Bad Orb. Für ihr herausragendes Engagement für die hausärztliche Fortbildung und die Entwicklung der Allgemeinmedizin in den vergangenen Jahrzehnten wurden am Donnerstagabend (17. Oktober) bei einem Galaabend anlässlich der 50. practica in Bad Orb zwei Hausärzte geehrt. Prof. Frank Mader, Gründer der practica, wurde die erstmals ausgelobte Braun-Erxleben-Medaille des Instituts für hausärztliche Fortbildung (IHF) verliehen. Anschließend wurde der langjährige IHF-Vorstand Dr. Hans-Michael Mühlenfeld mit emotionalen Worten durch das IHF-Team, langjährige Wegbegleiter und im Beisein seiner Familie in den Ruhestand verabschiedet.
Beide, Mader und Mühlenfeld, hätten in Bad Orb „entscheidende Impulse für die Zukunft der Allgemeinmedizin“ gesetzt, lobte Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Co-Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, bei dem Festabend. Dass sie die Bedeutung der Praxisteams schon so früh erkannt haben und bereits in den 1980er Jahren Kurse speziell für Praxismitarbeiterinnen auf der practica stattgefunden hätten, sei ein besonderer Verdienst der beiden gewesen.
Die practica, die in diesem Jahr bereits zum 50. Mal stattfindet und heute Europas größter allgemeinmedizinischer Seminarkongress ist, sei „eng mit der Entwicklung der Allgemeinmedizin verbunden“, hob Co-Bundesvorsitzender Dr. Markus Beier hervor. Sie sei ein zentraler Bestandteil des Weges gewesen, eine Identität für die Hausarztmedizin zu schaffen und zeitgleich ihre Vielfalt zu bewahren.
Braun-Erxleben-Medaille für Mader
Mit seinem Engagement habe er zeit seines Lebens dazu beigetragen, der Allgemeinmedizin zu dieser Identität zu verhelfen und ihr Gewicht zu verleihen, lobte Mühlenfeld in seiner Laudatio für Mader. Gemeinsam mit seinem Nachfolger Ruben Bernau übergab Mühlenfeld die erstmals verliehene Braun-Erxleben Medaille – als besondere Anerkennung für nachhaltiges Engagement im Bereich des hausärztlichen Kompetenzerhalts – an Mader. Mit dem Preis möchte das IHF Kolleginnen und Kollegen ehren, die über die Förderung und Entwicklung von Fortbildungen die Fachgruppe ganz erheblich gestärkt haben.
Ihr Name ist angelehnt an die 1751 geborene Dorothea Christiane Erxleben, die die erste promovierte Ärztin Deutschlands war, sowie an den 1914 in Wien geborenen Robert Nikolaus Braun, der sich für das Ansehen der Allgemeinmedizin verdient gemacht hat. Braun sei ihm selbst bedeutender Lehrer und Vorbild gewesen, sagte Mader im Anschluss an die Verleihung der Medaille.
Besondere Überraschung für Mühlenfeld
Ebenfalls gewürdigt wurde die Arbeit von Dr. Hans-Michael Mühlenfeld, der nach 20 Jahren seine Vorstandsarbeit im IHF beendet und sein Amt an Ruben Bernau übergibt. „Wenn du von etwas überzeugt bist, dann kniest du dich voll rein – das hat dich und deine Arbeit immer ausgezeichnet“, lobte Ulrich Weigeldt, Ehrenvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes und langjähriger Begleiter Mühlenfelds, in seiner Laudatio. Zusammen mit Prof. Frank Mader und Dr. Diethard Sturm habe Mühlenfeld mit der practica bedeutende Spuren hinterlassen – „auch weil der Fokus stets auf Qualität und Praxisnähe lag“, so Weigeldt.
Volles Vertrauen legt er nun in Nachfolger Ruben Bernau. Er arbeite mit „ebenso tiefer innerer Überzeugung“ wie Mühlenfeld und werde das Feld daher nun weiter gut bestellen, so Weigeldt.
Bernau selbst dankte seinem Vorgänger in einer emotionalen Rede für die „jahrzehntelange gute Vorbereitung“ und „Freundschaft“, die über die Jahre entstanden sei. „Wir sind Brüder im Geiste.“
Gemeinsam mit dem gesamten Team des IHF, langjährigen Wegbegleitern und akademischen Vorbildern wie Prof. Martin Scherer verabschiedeten Bernau und Weigeldt Mühlenfeld gemeinsam mit den Hausärztinnen und Hausärzten in Bad Orb mit langem Beifall, sehr persönlichen Worten und Geschenken in den Ruhestand. Als besondere Überraschung hatte das IHF die Familie von Mühlenfeld nach Bad Orb eingeladen. Dass seine Frau erstmals bei einer practica dabei war und auch seine Enkel mitfeierten, bewegte Mühlenfeld sichtlich.