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"Studien seziert"Wie effektiv ist die Masern-Postexpositionsprophylaxe?

Selbst Länder mit einer hohen Masern-Durchimpfungsrate wie Deutschland haben damit zu kämpfen, die Impfraten aufrechtzuerhalten. Immer wieder kommt es zu Masern-Ausbrüchen. In solchen Fällen kann eine Postexpositionsprophylaxe (PEP) – entweder durch Impfung oder Immunglobuline – in Frage kommen. Wie effektiv die PEP vor Masern schützt, hat eine Metaanalyse untersucht.

Im Rahmen einer Postexpositionsprophylaxe kann ein MMR-Impfstoff zur Anwendung kommen.

Die Ergebnisse

Eine der analysierten Studien umfasste nur erwachsene Studienteilnehmende, drei Studien nur Kinder und fünf Studien sowohl Erwachsene als auch Kinder. Schwangere und immunschwache Personen waren in den Studien selten (16 bzw. 13 Personen).

In den Studien, in denen Ig verabreicht wurden, wurden die Antikörper teils i.m. verabreicht (0,2 bis 0,5 mL/kg, nur in zwei Studien wurden dabei Angaben zur Masern-Ig-Konzentration gemacht: 10 bzw. 45 IU/mL), teils i.v. (400 mg/kg KG, dies wird auch vom RKI empfohlen). Die Ig wurden innerhalb der ersten 7 Tage nach Kontakt verabreicht, der Masern-Impfstoff innerhalb von 72 Stunden.

  • Infektionsraten: Zu diesem Endpunkt konnten die Ergebnisse aller neun Studien einbezogen werden. Die Infektionsraten lagen demnach nach Ig-PEP zwischen 0 und 30 Prozent und nach Impfstoff-PEP zwischen 0 und 15 Prozent.
  • Effektivität der PEP, gemessen im Vergleich mit keiner PEP (zu diesem Endpunkt konnten nur sieben der neun Studien bewertet werden): Die Effektivität der Ig-PEP lag zwischen 76 Prozent (95 %-Konfidenzintervall (KI): 0 – 94!) und 100 Prozent (95 %-KI: 56,2 – 99,8 Prozent). Die Effektivität der Impfstoff-PEP lag zwischen 83,4 Prozent (95 %-KI: 34,4 – 95,8) und 100 Prozent (95 %-KI nicht bestimmbar!). Mehr Angaben zur jeweiligen Studienpopulation in Abb.1.

Insgesamt scheint die Impfstoff-PEP den Daten zufolge also besser zu schützen als die Ig-PEP. Das Team bemerkt, dass die Daten zu Schwangeren und Immunschwachen aufgrund der geringen Teilnehmerzahl extrem limitiert sind, numerisch habe sich aber nach Masern-PEP keine Person in beiden Gruppen infiziert.

Schwere Ereignisse nach PEP: Zu diesem Endpunkt konnte das Team lediglich Daten aus einer Studie auswerten. Die 63 Teilnehmer hätten die Ig-Gabe gut toleriert, bei zwei Personen sei bis Tag 7 nach Entlassung aus der Klinik selbstlimitierendes Fieber der Stufe 1 aufgetreten.

Einschätzung des Studienteams

“Unsere Daten zeigen, dass eine Masern-PEP, entweder als Immunglobuline oder als Impfung, wahrscheinlich effektiv ist, um Masern-Infektionen zu verhindern”, schreibt das Team.

Die Studien seien allerdings sehr heterogen und zeigten ein moderates bis deutliches Risiko für Verzerrungen, da unter anderem Daten zu Intensität des Risikokontakts fehlten.

Das sagt die Expertin

von Dr. Marianne Röbl-Mathieu, Vorsitzende der NaLI-AG Masern/Röteln/HPV sowie seit 2024 stellvertretende Vorsitzende der STIKO

Bei den neun analysierten Studien handelt es sich ausschließlich um Beobachtungsstudien, die jedoch alle über eine Kontrollgruppe verfügen. Eine Stärke des Reviews besteht darin, dass nur Studien in den Blick genommen wurden, die nach Einführung der Standardimpfprogramme gegen Masern durchgeführt wurden.

Dennoch können Schlüsse wegen der bestehenden Limitationen nur mit aller Vorsicht gezogen werden; insbesondere sind wegen der geringen Fallzahlen keine belastbaren Aussagen zu zwei der drei Zielgruppen für die passive PEP möglich, nämlich Schwangere und immunkompromittierte Personen.

Die im Review ermittelten Maserninfektionsraten und Effektivitätsdaten nach PEP sprechen für die Wirksamkeit sowohl der Masernimpfung als auch der Ig-Gabe.

Das könnte bedeuten, dass auch die nach Einführung der Masernimpfung verfügbaren Ig-Produkte, für die ein niedrigerer Antikörpergehalt angenommen wird, ausreichend wirksam sind.

Eine Angabe der Herstellerfirmen über die Konzentration der im Produkt enthaltenen Masern-Ig wäre dennoch wünschenswert.

Weitere Quellen:

1. RKI-Ratgeber Masern: www.hausarzt.link/6NKMF

2. Epid Bull 2/2017: www.hausarzt.link/oDkXG

3. doi 10.1016/0264-410x(94)90049-3

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