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Praxis UpdateSkabies: „Eine Milbe reicht für den Befall“

Bei einem Milbenbefall müssen die Spinnentiere äußerst aufwendig beseitigt werden. Oft versagt die Therapie aufgrund von Anwendungsfehlern. Worauf man unbedingt achten sollte, erklärte Prof. Christiane Bayerl beim Praxis Update.

Besonders dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben, können sich Skabiesmilben verbreiten.

Wiesbaden. Krätzmilben kommen weltweit vor und können jeden befallen. „Eine einzige Milbe kann für einen Befall ausreichen“, betonte Prof. Christiane Bayerl von den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden beim Praxis Update 2025. Weibliche Krätzmilben leben zwischen vier und sechs Wochen und produzieren in dieser Zeit zwischen zwei und vier Eier pro Tag.

Übertragen werden die Parasiten einerseits durch direkten Haut-zu-Haut-Kontakt. Da sie sich aber nur langsam bewegen, setzt eine Übertragung einen längeren engen und kontinuierlichen Haut-zu-Haut-Kontakt von etwa zehn Minuten voraus [1]. Andererseits kann Skabies auch indirekt über infizierte Hautschuppen übertragen werden, dieser Übertragungsweg ist aber deutlich seltener.

Risikofaktoren für Skabies sind Kontakt mit Haushaltsmitgliedern mit Juckreiz, fehlender Seifengebrauch, geteilte Betten, geteilte Kleidungsstücke, seltenes Baden, Anwesenheit von Haustieren und männliches Geschlecht, berichtet Bayerl und verwies auf Studienergebnisse [2].

Der Milbenbefall sei mit dem Auflichtmikroskop durch das „Drachenfliegerzeichen“, eine bräunliche, dreieckige Struktur am Ende eines Milbengangs, gut zu erkennen, erklärte die Dermatologin. Dabei handle es sich um den Kopf der Milbe mit den Bohrwerkzeugen. Tipp: „Wenn Sie kein Dermatoskop zur Hand haben, funktioniert das auch ganz gut mit der Vergrößerung der Handykamera.“

Bei Kindern fallen die Symptome Bayerl zufolge anders aus als bei Erwachsenen: „Bei Kindern zeigen sich bei gewöhnlicher Skabies häufig Bläschen, vor allem an den Handflächen und Fußsohlen, und bei Säuglingen ist oft auch die Kopfhaut befallen, das ist bei Erwachsenen nicht der Fall.“ Die therapeutische Konsequenz: Bei Säuglingen muss der Kopf immer mitbehandelt werden.

Therapie der Wahl: Permethrin-Creme

„Hauptziel der Behandlung ist die Abtötung von Milben und Eiern“, betonte die Expertin. Mittel der ersten Wahl ist bei Skabies Permethrin 5 % Creme (wirkt akarizid und ovizid) mit Wiederholung nach 7-14 Tagen. Zugelassen ist die Creme ab dem 3. Lebensmonat. Bei der richtigen Behandlung der gewöhnlichen Skabies gebe es allerdings einiges zu beachten, so Bayerl.

