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Serie "Krankheiten unter dem Radar"“Alles tut weh”: Ist das Fibromyalgie?

Menschen, die von einem Fibromyalgiesyndrom betroffen sind, haben oft am ganzen Körper Schmerzen. Man sieht ihnen die Erkrankung nicht an, aber meist ist ihr Leidensdruck hoch und ihre Lebensqualität stark eingeschränkt. Wann ist an diese chronische Schmerzerkrankung zu denken?

In Deutschland leiden rund drei Prozent der Erwachsenen an Fibromyalgie.

Bei Patientinnen und Patienten, denen “alles weh tut”, die zudem noch über Schlafstörungen und Erschöpfung klagen, liegt der für ein Fibromyalgiesyndrom typische Symptomkomplex vor (Tab. 1 links), der Verdacht auf diese Erkrankung liegt also nahe.

Oftmals dauert es jedoch viele Jahre, bis die Diagnose gestellt wird, insbesondere dann, wenn die Betroffenen häufig den Arzt wechseln oder wenn sie zunächst wie im obigen Fallbeispiel nur über einzelne besonders belastende Symptome klagen.

Es kommt immer wieder vor, dass Fibromyalgie-Betroffene nur die momentan im Vordergrund stehenden Beschwerden benennen, z.B. Schmerzen nur an einer Körperstelle, auch wenn sie in vielen Regionen Beschwerden haben, erklärte Dr. med. Andreas Winkelmann, Leiter der Tagesklinik für Fibromyalgie, Klinikum der Universität München.

Viele Fibromyalgie-Betroffene haben eine lange Odyssee hinter sich und beschreiben die Diagnose daher als einen entscheidenden Wendepunkt. Sie fühlen sich endlich ernst genommen und können mit Informationen über die Erkrankung und durch die Umsetzung leitlinienbasierter Therapieempfehlungen Lebensqualität gewinnen.

Variable Beschwerden

Die Symptome eines Fibromyalgiesyndroms können sehr unterschiedlich sein. Typisch sind Muskel- und/oder Gelenkschmerzen in mehreren Regionen und häufig auch funktionelle Organbeschwerden. Die Schmerzen fühlen sich oft wie ein Muskelkater oder eine Zerrung an.

Sie können jeden Tag anders sein, unterschiedlich stark sein, den Schmerzcharakter vielfältig ändern und an wechselnden Stellen im Körper auftreten. Bei körperlicher Anstrengung, aber auch in Ruhe können sich die Schmerzen verschlimmern. Oft geht die Erkrankung mit einer übermäßigen Berührungsempfindlichkeit einher.

Darüber hinaus können Beschwerden wie Schlafstörungen mit nicht erholsamem Schlaf bzw. Zerschlagenheit und Müdigkeit morgens sowie tagsüber auftreten. Betroffene schildern häufig auch Konzentrationsschwäche, geringe Leistungsfähigkeit und Vergesslichkeit.

Manchmal sind sie so erschöpft, dass sie ihrem Beruf nicht mehr nachgehen und Alltagsaktivitäten nicht mehr ausüben können. Die Beschwerden entwickeln sich in vielen Fällen schleichend, einzelne wenige Betroffene können zwischendurch auch wieder beschwerdefreie Phasen haben.

Fragebögen einsetzen

Um ein Fibromyalgiesyndrom zu erkennen, ist es wichtig, überhaupt daran zu denken. Klagt ein Patient seit mindestens drei Monaten über Schmerzen, dann sollte man danach fragen, ob auch in weiteren Regionen Schmerzen bestehen, rät Winkelmann. Diese Abklärung geschieht am besten mithilfe der Körperskizze, die im Deutschen Schmerzfragebogen der Deutschen Schmerzgesellschaft (DGS) enthalten ist.

Ebenfalls per Fragebogen können weitere Beschwerden und Erkrankungen wie Müdigkeit, psychische/depressive und kognitive Symptome sowie Kopf- und Bauchschmerzen abgefragt werden (Kriterien des American College of Rheumatology, ACR, Tab. 2 unten) [3]. Damit erhält man innerhalb weniger Minuten einen Hinweis darauf, ob ein Fibromyalgiesyndrom vorliegen könnte, so Winkelmann.

Wichtig erscheint außerdem, bei Vorliegen einer Erschöpfungssymptomatik auch depressive Symptome einschließlich Suizidalität abzufragen, da das Fibromyalgiesyndrom und die Depression Risikofaktoren für die Entwicklung der jeweils anderen Erkrankung sind. Etwa 80 Prozent der Fibromyalgie-Betroffenen entwickeln im Lauf des Lebens eine depressive Episode.

Liegen andere Erkrankungen vor?

Die Diagnose Fibromyalgiesyndrom wird anhand klinischer Kriterien gestellt, wie dies in der S3-Leitlinie Fibromyalgiesyndrom (aktuell in einem Aktualisierungsprozess) und in den ACR-Kriterien 2016 beschrieben wurde (Tab. 3 unten) [2, 3].

Entscheidend ist, den aufgrund der Anamnese und/oder körperlichen Untersuchung bestehenden Hinweisen auf Erkrankungen mit Strukturpathologien nachzugehen, welche die vorhandenen Symptome umfassend erklären können. Deswegen muss untersucht werden, ob andere internistische, orthopädische oder neurologische Erkrankungen für die Beschwerden verantwortlich gemacht werden können.

Schmerzen, Erschöpfung und Müdigkeit können beispielsweise auch im Zusammenhang mit unbehandelten entzündlich-rheumatischen oder endokrinologischen Erkrankungen auftreten.

Gefordert wird ein Basislabor, das Blutsenkungsgeschwindigkeit, C-reaktives Protein, Blutbild, Kreatinkinase, TSH-Wert, Kalzium- und Vitamin-D-Spiegel umfasst. Einen spezifischen Labortest oder einen radiologischen Nachweis eines Fibromyalgiesyndroms gibt es bisher nicht.

Bei Verdacht auf ein Fibromyalgiesyndrom können die Patienten an eine Spezialklinik überwiesen werden. Dies ist insbesondere auch dann sinnvoll, wenn sie unter starken Einschränkungen bei Alltagsaktivitäten leiden und damit eine deutlich verminderte Lebensqualität haben.

Fachärztinnen und -ärzte können im Zweifelsfall die Diagnose anhand der in den Leitlinien empfohlenen Kriterien stellen, die Indikation für intensivere Behandlungsprogramme prüfen und diese ggf. einleiten, mit dem Ziel vor allem Funktion und Lebensqualität zu verbessern.

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