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Serie "Krankheiten unter dem Radar"Brustkrebs bei Männern: Jeden Knoten abklären

Jede Veränderung an der Brust könnte ein Mammakarzinom sein – auch bei Männern. Doch viele Patienten nehmen die Symptome nicht ernst und suchen erst nach mehreren Monaten eine Arztpraxis auf. Umso wichtiger ist es, rasch adäquate diagnostische Maßnahmen einzuleiten.

Ein bösartiger Tumor der Brust kommt bei Männern sehr selten vor. Betroffen ist etwa 1 von 100.000 Männern.

Bei Männern wird ein Mammakarzinom häufiger erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt als bei Frauen. Dementsprechend schlechter sind die Überlebensraten.

Ursache für die schlechtere Prognose bei Männern sind nicht etwa aggressivere Tumore, sondern die Tatsache, dass Männer auffällige Befunde oft ignorieren und auch in ärztlichen Praxen viel Zeit verloren geht, bis eine adäquate Diagnostik und Therapie eingeleitet werden, erklärte Prof. Dr. Rachel Würstlein, leitende Oberärztin am Brustzentrum der Frauenklinik der Universität München.

Auch bei dem vorgestellten Patienten (s. Kasuistik oben) wurde der neu aufgetretene Tastbefund in der linken Brust zunächst nicht ernst genommen und die weitere Abklärung verschleppt. Vieles lief schlecht: Weder bildgebende Maßnahmen noch eine Biopsie wurden durchgeführt, die pathologische Beurteilung war zunächst fehlerhaft, der Patient wurde nicht ins Brustzentrum überwiesen.

“Das sind Fehler, die wir immer wieder sehen”, so Prof. Würstlein. Stattdessen operierte der Dermatologie zweimal mit der Folge, dass zwar aufgrund seines Nachhakens die richtige Diagnose gestellt wurde, es aber zu einer erheblichen zeitlichen Verzögerung von etwa einem Dreivierteljahr kam und die Resektionsgrenzen und somit auch die Gesamtgröße des Tumors unklar blieben.

Eine Komplettierungs- und Sentinel-Operation musste nachgeholt werden. Diese Gesamtkonstellation führte zu einer starken psychosozialen Belastung und Traumatisierung des Patienten.

Zeitverluste vermeiden

“Entscheidend ist, dass Veränderungen an der Brust auch beim Mann abgeklärt werden müssen wie bei einer Frau”, erklärte Prof. Würstlein. Tastbare Knoten, einseitige Veränderungen, Hauteinziehungen und -veränderungen, Mamillensekretion, aber auch Veränderung in der Achselhöhle sind bei Männern unbedingt weiter zu untersuchen (Tab.1 unten).

Betroffene mit einem abklärungsbedürftigen Befund sollten sich umgehend an ein Brustzentrum oder einen Radiologen wenden, um eine Mamma-Diagnostik mit Mammografie, Ultraschall oder ggf. eine Biopsie durchführen zu lassen. Chirurgen sind laut Prof. Würstlein hierfür keine geeigneten Ansprechpartner, und Gynäkologen können Untersuchungen bei Männern oft nicht abrechnen.

Übersehen wird eine Brustveränderung manchmal bei Sportlern mit entzündeter Brustwarze. Ursache für eine solche Reizung ist meistens das Reiben des T-Shirts. Jedoch kann auch hier eine Mamma-Diagnostik sinnvoll sein, vor allem wenn die Beschwerden nicht von selbst wieder zurückgehen.

Ist ein Mammakarzinom bereits weit fortgeschritten, können auch unspezifische Symptome wie beispielsweise Gewichtsabnahme und Leistungsminderung im Vordergrund stehen. Die häufigste Differenzialdiagnose ist die Gynäkomastie, eine gutartige Veränderung, die zusammen mit Urologie und Endokrinologie abgeklärt werden sollte.

Familiäres Risiko berücksichtigen

Besondere Aufmerksamkeit benötigen Männer aus Familien mit BRCA-Mutationen, denn bei ihnen besteht ein erhöhtes Risiko für Brust- und Prostatakarzinome. Bei Verdacht auf ein genetisch bedingtes Risiko sollten sich die Patienten in einem Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs vorstellen, hier können eine Beratung und gegebenenfalls ein Gentest erfolgen (Tab. 2 unten).

Ein Früherkennungsprogramm für Männer gibt es zwar nicht, aber sie sollten ggf. über ihr familiäres Risiko informiert werden, ihre Brust regelmäßig selbst untersuchen und bei Auffälligkeiten an Brust oder Achselhöhle unverzüglich ärztlichen Rat einholen.

Andere Risikofaktoren wie z.B. Orchitis, Hodenhochstand, Adipositas, Hormontherapie für Transsexuelle, Klinefelter-Syndrom, afrikanische Herkunft und Strahlenexposition sind wesentlich seltener die Ursache eines Mammakarzinoms.

Quellen:

1. Gespräch mit Prof. Dr. med. Rachel Würstlein, Leitende Oberärztin Brustzentrum, Frauenklinik der Universität München

2. S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Stand Juni 2021

3. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. Mammakarzinom des Mannes, Stand 2016

4. Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e.V. (AGO). Diagnostik und Therapie früher und fortgeschrittener Mammakarzinome, Version 2025;

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