Berlin. Das Unternehmen Doctolib, das bislang vor allem für seine Online-Terminvergabe bekannt ist, tritt mit einem neuen Produkt auf den Markt der Praxisverwaltungssysteme (PVS). Die neue Software arbeitet gezielt mit Künstlicher Intelligenz (KI), wie das Unternehmen am Dienstag (4.11.) mitgeteilt hat.
Zunächst richtet sich Doctolib demnach an Hausärztinnen und Hausärzte, Kinderärzte und Gynäkologen. Im kommenden Jahr sollen alle weiteren humanmedizinischen Fachgruppen folgen.
Hausärztinnen und Hausärzte stehen Doctolib oft ambivalent gegenüber. Einerseits hat sich die Online-Terminvergabe auch in vielen hausärztlichen Praxen etabliert, andererseits werden bei Online-Diensteanbietern jeder Art immer wieder Datenschutz-Bedenken laut.
„Der Schutz sensibler Gesundheitsdaten ist dabei durch höchste Datenschutzstandards nach deutschem Recht und der DSGVO jederzeit gewährleistet“, unterstreicht das Unternehmen hierzu in seiner Mitteilung und verweist auf weitere Sicherheitsstandards. Um als PVS zugelassen zu werden, ist eine Zertifizierung durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) nötig.
KI soll Zeit einsparen
Versprochen wird ein System, das zentrale Praxisabläufe zusammenführt und KI „nahtlos integriert“ als Telefon-, Sprechstunden- und Abrechnungsassistenz einsetzt, um Zeit bei bürokratischen Aufgaben einzusparen. Die „herkömmliche Dokumentation“ sei etwa in „rund 30 Sekunden“ statt bei anderen Systemen „in fast 2 Minuten“ getan.
Prinzipiell dürfte die Wechselbereitschaft bei vielen Hausärztinnen und Hausärzten groß sein. Eine Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hatte zuletzt große Unzufriedenheit für einige Hersteller aufgezeigt, andere Systeme erhielten sehr gute Noten durch ihre Nutzer. Insgesamt sind laut KBV-Datenbank mehr als 100 verschiedene PVS am Markt.
Ein PVS-Wechsel ist für Praxen unterdessen oft mit großem Aufwand und Sorge vor einem Datenverlust verbunden. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband hat sich wiederholt dafür starkgemacht, dass ein PVS-Wechsel für Ärztinnen und Ärzte einfacher werden muss.
