Die Impfung gegen das Humane Papillomvirus (HPV) ist möglicherweise bei bestimmten Frauen auch nach einer bereits erfolgten HPV-Infektion noch sinnvoll. Das zeigt ein aktueller Cochrane Review.
Für diesen wertete ein Team des Instituts für Evidenz in der Medizin des Uniklinikums Freiburg insgesamt 13 Studien mit gut 21.000 Teilnehmerinnen aus, darunter zwei randomisiert kontrollierte Studien (RCTs).
Die Meta-Analyse dieser RCTs ergab: Etwa 0,6 bis 1,5 Prozent der geimpften Frauen entwickelten nach einer Konisation, also der operativen Entfernung von Krebsvorstufen CIN2+, innerhalb von zwei bis drei Jahren erneut Zellveränderungen dieser Stufe. Unter den Frauen ohne HPV-Impfung bei der Konisation waren es hingegen 2,3 Prozent (risk ratio (RR) 0.40, 95% confidence interval (CI) 0.26 to 0.63; n = 420).
Laut Robert Koch-Institut (RKI) werden in Deutschland jährlich rund 25.000 solcher Operationen durchgeführt. Leichtere Gewebeveränderungen der Stufe CIN1 bilden sich oft von alleine wieder zurück.
Der aktuelle Cochrane Review zeigt nun: Werden Frauen kurz vor, während oder kurz nach einer Konisation gegen HPV geimpft, senkt das möglicherweise ihr Risiko, ein zweites Mal Krebsvorstufen der Stufe CIN2+ zu entwickeln.
Jedoch sei die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz “gering, teils sogar nur sehr gering”, räumen die Studienautoren ein. Die RCTs beinhalteten Verzerrungsrisiken. Zudem sei noch unklar, wann der beste Zeitpunkt für eine Impfung ist – kurz vor der Konisation, quasi zeitgleich oder kurz danach. Es brauche weitere Studien.
Fazit für die Praxis: Derzeit wird die HPV-Impfung in Deutschland für alle Kinder und Jugendlichen zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Trotz der bestehenden Lücken in der Evidenz raten manche Medizinerinnen und Mediziner ihren Konisations-Patientinnen laut Cochrane Deutschland seit geraumer Zeit zur HPV-Impfung. Auf Antrag übernehmen manche gesetzlichen Krankenkassen dafür die Kosten.• jas