Berlin. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt nun allen Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 14 Jahren eine Impfung gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y mit einer Dosis eines quadrivalenten Konjugatimpfstoffs. Gleichzeitig entfällt die bisherige Standardimpfempfehlung gegen Meningokokken C für Kleinkinder im zweiten Lebensjahr einschließlich der bislang empfohlenen Nachholimpfungen bis zum Alter von 18 Jahren.
Die Indikationsimpfempfehlung gegen Meningokokken der Serogruppen ACWY für gesundheitlich gefährdete Personen (einschließlich Säuglingen und Kleinkindern) mit angeborener oder erworbener Immundefizienz bleibt hiervon unberührt bestehen.
Warum die Jugendlichen impfen?
Kinder und Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren haben neben Säuglingen im Vergleich zu anderen Altersgruppen das höchste Risiko für invasive Meningokokken-Erkrankungen der Serogruppen A, C, W und Y. „Der Impfzeitpunkt der jetzigen Impfempfehlung mit 12 bis 14 ist so gewählt, dass die Kinder und Jugendlichen geimpft werden, bevor dann dieser Krankheitsgipfel auftritt,“ äußerte sich STIKO-Mitglied Prof. Alexander Dalpke am Dienstag (28.10.) zu der am Donnerstag (30.10.) veröffentlichten Impfempfehlung. Nachholimpfungen sollen gemäß Empfehlung bis zum 25. Geburtstag erfolgen.
Die Impfung schütze aber nicht nur die Geimpften selbst, sondern reduziere zugleich die Erregerzirkulation in der gesamten Bevölkerung. „Von der Impfung ist bekannt, dass sie nicht nur vor der invasiven Erkrankung schützt, sondern gleichzeitig auch die Kolonisationsrate senken kann“, erklärte Dalpke. Da Jugendliche die höchste Meningokokken-Besiedlung aller Altersgruppen aufweisen, wird durch ihre Impfung der größte indirekte Effekt auf die Reduzierung von invasiven Meningokokken-Erkrankungen der Serogruppen ACWY in Deutschland erwartet.
Zudem sei die Jugendgesundheitsuntersuchung J1 eine gute Gelegenheit, die Impfung durchzuführen. Die Verabreichung könne zeitgleich mit den weiteren von der STIKO empfohlenen Impfungen für diese Altersgruppe erfolgen (Tdap-IPV- und HPV-Impfung).
Die Impfung wird unabhängig vom Impfstatur empfohlen: Jugendliche zwischen 12 und 14 sollen sie einmalig erhalten, ganz unabhängig davon, welche anderen Meningokokkenimpfungen sie im Kleinkindalter erhalten haben.
Wie sicher ist die Impfung?
In der Europäischen Union sind die Impfstoffe Nimenrix (ab einem Alter von 6 Wochen), MenQuadfi (ab einem Alter von 12 Monaten) und Menveo (ab einem Alter von 2 Jahren) zur Prävention von invasiven Meningokokken-Erkrankungen der Serogruppen ACWY zugelassen. Laut STIKO sind die Impfstoffe gut verträglich, relevante Sicherheitssignale seien in nationalen und internationalen Post-Marketing-Analysen nicht beobachtet worden.
Wieso entfällt die Impfung für Kleinkinder?
Aufgrund der Seltenheit von invasiven Erkrankungen durch Meningokokken der Serogruppen ACWY bei Kleinkindern empfiehlt die STIKO nach Gesamtevaluation der vorliegenden Evidenz zum jetzigen Zeitpunkt für Kleinkinder keine allgemeine Meningokokken-ACWY-Impfung.
Wegen der geänderten epidemiologischen Lage wird auch die Meningokokken-C-Standardimpfung für Kleinkinder nicht weiter empfohlen. Denn in Deutschland sind die Serotypen B und Y mittlerweile am weitesten verbreitet. Infektionen mit Meningokokken der Serogruppe C seien extrem selten geworden, so Dalpke. Zudem könne es der Wegfall der Meningokokken-C-Impfung im Kleinkindalter Eltern sowie Ärztinnen und Ärzten erleichtern, die anderen wichtigen Standardimpfungen im ersten und zweiten Lebensjahr zeitgerecht durchzuführen.
Dalpke betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der Pneumokokken-Impfung: „Die Krankheitslast für Pneumokokken ist fünfzig- bis hundertfach höher als die durch Meningokokken“. Ein entzerrter Impfkalender erhöhe die Chance, dass alle empfohlenen Impfungen pünktlich erfolgen, um Kinder zeitgerecht bestmöglich zu schützen.
Die STIKO argumentiert außerdem, dass durch die neu eingeführte Empfehlung der Meningokokken-ACWY-Impfung für alle älteren Kinder und Jugendlichen bei einer angemessen hohen Impfquote der Bevölkerungsschutz verbessert wird, der auch jüngere Kinder indirekt vor invasiven Meningokokken-Erkrankungen der Serogruppen ACWY schützen und dadurch die sporadisch auftretenden Erkrankungen in diesen Altersgruppen mit verhindern kann. Dagegen seien die indirekten Schutzwirkungen für die aktuelle Impfempfehlung bei Kleinkindern im Alter von 12 Monaten nur sehr gering ausgeprägt und auf den Schutz vor invasiven Meningokokken-Erkrankungen durch Meningokokken-C-Infektionen beschränkt.
Quellen: 1. Press-Briefing „Stiko empfiehlt Meningokokken-Impfung für ältere Kinder und Jugendliche“ am 28.10.25. 2. Epidemiologisches Bulletin 44/2025
