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Serie KompressionNässende Dermatosen sind keine Kontraindikation

Viele Patienten mit nässenden Dermatosen erhalten keine Kompressionstherapie, zumal sich auch die Leitlinien dazu eher kritisch äußern. Im Folgenden soll daher die medizinische Kompressionstherapie bei nässenden Dermatosen differenziert dargestellt werden.

Als "ausgeprägte nässende Dermatosen" werden meist akute, exsudative Ekzeme bezeichnet.

In der aktuellen AWMF-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie mit dem Titel “Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK)” werden in der Empfehlung 32 “ausgeprägte nässende Dermatosen” als Risiko für die medizinische Kompressionstherapie genannt.

In solchen Fällen sollte die Therapieentscheidung unter Abwägen von Nutzen und Risiko sowie der Auswahl des am besten geeigneten Kompressionsmittels getroffen werden [3].

Die Aussagen in der Leitlinie sind inhaltlich vollkommen richtig, werden aber oft nicht korrekt verstanden bzw. umgesetzt, so dass im klinischen Alltag viele Patienten mit nässenden Dermatosen keine Kompressionstherapie erhalten.

Nässende Dermatosen

Als “ausgeprägte nässende Dermatosen” werden meist akute, exsudative Ekzeme bezeichnet. Im Kontext der Kompressionstherapie geht es hierbei um eine klinische Manifestation dieser Ekzeme an den Unterschenkeln (Tab. 1 links) [5]. Ekzeme werden synonym auch als Dermatitis oder Juckflechte bezeichnet.

Es handelt sich dabei um nicht-infektiöse Entzündungsreaktionen der Haut, die durch eine Vielzahl exogener oder endogener Faktoren bedingt sein können. Grundsätzlich wird zwischen akuten und chronischen Ekzemen sowie zwischen verschiedenen Ursachen und Morphologien differenziert. Akute Ekzeme verlaufen in verschiedenen Stadien.

Insbesondere im Stadium madidans kommt es zu exsudativen, erosiven Verläufen. Dies ist eine rein symptomatische Beschreibung der Hautveränderungen, die keinerlei Rückschlüsse auf die zugrundeliegende Genese zulässt [5].

Diagnostik von Ekzemen

Stauungsekzeme treten typischerweise bei chronischer venöser Insuffizienz (CVI) auf. Sie ist initial meist im distalen Unterschenkeldrittel lokalisiert, im Krankheitsverlauf kann aber auch der gesamte Unterschenkel betroffen sein (Abb. 1 unten).

Die Basis der konservativen und präventiven Maßnahmen ist die Kompressionstherapie. Zudem sollte eine interventionelle Behandlung der CVI erwogen werden, wenn eine Stammveneninsuffizienz bzw. Varikose vorliegt. Irritative bzw. toxische Kontaktekzeme entstehen an den Unterschenkeln oft durch ein insuffizientes Exsudatmanagement im Bereich von Verbänden.

Diese Ekzeme sind scharf auf das Gebiet des Kontakts mit der Noxe begrenzt (Abb. 2 unten). Bei der Behandlung muss eine Veränderung der relevanten exogenen Faktoren erfolgen, beispielsweise durch häufigere Verbandwechsel, angepasstes Verbandmaterial mit hoher Aufnahmefähigkeit und guter Retention sowie adäquatem Hautschutz.

Allergische Kontaktekzeme entwickeln sich nach wiederholtem Kontakt zu Allergenen. Es liegt dann eine T-zellvermittelte Typ IV-Immunantwort nach Coombs und Gell vor. Es kommt zu Juckreiz, verzögertem Auftreten der Ekzeme einige Tage nach Allergenkontakt und unscharfer Begrenzung der Ekzeme mit Streuphänomenen über die eigentliche Kontaktfläche hinaus.

Durch eine Epikutan-Testung können die potenziellen Kontaktallergene objektiviert werden. Die Meidung der relevanten Allergene ist die wichtigste therapeutische Maßnahme.

Asteatotische Ekzeme, synonym auch als Exikkations- oder Austrocknungsekzeme bezeichnet, entstehen bei sehr trockener Haut. Diese Xerosis cutis tritt mit zunehmendem Lebensalter häufiger auf und verursacht Juckreiz und Kratzexkoriationen.

Sehr trockene Haut tritt auch bei einem großen Teil der Patienten unter Kompressionstherapie auf. Eine falsche Körperpflege kann die Befunde verschlimmern. Bei vielen Ekzemen können Anamnese und klinische Untersuchung bereits gute Hinweise auf die Ursache liefern.

Bei einer Impetigenisierung sollten bakteriologische Abstriche erfolgen. Wenn Schuppen vorliegen, kann eine mykologische Untersuchung durchgeführt werden. In Einzelfällen kann eine Biopsie erwogen werden, um beispielsweise Neoplasien auszuschließen [5]. Es handelt sich um ein oft chronisch verlaufendes Ekzem.

