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Adipositas und HFpEFAuch körperliche Leistungsfähigkeit verbessern

Für Betroffene mit Adipositas und Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) kann der Glucagon-like Peptide (GLP) -1-Rezeptor-Agonist (GLP-1RA) Semaglutid [1] über die Gewichtsabnahme hinausgehende gesundheitliche Vorteile bieten. HFpEF-Symptome und körperliche Beeinträchtigungen gingen in der Adipositastherapie mit Semaglutid 2,4 mg deutlich zurück; körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität nahmen signifikant zu, wie Studien zeigen [2].

Die chronische Stoffwechselerkrankung Adipositas weist auch in Deutschland eine hohe Prävalenz auf; 19% der Bevölkerung sind betroffen [3]. Je höher der Body Mass Index (BMI), umso höher ist das Risiko für kardio- und zerebrovaskuläre Ereignisse wie koronare Herzerkrankung (KHK), Herzinsuffizienz oder Schlaganfall [4].

Daher soll die Behandlung der Adipositas nicht nur auf eine effektive und anhaltende Gewichtsreduktion abzielen, sondern auch auf die Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und der Lebensqualität [5].

Adipositastherapie – mehr als Gewichtsabnahme

Für den GLP-1RA Semaglutid 2,4 mg (Wegovy®) war die effektive Gewichtsabnahme bereits in der STEP-5 Studie gezeigt worden: 1 von 3 Betroffenen erreichte eine Gewichtsabnahme um ≥ 20% [6].

In der Phase 3-Studie SELECT, die 17.604 Menschen mit Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m2) oder mit Übergewicht (BMI ≥ 27 kg/m2) mit bestehender kardiovaskulärer Erkrankung, aber keinem Diabetes mellitus Typ 2 umfasste, konnten dann Effekte auf kardiovaskuläre Ereignisse gezeigt werden.

Die relative Risikoreduktion für den zusammengesetzten Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod, nicht-tödlichem Myokardinfarkt und nicht-tödlichem Schlaganfall betrug 20%, wenn Betroffene mit Semaglutid 2,4 mg statt Placebo – jeweils zusätzlich zur Standardtherapie – behandelt worden waren [7].

Die Reduktion des kardiovaskulären Risikos unter Semaglutid 2,4 mg scheint weitestgehend unabhängig vom Ausmaß der Gewichtsreduktion zu sein, wie eine Mediationsanalyse ergab. Danach war die Gewichtsabnahme nur für rund 20% der Risikoreduktion verantwortlich* [8].

Der GLP-1RA wurde auf Basis dieser Ergebnisse inzwischen als medikamentöse Therapieoption in die S3-Leitlinie der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) aufgenommen [3] und wird auch in der Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) zur Reduktion von CV-Ereignissen bei Menschen mit Adipositas und kardiovaskulärer Vorerkrankung genannt [9].

Adipositas als Treiber der HFpEF?

Global leiden mehr als 64 Mio. Menschen unter einer Herzinsuffizienz [10], gut die Hälfte davon an einer HFpEF [11], der heute häufigsten Form der Herzinsuffizienz [12]. Sie geht mit zahlreichen Symptomen wie eingeschränkter Bewegungsfähigkeit, Kurzatmigkeit, Müdigkeit und hoher Sterblichkeit einher [13]. Mehr als 80% der Menschen mit HFpEF weisen eine Adipositas oder Übergewicht auf [14], [15].

Dabei können auch metabolische Veränderungen in der Pathogenese der HFpEF eine entscheidende Rolle spielen. Das Verständnis der Pathogenese der HFpEF entwickelte sich parallel zur Evolution der metabolischen Veränderungen bei Übergewicht und Adipositas und letztlich der Entwicklung der modernen Antidiabetika, darauf verwies Prof. Carolyn Lam vom National Heart Center Singapur, beim ESC-Kongress in Madrid.

