“, verdeutlichte Hagenbeck den Mechanismus. Dadurch sinkt das Risiko für perinatale Infektionen und das Neugeborene kommt mit einem Nestschutz (Leihimmunität) zur Welt.
Influenza-Impfquoten – viel Luft nach oben
Die Influenza-Impfung dient dem Schutz der Mutter, denn im Falle einer Infektion haben Schwangere ein deutlich höheres Risiko für schwerere Verläufe und werden häufiger auf die Intensivstation eingewiesen [2]. Zudem gibt es Berichte über erhöhte Frühgeburtsraten und fötale/neonatale Todesfälle bei hospitalisierten Schwangeren.
Dennoch sind die bundesweiten Impfquoten für Schwangere erschreckend niedrig: Im Berichtszeitraum 2023/2024 lagen sie bei lediglich 21,3 Prozent und in südlichen Bundesländern sogar noch darunter [3]. Gesunde Schwangere sollten ab Beginn des zweiten Trimenons geimpft werden, Schwangere mit Risiken wie z.B. Diabetes, Asthma oder Lungenerkrankung im ersten Trimenon.
Der Aufklärungsbedarf ist hoch
Hagenbeck verwies auf die Notwendigkeit, die Schwangeren aufzuklären, damit sich die Umfrageergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2015 nicht wiederholen. Hier gaben viele Schwangere an, die Impfempfehlung für Influenza nicht zu kennen (44 Prozent) oder die Impfung für nicht notwendig zu erachten (52 Prozent) [4].
Weiterlesen
Gynäkologie
Erste Leitlinie zu Cytomegalie-Infektion in der Schwangerschaft
Die S2k-Leitlinie "Prävention, Diagnostik und Therapie der CMV-Infektion bei Schwangeren und der konnatalen CMV-Infektion bei…
Zusammenhang mit Auffälligkeiten beim Kind?
Paracetamol in der Schwangerschaft
Prophylaxe von RSV-Erkrankungen
STIKO empfiehlt Nirsevimab für alle Neugeborenen und Säuglinge
G-BA
Schwangere früh auf Hepatitis B testen
Europäische Arzneimittelbehörde
Topiramat in der Schwangerschaft: EMA verschärft Empfehlungen
Ständige Impfkommission
Empfehlungen zu Covid-Auffrischimpfungen aktualisiert
Serie "Studien seziert"
Metformin in der Schwangerschaft?
Digitale Anwendungen
Apps für den Praxisalltag
Positivliste
Diese Op dürfen schwangere Ärztinnen vornehmen
Robert Koch-Institut
Mehr Infektionen mit Parvovirus bei Schwangeren
Für Hausärztinnen und Hausärzte, Praxismitarbeitende und ÄiW (Allgemeinmedizin und Innere Medizin mit hausärztlichem Schwerpunkt) ist der Zugang immer kostenfrei.
Mitglieder der Landesverbände im Hausärztinnen- und Hausärzteverband profitieren außerdem von zahlreichen Extras.