Therapie der Ekzeme

Symptomatisch können akute Ekzeme topisch mit Glukokortikoiden behandelt werden. Hierbei ist die Galenik der Präparate zu beachten. Es stehen z.B. Salben, Cremes und Lotionen zur Verfügung [6]. Bei einer ausgeprägt nässenden Dermatose könnte z.B. ein hochpotentes Glukokortikoid wie Betamethason als Lotion 1-2 mal/Tag für die Akutbehandlung genutzt werden.

Bei Impetigenisierung sollten zudem Antiseptika eingesetzt werden. Nach dem Abklingen der inflammatorischen Phase spielen Hautpflegeprodukte eine wichtige Rolle in der Prävention neuer Hautveränderungen. Hier sollten Präparate z.B. mit 5-10 Prozent Urea eingesetzt werden. Viele Hautpflegeprodukte haben gleichzeitig auch eine hautschützende Wirkung. Ansonsten können Hautschutzpräparate mit Vaseline und Paraffin oder filmbildenden Substanzen mit Silikon oder Acrylaten genutzt werden [4].

Verbände häufiger wechseln

Für die medizinische Kompressionstherapie können verschiedene Materialien eingesetzt werden (Tab. 2 unten) [2]. Grundsätzlich können alle diese Materialien auch bei Menschen mit ausgeprägten nässenden Dermatosen verwendet werden.

Es ist aber darauf zu achten, dass die Verbände während der Therapie nicht komplett durchnässt sind. Daher kann es notwendig sein, die Intervalle der Wechsel häufiger, ggf. auch für einige wenige Tage 1-2 mal/Tag durchzuführen.

Zudem sollten Verbandmittel ausgewählt werden, die ein hohes Aufnahmevermögen und eine gute Retention auch unter der Kompressionstherapie haben. Unter wirtschaftlichen Aspekten ist zu überlegen, ob initial waschbare Materialien eingesetzt werden.

Fazit für die Praxis

Ekzeme sind nicht-infektiöse Hauterkrankungen, die sehr unterschiedliche Ursachen haben können. Bei keinem Ekzem, das ausgeprägte nässende Dermatosen verursacht, liegt eine grundsätzliche Kontraindikation gegen eine medizinische Kompressionstherapie vor.

Im Gegenteil, da die meisten akuten Ekzeme auch mit Ödemen einhergehen, profitieren die Betroffenen von einer Kompressionstherapie.

Es sollte allerdings individuell sowohl überlegt werden, welche Materialien eingesetzt werden als auch welche Lokaltherapien zur Behandlung der nässenden Dermatose durchgeführt werden können. Dafür sind interdisziplinäre und interprofessionelle Behandlungsansätze notwendig.

Co-Autoren: Kerstin Protz, Stephan Eder, Severin Läuchli, Markus Stücker, Jürg Traber

Interessenskonflikte

Prof. Dr. Joachim Dissemond: 3M, Curea, medi, Mölnlycke, Juzo, Lohmann&Rauscher, Smith&Nephew, Thuasne und Urgo. Kerstin Protz: Bauerfeind, Curea, Juzo, medi, Lohmann&Rauscher, Hartmann und Urgo. Dr. Stephan Eder: Urgo und Hartmann. PD Dr. Severin Läuchli: Kerecis und Urgo. Prof. Dr. Markus Stücker: Bauerfeind, Juzo, Viatris, Mölnlycke, medi, Huntleigh Healthcare, Rheacell und Urgo. Dr. Jürg Traber: Urgo und PIOMIC.

Literatur

  1. Dissemond J, Assenheimer B, Gerber V et al. Flüssigkeit-assoziierte Hautschäden (FAH): Eine Best-Practice Empfehlung von Wund-DACH. J Dtsch Dermatol Ges 2021; 19: 815–827
  2. Protz K, Eder S, Läuchli S, Partsch H, Stücker M, Traber J, Dissemond J. Einteilung und Nomenklatur der aktuellen Materialien zur Kompressionstherapien. Dermatologie 2023; 74: 270–281
  3. Rabe E, Földi E, Gerlach H et al. Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). Hautarzt 2021; 72): 137–152
  4. Stücker M, Eder S, Läuchli S et al. Kompressionstherapie und Hautpflege. WUNDmanagement 2018; 12: 322-324
  5. Tasdogan A, Moelleken M, Dissemond J. Ekzeme der Wundumgebung: Genese, Diagnostik und Therapie. Z Gerontol Geriatr 2023; 56: 505–515
  6. Wohlrab J, Staubach P, Augustin M et al. S2k-Leitlinie zum Gebrauch von Präparationen zur lokalen Anwendung auf der Haut. J Dtsch Dermatol Ges 2018; 16: 376–392
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