Nach heutigem Verständnis führt das exzessive Körperfett nicht nur zu einem veränderten metabolischen Profil mit Entzündungen, Hyperglykämie und Insulinresistenz sowie einem Anstieg traditioneller kardiovaskulärer Risikofaktoren (Dyslipidämie, systolische Hypertonie und Diabetes mellitus Typ 2), sondern u.a. auch zu einer Beeinträchtigung der Funktion von Skelettmuskulatur und Herzmuskel.

Vermehrtes intraabdominales Fett ist bei der HFpEF zudem ein starker unabhängiger Risikofaktor der reduzierten körperlichen Funktion [16], [17]. Dies betonte auch Prof. Maja Cikes, Abteilung für Kardiovaskuläre Erkrankungen, Universitätsklinik Zagreb, Kroatien.

Derzeit gibt es keine generell akzeptierte Methode zur Phänotypisierung von HFpEF-Patientinnen und -Patienten. Aus aktuellen Studien ist jedoch bekannt, dass die zentrale Adipositas ein fast allgegenwärtiges Kennzeichen der Menschen mit HFpEF ist. 96% der in die PARAGON-HF-Studie Aufgenommenen wiesen ein Taille-zu-Größe-Verhältnis von ≥ 5 auf [18].

Semaglutid bei Adipositas-assoziierter HFpEF

Evidenz für den Einsatz von Semaglutid 2,4 mg in der Behandlung der Adipositas-assoziierten HFpEF stammt u.a. aus der randomisierten, doppelblinden Phase III-Studie STEP-HFpEF [2], über die Prof. Dr. Justin Ezekowitz, Medizinische Fakultät und Mazankowski Alberta Heart Institute der Universität Alberta, Edmonton, Kanada, berichtete.

Wichtige Herausforderungen bei Adipositas-assoziierter HFpEF sind laut Cikes u.a. die Tatsache, dass die Adipositas HFpEF-Symptome maskieren und das Assessment der körperlichen Funktion erschweren kann [19], [20] und dass häufig multiple Komorbiditäten vorliegen.

Ermittelt wurde der Effekt einer 52-wöchigen Adipositastherapie mit Semaglutid 2,4 mg versus Placebo, jeweils zusätzlich zur Standardtherapie und in Kombination mit einer Verhaltensintervention (Diät und erhöhte körperliche Aktivität). Sie umfasste 529 Patientinnen und Patienten.

Dualer primärer Endpunkt war die prozentuale Veränderung des Gewichtes und die Änderung des KCCQ-CSS**, jeweils in Woche 52 gegenüber dem Ausgangswert [13].

Deutliche Linderung der Krankheitslast

In Woche 52 war es unter Semaglutid 2,4 mg zu einer Reduktion des Körpergewichts um durchschnittlich -13,3% und damit -10,7% mehr als unter Placebo (-2,6%) gekommen (p <0,001) [2]. Die Veränderung des KCCQ-CSS* zu körperlichen Einschränkungen im Alltag wie der Fähigkeit, Treppen zu steigen oder sich anzukleiden sowie zu Symptomen wie Atemnot und Ermüdung, betrug 16,6 Punkte unter Semaglutid und damit knapp 8 Punkte mehr als unter Placebo (8,7 Punkte; p<0,001 [2]).

Zudem verbesserte sich die 6-Minuten Gehstrecke signifikant, und zwar um 21,5 m und damit 20,3 m mehr als unter Placebo (1,2 m; p<0,001) [2] (s. Abb.).

Diese Ergebnisse wurden durch eine gepoolte Analyse der Ergebnisse aus den Studien STEP-HFpEF und STEP-HFpEF DM bestätigt [21]. Zudem konnte gezeigt werden, dass das Risiko für ein Herzinsuffizienz-Ereignis oder kardiovaskulären Tod unter Semaglutid 2,4 mg um 69% geringer war: 10 von 573 mit Semaglutid Behandelten und 32 von 572 mit Placebo Behandelten erlitten ein Ereignis (Hazard Ratio (HR) 0,31 (95% CI: 0,15 –0,62); p=0,0008) [21].

