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FrüherkennungScreening senkt Brustkrebs-Sterblichkeit

Seit 20 Jahren gibt es das Mammografie-Screening für Frauen in Deutschland. Das Programm ist wirksam, wie eine neue Studie zeigt. Doch wichtig bleibt die ärztliche Beratung.

Ob Frauen am Brustkrebs-Screening teilnehmen, sollten sie für sich nach Kenntnis von Nutzen und Risiken abwägen.

Berlin. Das Mammografie-Screening für Frauen trägt einer Studie zufolge deutlich zur Senkung der Brustkrebs-Sterblichkeit in Deutschland bei. Das vor 20 Jahren eingeführte, von allen Krankenkassen angebotene Früherkennungs-Programm senkt die Todesfallzahlen und erhöht die Heilungschancen für erkrankte Frauen, wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) am Mittwoch (9.7.) mitteilte. Unter den 50- bis 69jährigen Teilnehmerinnen war die Brustkrebs-Sterblichkeit demnach über eine Nachbeobachtungszeit von bis zu zehn Jahren um 20 bis 30 Prozent geringer als bei den Nichtteilnehmerinnen. Inzwischen übernehmen die Krankenkassen die Kosten für das Screening auch für Frauen bis 75 Jahre.

„Dabei handelt es sich um eine konservative Schätzung“, sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini. Der Nutzen werde eher unterschätzt. Die Wissenschaftler kombinierten vier unterschiedliche methodische Ansätze, um den verschiedenen Herausforderungen zu begegnen: So gehen aufgrund der besseren Therapie etwa seit Anfang der 1990er Jahre die Todesfälle durch Brustkrebs zurück und „überlagern“ somit den Effekt des Screenings, so die Autoren.

Da das Screening bundesweit zur gleichen Zeit eingeführt wurde, gab es keine regionale Kontrollgruppe, und die Einladungsdaten dürfen wegen des Datenschutzes nicht gespeichert werden. Eine randomisiert kontrollierte Studie war damit ausgeschlossen.

Verschiedene Methoden kombiniert

Die Forscher stützten sich daher auf Beobachtungsstudien. Es wurden Daten aus den Jahren 2009 bis 2018 berücksichtigt, dabei wurden Quellen wie Abrechnungsdaten der Krankenkassen und Krebsregisterdaten kombiniert und mit mehreren Methoden, unter anderem einem erweiterten Kohortenabgleich, ausgewertet. Der „Kassenansatz“ ergab eine niedrigere Sterblichkeit der Teilnehmerinnen an Brustkrebs von 30 Prozent. Der „Bevölkerungsansatz“ eine Spannbreite von 10 bis 34 Prozent, wobei die plausibelste Schätzung zwischen 20 und 30 Prozent liege.

Der Kohortenabgleich ergab, dass Screeningteilnehmerinnen prognostisch günstigere Tumore gegenüber Nichtteilnehmerinnen haben. Mit einer Mammografie lassen sich Tumore oft finden, bevor sie sich ertasten lassen – und je früher ein Karzinom erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Fortgeschrittener Brustkrebs, bei dem es bereits Metastasen gibt, sei nach wie vor in der Regel nicht heilbar, erklärte Klaus Kraywinkel, Leiter des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut (RKI).

Die Analyse des Screening-Programms wurde vom BfS koordiniert und von der Universität Münster federführend durchgeführt. Finanziert wurde die Studie von Bundesumwelt- und -gesundheitsministerium.

Vermeintliche Sicherheit und Übertherapie

Doch die ärztliche Beratung bleibt angesichts auch der neuen Daten weiter wichtig. Denn beim Screening gilt es, Nutzen und Risiken abzuwägen. Der Gemeinsame Bundesausschuss stellt die Risiken in einer Entscheidungshilfe (s. Abb.) gut verständlich dar. Ebenso hilfreich in der ärztlichen Beratung der Frauen sind die Faktenbox des Harding Zentrums.

Die Zahlen in Entscheidungshilfe und Faktenbox unterscheiden sich laut Harding Zentrum leicht, weil die der Entscheidungshilfe auf Schätzungen für den 20-Jahreszeitraum beruhten, die Faktenbox bezieht sich auf Studiendaten über elf Jahre. Das Harding Zentrum weist zudem darauf hin, dass durch das Screening zwar die Todesfälle durch Brustkrebs sinken, nicht aber die „Gesamtzahl an Frauen, die an Krebs sterben“.

Risiken des Mammographie-Screenings

Einen potenziellen Nutzen haben nur erkrankte Frauen – das Risiko, etwa durch die Röntgenstrahlung, tragen hingegen alle Teilnehmerinnen. Die Untersuchung bestätige, dass der Nutzen des Screenings weitaus größer ist als das sehr geringe zusätzliche Krebsrisiko durch die Röntgenstrahlung bei der Untersuchung, erklärte Paulini.

Geschätzt etwa 7 von 100.000 Frauen, die regelmäßig am Screening teilnehmen, entwickeln einen bösartigen Tumor, der auf die Strahlenbelastung zurückzuführen ist, wie Hans-Christian Kolberg, Chefarzt der Frauenklinik am Marienhospital Bottrop, erklärt. „Das ist eine verschwindend geringe Wahrscheinlichkeit.“

Ein weiterer auf das Screening zurückgehender Risikofaktor sind Übertherapien, also Behandlungen von Tumoren, von denen keine Gefahr ausgeht.

ist Experten zufolge, dass sich teilnehmende Frauen vermeintlich sicher fühlen und seltener ihre Brust abtasten. Hinzu kommen Übertherapien – also die Behandlung von Tumoren, von denen keine Gefahr ausgeht.

Problem: dichtes Brustgewebe

Zudem fühlten sich die Teilnehmerinnen auch vermeintlich sicher und tasten daher seltener ihre Brust ab. Geschätzt etwa jede zehnte Frau hat extrem dichtes Brustgewebe. Und gerade bei sehr dichtem Gewebe sei die Mammographie nicht geeignet, erklärt Christiane Kuhl, Direktorin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der RWTH Aachen. Aktuell würden 20 bis 30 von 100 Frauen mit Brustkrebs nach dem Screening als gesund nach Hause geschickt. Der Tumor falle dann oft erst bei einer Tastuntersuchung als Intervallkarzinom auf – oder erst bei späteren Mammografien.

Rund 16 Prozent der beim Screening gefundenen Karzinome hätten bereits Metastasen gebildet, seien also zu spät gefunden worden. Ausgerechnet bei den biologisch aggressiven Karzinomen versage die Mammografie zu oft. Laut Kuhl sei bei dichtem Brustgewebe die Magnetresonanztomographie (MRT) besser geeignet, für die es die höchste Evidenz gebe. Dieses Verfahren liefere umso bessere Nachweise, je aggressiver ein Karzinom sei.

Quelle: mit dpa

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