  1. „Sie müssen eine 60-g-Tube rezeptieren, und die muss bei einem Erwachsenen nach der Behandlung auch aufgebraucht sein.“ Die Nägel müssen vor dem Auftragen der Creme gekürzt werden (besonders wichtig bei Kunstfingernägeln!). Außerdem wichtig: Vor der Behandlung nicht duschen, da die lipophile Creme sonst nicht gut wirkt.
  2. Die Creme muss hinter die Ohren, unter die Brüste und in jede Hautfalte geschmiert werden. „Auch der Genitalbereich – Schamlippen, Eichel, Vorhaut – muss mitbehandelt werden. Wichtig: Anschließend nicht Hände waschen – sonst ist der Effekt an den Händen weg!“ erklärte Bayerl.
  3. Morgens soll der Patient duschen und frisch gewaschene Kleidung anziehen. Die Bettwäsche muss abgezogen und bei 60°C gewaschen werden, ebenso die getragene Kleidung.
  4. Wichtig: Kleidung, die nicht gewaschen werden kann, sollte in einen dicken Müllsack gepackt und dieser mit einem Knoten zugemacht werden. Der Müllsack muss vier Tage in der warmen Wohnung verbleiben – „wird der Sack auf den kalten Balkon gestellt, geht die Milbe in ein Überlebensstadium über, stirbt aber nicht. Das passiert nur, wenn sie weiterwächst und im Müllsack irgendwann keinen Sauerstoff mehr bekommt“, erklärte die Dermatologin. Alles, was nicht in einen Sack gepackt werden kann, sollte abgesaugt werden (Staubsaugerbeutel danach entsorgen!) – „Das ist ein Riesenaufwand“, fasste Bayerl zusammen.
  5. Erst 36 Stunden nach Behandlungsbeginn sind die Patientinnen und Patienten nicht mehr infektiös. Enger Körperkontakt sollte daher bis 36 Stunden nach Beendigung der Therapie vermieden werden.
  6. In der Praxis habe es sich als günstig erwiesen, parallel zur ersten topischen Therapie systemisch mit oralem Ivermectin zu behandeln, laut Bayerl ist die Gabe ab einem Alter von sechs Jahren möglich. Eine systemische Therapie mit Ivermectin allein sei nicht ausreichend, da das Mittel nur ovizid und nicht akarizid wirke. Bei der oralen Therapie seien Medikamenteninteraktionen zu beachten: Parallel sollte keine Einnahme von Morphin, Carbamazepin und Verapamil erfolgen. Cave: In der Schwangerschaft ist Ivermectin oral kontraindiziert.
  7. Die gleichzeitige Mitbehandlung aller Kontaktpersonen ist obligat.

Tipp bei Sprachbarrieren

Wenn die Therapie versage, liege das meist an Anwendungsfehlern, die sich mit einer guten Aufklärung vermeiden ließen, betonte die Dermatologin. Gerade bei Sprachbarrieren sei dies problematisch. Tipp: „Der Verein für bildgestützte Sprachförderung und Kommunikation hat ein anschauliches Infoblatt zu Skabies in 18 Sprachen erstellt“, so Bayerl. (www.hausarzt.link/maxp7, unter Buchstabe „S“ wie Skabies)

Nach der Behandlung verblieben in einigen Fällen Skabies-Granulome – rote Papeln, bei denen es sich allerdings nicht um einen aktiven Skabies-Befall handle. „Das muss man den Patienten psychologisch erklären, viele denken, die Erkrankung flamme wieder auf.“ Diese Stellen könne man lokal mit einem topischen Steroid oder einem Calcineurin-Inhibitor behandeln.

Skabies crustosa: hochinfektiös

Eine besonders schwere Form der Skabies ist die Skabies crustosa, auch bekannt als „Borkenkrätze“. Bei den Betroffenen können sich die Milben ungehemmt vermehren, sodass bis zu mehrere Millionen auf und in der Haut angesiedelt sein können. Skabies crustosa tritt vor allem bei Menschen mit Immunschwäche auf und war in einer Studie mit einer Sterblichkeit von sechs Prozent aufgrund von Superinfektionen verbunden, berichtete Bayerl [3].

Als Folge der bakteriellen Sekundärinfektionen sind Erysipele, Lymphangitis und akute Glomerulonephritis beschrieben. Überproportional häufig betroffen sind auch Personen mit Verhaltensanomalien, ausgeprägter Demenz oder starker Einschränkung in der Möglichkeit sich zu kratzen (z.B. mit Paresen oder Paraplegie) [1].

Im Gegensatz zur gewöhnlichen Skabies ist die Skabies crustosa hochinfektiös, betonte Bayerl. Das Problem an der Sache: „Die Erkrankung ist schwer zu erkennen. Sie sehen Hyperkeratosen, denken vielleicht an Ekzeme oder Psoriasis – aber die Milbengänge sind bei dem Krankheitsbild natürlich oft nicht mehr zu erkennen. Da können Sie sich in Nullkommanichts anstecken – das ist bei einer normalen Skabies nicht der Fall.“

Menschen mit Skabies crustosa sollten umgehend isoliert und möglichst stationär behandelt werden. Im Gegensatz zur gewöhnlichen Skabies muss bei Skabies crustosa auch bei Erwachsenen der Kopfbereich mitbehandelt werden. Alle Kontaktpersonen von Patientinnen und Patienten mit Skabies crustosa der letzten sechs Wochen vor Manifestation der Erkrankung sollen untersucht werden. Das gilt auch für Personen mit nur kurzem Haut-zu-Haut-Kontakt.

Weitere Quellen: 1. RKI-Ratgeber zu Skabies: www.hausarzt.link/aUx2C, 2. doi 10.1111/tmi.14058

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