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BrustkrebsscreeningWie lassen sich Tumore bei dichtem Brustgewebe besser erkennen?

Bei Frauen mit dichtem Brustgewebe empfiehlt die S3-Leitlinie bei unauffälliger Mammografie zusätzlich einen Brustultraschall. Eine Studie zeigt nun: fokussierte MRT und Kontrastmittel-Mammografie könnten für ein effektives Screening besser geeignet sein als der Ultraschall - für das Studienteam ein Hinweis, dass die Leitlinie überdacht werden sollte.

Bei Frauen mit hoher Brustdichte ist es für Ärztinnen und Ärzte schwerer, bei einer Mammografie Brustkrebs zu entdecken.

München. Frauen mit dichtem Brustgewebe, also wenig Fettgewebe, haben ein höheres Brustkrebs-Risiko. Hinzu kommt, dass aufgrund des dichten Brustgewebes frühe Krebserkrankungen seltener entdeckt werden, da das dichte Gewebe Tumore maskieren kann. Mammografien zeigen daher häufiger falsch-negative Ergebnisse an. Unklar ist, ob und von welcher zusätzlichen Untersuchungsmethode neben der Mammografie diese Frauen profitieren.

Zwischenergebnisse einer Phase-III-Studie zeigt jetzt, dass sowohl mit einer zusätzlichen fokussierten Magnetresonanztomografie (MRT) als auch mit einer kontrastmittelgestützten Mammografie dreimal so viele invasive Brustkrebserkrankungen entdeckt werden wie mit einem zusätzlichen Brustultraschall. Der Brustultraschall scheint also weniger geeignet zu sein, wird aber von der Leitlinie bisher auch in Deutschland als zusätzliche Untersuchung bei dichtem Brustgewebe empfohlen [2]. Teil des gesetzlichen Screening-Programms ist der Brustultraschall allerdings nicht.

Brustultraschall schneidet schlechter ab

In der Studie wurden zwischen Oktober 2019 und März 2024 insgesamt 6.305 Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren an zehn Screening-Standorten untersucht. Teil nahmen Frauen mit dichtem Brustgewebe und unauffälligem Mammografiebefund. Von den Teilnehmerinnen erhielten 6.305 eine zusätzliche Bildgebung, nämlich eine kontrastmittelgestützte MRT (n=2.318), eine kontrastmittelgestützte Mammografie (n=2.235) oder einen Brustultraschall (n=2.240). Ergebnis:

  • In der Gruppe mit zusätzlicher kontrastmittelgestützte MRT wurden 17,4 invasive Mammakarzinome pro 1.000 Untersuchungen entdeckt,
  • in der Gruppe mit kontrastmittelgestützter Mammografie 19,2 und
  • in der Gruppe mit Brustultraschall lediglich 4,2.

Der Brustultraschall schnitt als zusätzliche Untersuchungsmethode also deutlich schlechter ab. Allerdings zeigten sich Unterschiede bei den Nebenwirkungen: Bei kontrastmittelgestützter MRT wurden mit 24 Fällen mit Nebenwirkungen wesentlich mehr berichtet als bei MRT mit Kontrastmittel (1 Fall) und beim Brustultraschall (kein Fall).

Fazit für die Praxis

„Es beginnt schon damit, dass die fokussierte MRT ohne jede Röntgenstrahlung auskommt – während die Kontrastmittel-Mammografie eine Röntgen-Untersuchung mit ionisierender Strahlung darstellt. Zweitens ist das Kontrastmittel, das bei der fokussierten MRT eingesetzt wird, sehr viel besser verträglich und nebenwirkungsärmer als das jodhaltige Kontrastmittel, das für die Kontrastmittel-Mammografie eingesetzt wird“, erklärt Prof. Christiane Kuhl von der Uniklinik RWTH Aachen in einer Mitteilung des „Science Media Centers“ [3].

Fazit für die Praxis: Bei Frauen mit dichtem Brustgewebe empfiehlt die S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms [2] neben der Mammografie zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung. „Außerhalb der Hochrisiko-Situation erscheint derzeit die Sonografie als die für die Ergänzung der Mammografie geeignete Methode. Die Sonografie kann die dichteabhängige Sensitivität erhöhen, eine Mortalitätsreduktion hierdurch ist nicht belegt“, heißt es dort. Für das Studienteam weisen die Ergebnisse aber darauf hin, dass in allen Ländern mit Screeningprogrammen für Frauen mit dichtem Brustgewebe diese überdacht werden sollten.

„Bei Frauen mit sehr hohem Brustkrebs-Erkrankungsrisiko, also z.B. Frauen mit ,erblichem Brustkrebs‘ ist es schon seit 25 Jahren üblich, konsequent die MRT zur Früherkennung anzubieten. Nun zeigen diese Daten, dass es erforderlich wäre, auch Frauen mit ,normalem‘ Brustkrebs-Erkrankungsrisiko diese Untersuchung anzubieten, sofern sie dichtes Drüsengewebe haben. Und zwar nicht als ergänzende Untersuchung, sondern anstelle der Mammographie“, fasst Kuhl zusammen. Ihren Angaben zufolge besteht eine dichte Brust bei etwa der Hälfte der Screening-Teilnehmerinnen. Davon wiederum hätten die meisten mitteldichte, nur ein kleinerer Teil eine extrem dichte Brust – etwa sechs bis acht Prozent der Frauen.

Prof. Matthias Beckmann von der Uniklinik Erlangen fügt hinzu: „Die European Society of Breast Imaging (EUSOBI) empfiehlt bereits, Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren mit extrem dichter Brust alle zwei bis vier Jahre eine Brust-MRT zum Screening anzubieten. Auch das US-amerikanische National Comprehensive Cancer Network (NCCN) hat sich in einem Expertenkonsensus für ein ergänzendes Screening bei dichter Brust mit MRT ausgesprochen.“

Frauen werden über Brustdichte nicht standardmäßig informiert

In Deutschland wird bei einer Vorsorge-Mammografie die Brustdichte nicht standardmäßig gemessen oder die Patientin über ihre Brustkrebsdichte informiert. Das IQWiG schreibt dazu: „Studien zeigen zwar, dass durch diese ergänzenden Untersuchungen (Brustultraschall und MRT, Anm. d. Red.) tatsächlich Tumore gefunden werden, die in der Mammografie nicht gesehen wurden. Allerdings werden auch öfter Auffälligkeiten entdeckt, bei denen es sich nicht um Krebs handelt [4].“

Zusätzliche Untersuchungen könnten daher zu Überdiagnosen führen. Zudem gebe es noch keine Studien, die zeigten, ob sich mit solchen Zusatzuntersuchungen das eigentliche Ziel der Früherkennung erreichen lässt: das Risiko zu senken, an Brustkrebs zu sterben.

„Aus diesen Gründen wird die Brustdichte im deutschen Mammografie-Screening-Programm in der Regel nicht geprüft und den Frauen auch nicht mitgeteilt.“ Teilnehmerinnen haben aber – wie bei allen Untersuchungen – die Möglichkeit, aktiv nach ihrer Brustdichte zu fragen und sich die Röntgenbilder aushändigen zu lassen.

Quellen:

  1. doi 10.1016/ S0140-6736(25)00803-7;
  2. S3-Leitlinie: www.hausarzt.link/vinK1,
  3. Mitteilung des SMC vom 21. Mai;
  4. www.gesundheitsinformation.de
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