Mehrere kardiologische Leitlinien empfehlen inzwischen GLP-1RAs für das Management der Adipositas-assoziierten HFpEF [22], [23]. HFA (Heart Failure Association), ESC und ESH (European Society of Hypertension) haben bisher keine Empfehlungen zum Einsatz von GLP1-RAs gegeben, empfehlen aber eine am Phänotyp orientierte Behandlung der HFpEF [24].

DE25SEMO00338

Quellen:

  1. Fachinformation Wegovy®, Stand: Okt. 2024
  2. Kosiborod MN et al. N Engl J Med 2023;389 (12):1069–1084
  3. Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) e.V. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/050-001 ; letzter Zugriff 8.09.2025
  4. Burke GL et al. Arch Intern Med 2008;168(9): 928–935
  5. Durrer Schutz D et al. Obes Facts 2019;12(1): 40–66
  6. Garvey WT et al. Nat Med 2022;28(19):2083–2091
  7. Lincoff AM et al. N Engl J Med 2023;389(24): 2221–2232
  8. Colhoun H et al. Eur Heart J 2024;45(Suppl 1)
  9. Vrints C et al. Eur Heart J 2024;45(36):3415–3537
  10. Savarese G et al. Cardiovasc Res 2022;118: 3272–3287
  11. Gurwitz JH et al. Am J Med 2013;126:393–400
  12. Becher PM et al. Eur Heart J 2022;43(32): 3005–3007
  13. Kosiborod MN et al. JACC Heart Gail 2023; 11(8):1000–1010
  14. Haass M et al. Circulation 2011;4:324–331
  15. Kitzmann DW und Shah SJ. J Am Coll Cardiol 2016;68:200–203
  16. Haykowsky MJ et al. JACC Heart Fail 2018;6:
  17. 640–649
  18. Powel-Wiley TM et al. Circulation 2021;143: e948-e1010
  19. Peikert A et al. Eur Heart J 2025;46(25):2372–2390
  20. van Dalem BM et al. CardiovascDiabetol 2025; 24:71–72
  21. Basha M et al. Clin Med 2025;14:1980
  22. utler J et al. Lancet 2024;403:1635–1648
  23. Chopra V et al. Glob Cardiol 2025; doi:10.4081/cardio.2025.70
  24. Kettleson MM et al. J Am Coll Cardiol 2025;85: S0735-1097(25)06481-2
  25. Anker SD et al. Eur Heart J 2023;25:936–955

*Der nicht final geklärte Mechanismus der Verringerung des kardiovaskulären Risikos dürfte multifaktoriell sein, unter anderem bedingt durch Gewichtsabnahme sowie Auswirkungen auf bekannte kardiovaskuläre Risikofaktoren [1].

**Der Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ) ist ein standardisierter, aus 23 Items aufgebauter Fragebogen, der insgesamt sechs Domänen des Lebens von Menschen mit Herzerkrankungen abdeckt.(Quelle: Reddy YNV et al. Eur J Heart Fail 2020;22(6):1009–1018). Der Clinical Summary Score (KCCQ-CSS) setzt sich aus den Domänen “Körperliche Einschränkung” und “Symptome” zusammen. Die Rohwerte der Domänen werden auf einer Skala von 0 bis 100 transformiert, hohe Punktzahlen stehen für einen besseren Gesundheitszustand. Quellen: Green CP et al. J Am Coll Cardiol 2000;35:1245–1255. UND Spertus JA et al. J Am Coll Cardiol 2020; 76(20):2379–2390

Pflichttext

Impressum

  • Report in “Hausärztliche Praxis” 18/2025. Symposium “GLP-1Ras in obesity-related HFpEF: a new era in treatment” anlässlich des ESC-Kongresses 2025, Madrid, 31.08.25.
  • Dr. Wiebke Kathmann
  • V.i.S.d.P.: J. Dielmann-von Berg
  • Die Herausgeber der Zeitschrift übernehmen keine Verantwortung für diese Inhalte.
  • Mit freundlicher Unterstützung von Novo Nordisk GmbH

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