Mit Gewichtsreduktion zur Mutterschaft
Adipositas wie auch Typ-2-Diabetes (T2DM) wirken sich unmittelbar auf die reproduktive Gesundheit aus: Sie erhöhen das Risiko für unregelmäßige Menstruationszyklen, Anovulation, verminderte Fertilität und die Entstehung des polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS).
Laut PD Dr. med. Katharina Laubner, Stellvertretende Leiterin der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg, führt bereits eine Gewichtsreduktion von fünf bis zehn Prozent zur Normalisierung der Ovulation und regelmäßigen Zyklen. “Bariatrische Operationen bei adipösen Frauen bewirken auch eine rapide Verbesserung der Amenorrhoe und damit der Fruchtbarkeit [1] “.
Unter GLP1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) und GLP1-1/GIP-Ko-Agonisten, kommt es bekanntlich ebenso zu einer klinisch relevanten Gewichtsreduktion [2]. “Inkretinmimetika können entsprechend die Fertilität verbessern”, so Dr. Laubner.
Zudem kann durch deren typische Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall und verzögerte Magenentleerung die Wirkung hormonaler Kontrazeptiva versagen. Somit könnten ungeplante oder geplante Schwangerschaften unter Inkretinmimetika zunehmen – und damit auch die ohnehin bereits zahllosen Meldungen über sogenannte Ozempic-Babys.
Gezielt über Inkretinmimetika bei Kinderwunsch aufklären
Die Datenlage zum Einfluss dieser Wirkstoffe in der Schwangerschaft ist dünn. Zumindest zeigen Datenbankanalysen, dass deren Einnahme nicht teratogen ist [2, 3]: Es gab kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen, Spontanaborte oder intrauterinen Tod. Dennoch sollten alle Frauen im gebärfähigen Alter über den Einfluss auf die Fertilität informiert werden.
“Eine Empfehlung für eine sichere Kontrazeption ist angeraten”, sagt Dr. Laubner. Bei Kinderwunsch sollten GLP1-RA zwei Monate vor dem Versuch, schwanger zu werden, abgesetzt werden. Bei langwirksamen GLP1-RA und GLP1/GIP-Ko-Agonisten wegen der langen Wash-out-Phase bereits drei Monate vorher. Bei Eintritt einer Schwangerschaft unter Inkretinmimetika sollten diese bei Bekanntwerden abgesetzt werden.
Das maßgebliche Fenster der Möglichkeiten
Beginnend mit der Empfängnis legen die ersten 1.000 Tage im Leben den Grundstein für die weitere Gesundheit [4]. Dieses sogenannte “window of opportunity” beeinflusst allen voran die Ernährung, so Prof. Dr. oec. troph. Sandra Hummel, Leitende Wissenschaftlerin am Institut für Diabetesforschung im Helmholtz Zentrum (DZD) München: “Bei niederländischen Kindern, die in Hungerzeiten Ende des 2. Weltkriegs geboren wurden, entwickelten sich später aufgrund der Unterernährung ihrer Mütter häufiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselbeschwerden und psychische Probleme” [5].
Umgekehrt hat auch eine übermäßige Kalorienzufuhr während der Schwangerschaft weitreichende negative Folgen für die kindliche Gesundheit [6]. Eine entscheidende Rolle spielt laut Prof. Hummel vor allem die Zuckerzufuhr.
Zuckerrationierungen nach dem 2. Weltkrieg auf vierzig Gramm täglich – der Empfehlung der WHO – resultierten in deutlich geringeren Risiken für Hypertonie und T2DM [7]. Besonders ausgeprägt war dieser protektive Effekt bei jenen, die im Mutterleib als auch in den ersten sechs Lebensmonaten von der Zuckerrationierung betroffen waren.
“Das unterstreicht, wie wichtig es ist, in dieser frühen Entwicklungsphase möglichst auf zugesetzten Zucker zu verzichten”. Übrigens wichtig zu wissen: Auch das Übergewicht des Vaters bei der Zeugung beeinträchtigt die langfristige Gesundheit des Nachwuchses durch ein höheres Risiko für T2DM und Adipositas [8].
Diabetes als lebensbedrohliche Nebenwirkung
Checkpoint-Inhibitoren haben die Behandlung von Krebs revolutioniert. Die beachtlichen Heilerfolge können allerdings mit gravierenden Nebenwirkungen einhergehen. Denn auch gesunde Zellen werden angegriffen – in bis zu vierzig Prozent der Fälle die hormonbildenden Zellen der Schilddrüse, Hirnanhangsdrüse und Nebennieren. Auch die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse können zerstört werden, gibt Prof. Dr. med. Andreas Fritsche, Diabetologe und Ernährungsmediziner an der Universität Tübingen, zu bedenken.
“Die Folge ist ein insulinpflichtiger Autoimmun-Diabetes, der sogenannte Checkpoint-Inhibitor-assoziierte Diabetes mellitus”. Kurz CIADM genannt, tritt er meist binnen drei Monaten nach Beginn der Checkpoint-Inhibitor-Therapie auf [9]. Häufig ist die Manifestation mit einer Ketoazidose verbunden [9].
“Wie der klassische Typ-1-Diabetes ist auch CIADM mit Insulin, und zwar mit einer Basal-Bolus Insulintherapie, zu therapieren”. Um diese Diabetes-Form frühzeitig zu erkennen, ist laut Prof. Fritsche während der Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren ein regelmäßiges Screening auf den Blutzucker und HbA1c-Wert erforderlich. Zentral wichtig ist es zudem, die Insulin-Restsekretion zu bestimmen. “Ist diese auf Null, liegt ein CIADM vor, da er immer mit einem völligen Insulinmangel einhergeht”.
Quelle: Gemeinsame Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie e.V. (DGE) am 9.07.2025.
Literatur:
- Narula K. et al. Curr Opin Endocrinol Diabetes Obes 2025; 32: 108 – 114.
- Dao K. et al. BMJ Open 2024; 14(4): e083550.
- Cesta C.E. et al. JAMA Intern Med 2024; 184(2): 144 – 152.
- Gluckman, P.D. et al. N Engl J Med 2008; 359(1): 61 – 73.
- De Rooij S.R. et al. Int J Environ Health Res 2022; 32(7): 1432 – 1446.
- Kusinski L.C. et al. Nat Med 2025; 31(2): 514 – 523.
- Gracner T.C. et al. Science 2024; 386(6725): 1043 – 1048.
- Tomar A. et al. Nature 2024; 630(8017): 720 – 727.
- Linda Wu et al. Diabetes Care 2023; 46(6): 1292 – 1299.