Berlin. Die untere Altersgrenze beim Mammographie-Screening soll von derzeit 50 auf 45 Jahre abgesenkt werden. Das sieht der Entwurf der zweiten Verordnung zur Änderung der Brustkrebs-Früherkennungs-Verordnung (BrKrFrühErkV) des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit vor (einzusehen unter www.hausarzt.link/cR3ru).
Außerdem sollen Medizinische Fachangestellte (MFA) die Mammographieaufnahmen auch anfertigen dürfen, wenn ein Arzt oder eine Ärztin nicht vor Ort anwesend ist, sondern auf Distanz unter Nutzung digitaler Möglichkeiten die Aufsicht übernimmt. Dazu muss zudem eine Kommunikationsmöglichkeit vorhanden sein.
BfS sieht mehr Nutzen als Schaden
Zur Begründung bezüglich der Absenkung der Altersgrenze auf 45 Jahre heißt es: “Die wissenschaftliche Bewertung des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) zur Brustkrebsfrüherkennung mittels Röntgenmammographie bei Frauen unter 50 Jahren zeigt, dass auch für die Altersgruppe von 45 bis 49 Jahren der Nutzen der Früherkennung die strahlenbedingten Risiken überwiegt.”
In dem Referentenentwurf wird an dieser Stelle auf eine wissenschaftliche Bewertung des BfS aus dem vergangenen Jahr verwiesen (einzusehen unter www.hausarzt.link/VdkTy). Darin heißt es: “Das Mammographie-Screening kann die Brustkrebsmortalität auch bei Frauen unter 50 Jahren senken. Gleichzeitig ist das mit dem Screening verbundene Strahlenrisiko vertretbar und führt insgesamt zu einem ausreichend hohen Nutzen-Risiko-Verhältnis, sofern die Teilnahme über einen längeren Zeitraum erfolgt. Daher ist eine Herabsetzung des Eintrittsalters auf 45 Jahre gerechtfertigt.”
Eine noch weitere Absenkung der Altersgrenze scheine dagegen unter dem Strahlenschutzaspekt nicht gerechtfertigt.
Kritiker beklagen Falschinformation
Die Deutsche Gesellschaft für Evidenzbasierte Medizin bemängelte jedoch schon im Juli diesen Jahres, dass über Nutzen und Schaden des Mammographie-Screenings nicht richtig aufgeklärt werde. Damals wurde über die BfS-Studie medial groß berichtet. Die Fachgesellschaft verweist dazu auf Informationen der “Unstatistik des Monats” mit dem Titel “Warum das Mammographie-Screening nicht hält, was es verspricht”.
Darin heißt es unter anderem, dass zwar die Brustkrebssterblichkeit sinkt – nämlich von 5 auf 4 von 1.000 Frauen zwischen 50 und 69 Jahren bezogen auf einen Zeitraum von elf Jahren. Gleichzeitig stirbt in der Screeninggruppe aber eine Frau an einem anderen Krebs. In anderen Worten: Die Gesamtsterblichkeit an Krebs ändert sich nicht.
