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Serie "Krankheiten unter dem Radar"Anhaltende Schmerzen im Hals: Lieber zu früh als zu spät überweisen

Auch Männer können von HPV-induzierten Krebserkrankungen betroffen sein. Das humane Papillomavirus wird durch Sexualkontakte übertragen und führt jährlich bei etwa 1.900 Männern in Deutschland zu einem Oropharynxkarzinom. Die ersten Symptome sind meist unspezifisch. Umso wichtiger ist es, dass Sie bei länger andauernden Beschwerden im Halsbereich hellhörig werden.

Jährlich erkranken in Deutschland fast 2.900 Männer an einem durch HPV bedingten bösartigen Tumor.

“Dieser Patient hätte sehr wahrscheinlich davon profitiert, wenn er zu einem früheren Zeitpunkt HNO-fachärztlich mitbehandelt worden wäre”, so Priv.-Doz. Dr. med. Bernd Uhl von der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München.

Aufgrund der verzögerten Diagnose konnten der Tumor und die Lymphknotenmetastasen wachsen, was die Prognose des Patienten verschlechtert.

Beschwerden, die länger als drei Wochen andauern, ernst nehmen

Halsschmerzen können viele Ursachen haben, nur in seltenen Fällen steckt ein Tumor dahinter. Um Hinweise auf bösartige Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen, ist es wichtig, relevante Symptome im Zusammenhang mit Sprechen, Schlucken oder Atmen, die länger als drei Wochen andauern, ernst zu nehmen, erklärte Uhl.

Wenn anhaltende Schluckbeschwerden, insbesondere ein einseitiges Fremdkörpergefühl oder andere Symptome im Mund-Rachen-Raum nicht klar durch eine andere Erkrankung zu erklären sind, dann sollten sie weiter untersucht werden (s. Tab. unten).

Das gilt nicht nur für Befunde im Mund-Rachen-Raum, ebenso ist eine Schwellung am Hals verdächtig, auch wenn der klinische Befund ansonsten unauffällig ist. Vor allem bei HPV-positiven Oropharynxkarzinomen können bereits früh ein oder mehrere Lymphknoten befallen sein.

Eine solche Lymphknotenschwellung am Hals kann leicht mit Lymphknotenschwellungen bei entzündlichen Erkrankungen, wie beispielsweise einer Lymphadenitis colli bei einer Pharyngo-Laryngitis oder einer anderen Erkrankung verwechselt werden.

In einigen Fällen können Schwellungen oder Schleimhautveränderungen, die auf bösartige Veränderungen hinweisen, schon bei einer Inspektion der Mund-Rachen-Region bzw. des Halses erkannt werden. Doch gerade HPV-assoziierte Oropharynxkarzinome im Mandelbereich liegen oftmals unter dem Schleimhautniveau und fallen daher zunächst nicht auf.

Außerdem sind nicht alle Bereiche des Oropharynx der direkten Inspektion zugänglich, sodass manche Gewebsveränderungen weder durch den Patienten noch durch den Arzt direkt entdeckt werden können.

Zur weiteren Abklärung in die HNO-Praxis schicken

“Liegt keine gute Erklärung für die Symptome vor, z.B. eine echte Mandelentzündung, dann sollte man aufmerksam werden. Das gilt insbesondere auch dann, wenn jemand über fokussierte Schmerzen im Hals klagt, sich aber ansonsten gesund fühlt. Betroffene mit unklaren Symptomen sollte man lieber früher als zu spät zu einem Facharzt oder einer Fachärztin für HNO-Heilkunde überweisen, um ggf. die Zeit bis zum Beginn der tumorspezifischen Behandlung zu verkürzen”, so Uhl.

Ein mögliches Tumorrisiko sollte man vor allem auch dann im Kopf behalten, wenn man weiß, dass der Patient einen relevanten Tabak- bzw. Nikotinabusus und/oder Alkoholkonsum aufweist oder eine hohe Anzahl von Sexualpartnerinnen und -partnern und/oder Oralverkehr hat. Diese Faktoren erhöhen das Risiko für Kopf-Hals-Tumoren deutlich.

In der fachärztlichen Praxis kann die spezifische Abklärung durch Endoskopie/Spiegelung von Mundhöhle, Oro- und Hypopharynx und Kehlkopf sowie ggf. Sonografie Krebserkrankungen von anderen Differenzialdiagnosen abgrenzen. Sollte sich der Verdacht auf einen Tumor bestätigen, sollten die weitere Diagnostik und Therapie in einer spezialisierten HNO-Klinik erfolgen.

Bisher keine Möglichkeit zur Früherkennung

Während Frauen im Rahmen der Krebsvorsorge jährlich auf Gebärmutterhalskrebs untersucht werden, gibt es für Männer keine Empfehlung zur Früherkennungsuntersuchung auf HPV-induzierte Tumoren, da bisher keine HPV-Tests mit ausreichender Spezifität und Sensitivität zur Verfügung stehen.

Das bedeutet, dass Ärztinnen und Ärzte nur auf Symptome reagieren oder Tumoren zufällig entdecken können, wenn sie den Mund des Patienten inspizieren, z.B. im Rahmen der Gesundheitsunter-suchung. Gezielte Fragen u.a. nach Halsschmerzen oder Schluckbeschwerden können wichtige Hinweise liefern (s. Tab.). Hilfreich kann dabei auch sein, die Anamnese bezüglich Rauchverhalten, Alkoholkonsum und Sexualpartner zu erheben.

Impfung auch für Jungen empfohlen

In den letzten Jahren ist die Inzidenz von HPV-induzierten Tumoren bei Männern angestiegen. Dabei wären sie größtenteils durch eine frühzeitige Impfung im Kindes- und Jugendalter vermeidbar. “Jungen und Mädchen gegen HPV zu impfen, ist das Wirksamste, was man prophylaktisch gegen solche Tumoren tun kann”, mahnte Uhl. Die Impfung sollte idealerweise vor der ersten HPV-Exposition, also speziell vor dem ersten Geschlechtsverkehr, abgeschlossen sein.

Die STIKO empfiehlt eine generelle Impfung gegen HPV für alle Kinder und Jugendlichen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Versäumte Impfungen sollen spätestens bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden. Personen ≥ 18 Jahre ohne bisherige HPV-Impfung können ebenfalls davon profitieren, jedoch ist die Wirksamkeit der Impfung bei nicht HPV-naiven Personen reduziert [2].

Quellen:

1. Gespräch mit Priv.-Doz. Dr. med. Bernd Uhl, Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen- Ohrenheilkunde, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

2. Robert Koch-Institut. Epid Bull. 4/2025

3. S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie, Prävention und Nachsorge des Oro- und Hypopharynxkarzinoms, Stand März 2024

4. Robert Koch-Institut. Epid Bull. 6/2025

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