Resilienz ist ein MUSS, kein KANN
Ärztinnen und Ärzte stehen täglich vor großen Herausforderungen. Komplexe Krankheitsbilder, Zeitdruck und emotionale Belastungen prägen den beruflichen Alltag. Resilienz, d.h. die Fähigkeit sich den Belastungen anzupassen und mit schwierigen Situationen konstruktiv umzugehen, ist daher eine essenzielle Herausforderung.
Wer hierbei bestehen will, braucht mehr als Fachwissen, er braucht Stärke sprich Resilienz. Ohne Resilienz findet Überlastung statt, es passieren Fehler.
Resilienz betrifft angesichts der komplexen Herausforderungen unserer Zeit die gesamte Gesellschaft. Wir beobachten eine zunehmende Radikalisierung auch in Kliniken und Praxen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, sich vor emotionaler Erschöpfung und Traumatisierung zu schützen.
Resilienz ist eine Haltung, die es zu entwickeln, zu fördern und zu vermitteln gilt. Nur wer selbst nicht untergeht, kann andere retten. Resiliente Ärztinnen und Ärzte haben einen klaren Kopf, auch unter Druck. Sie treffen bessere Entscheidungen und kommunizieren geschickter. Sie sind präsenter für ihre Patienten und Patientinnen.
Resilienz bedeutet Halt statt Unsicherheit, Struktur statt Chaos. Resilienz ist kein Luxus, sondern essenziell für eine Medizin, die nicht nur heilen, sondern auch führen will (Imad Maatouk, Würzburg).
Früherkennung einer Nephropathie
Bei vielen Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung ist diese nicht bekannt. Eine solche zu identifizieren, gehört zu den wichtigen Aufgaben des Hausarztes. Der erste Schritt dabei ist die Untersuchung des Urins auf Eiweiß. Das ist aussagekräftiger als der Kreatininwert.
Wenn ein Patient mit 85 Jahren einen Kreatinin-Wert von 1,2 mg/dl hat, so entspricht das einer glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von etwa 60 ml/min. Solange kein Eiweiß im Urin nachweisbar ist, kann dieser Patient als nierengesund gelten. Findet sich aber eine Proteinurie, so muss der Patient als nierenkrank gelten.
Diskutiert werden sollte dann eine diabetische oder hypertensive Nephropathie. Und wenn solche Erkrankungen ausgeschlossen sind, so muss der Patient im Hinblick auf das Vorliegen einer primären Nierenerkrankung einem Nephrologen vorgestellt werden.
Um das Progressionsrisiko einer diagnostizierten chronischen Nierenerkrankung abschätzen zu können, empfiehlt sich die Bestimmung der Albumin-Kreatinin-Ratio im Urin (UACR). Die UACR sollte immer dann bestimmt werden, wenn ein begründeter Verdacht auf eine Nephropathie besteht.
Ein neuer Parameter zur Abschätzung des individuellen Risikos für eine Verschlechterung in den nächsten Jahren ist die KFRE (kidney failure risk equation). Diese erfordert aber die Bestimmung des Urineiweißes. Wünschenswert ist, wenn die Bestimmung der eGFR und UACR Teil des routinemäßigen Check-ups würden (Jens Galle, Lüdenscheid).
Diabetes ist nicht gleich Diabetes
Der Typ-2-Diabetes ist nicht eine, sondern viele Krankheiten. Diese Erkenntnis ist nicht neu, wird aber im praktischen Alltag bisher nicht ausreichend berücksichtigt. Die herkömmliche Behandlung orientiert sich meist am HbA1c-Wert, der den durchschnittlichen Blutzucker der letzten drei Monate widerspiegelt.
Dieser Parameter berücksichtigt aber nicht, wie unterschiedlich der Stoffwechsel bei den verschiedenen Betroffenen tatsächlich funktioniert etwa in Bezug auf die Insulinempfindlichkeit, die Insulinproduktion oder die Fettverteilung. Mithilfe eines neuen Algorithmus können Menschen mit einem Diabetes in Untergruppen mit spezifischen Stoffwechselmustern eingeteilt werden.
Dabei zeigt sich: Menschen mit einer stark verminderten Insulinproduktion haben ein höheres Risiko für eine Neuropathie, für die Notwendigkeit einer Insulintherapie und auch für ein diabetisches Fußsyndrom.
Betroffene mit einer ausgeprägten Insulinresistenz dagegen leiden häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber, Nephropathie und einer Depression. Darüber hinaus fanden sich Unterschiede im Entzündungsprofil und der Fettverteilung. Diese Ergebnisse können helfen, die Therapie individueller zu gestalten, Risikopatienten frühzeitiger zu erkennen und Komplikationen gezielter vorzubeugen (Martin Schön, Düsseldorf).
Nephrologische Kontrollen – wie oft?
Was die Kontroll-Intervalle betrifft, so hängen diese vom Schweregrad der Nephropathie ab. Bei einer stark eingeschränkten Nierenfunktion sollte die Kontrolle beim Nephrologen einmal im Quartal stattfinden, bei den anderen Patienten genügen jährliche Kontrollen.
Nach einem Akutereignis mit einem akuten Nierenversagen wie z.B. Blutverlust oder starken Diarrhoen mit Flüssigkeitsverlust sollte nach einer gewissen Zeit eine nephrologische Kontrolluntersuchung erfolgen, weil bei solchen Patienten ein erhöhtes Risiko besteht, später eine chronische Nierenerkrankung zu entwickeln (Jens Galle, Lüdenscheid).
Therapeutische Neuerungen
Etabliert als Standard bei einer chronischen Niereninsuffizienz sind SGLT2-Hemmer, die auch bei Stoffwechselgesunden eine nephroprotektive Wirkung entfalten. Nephroprotektiv wirken auch Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Systems und der nicht-steroidale Mineralo-kortikoidrezeptor-Antagonist Finerenon ebenso wie GLP-1-Analoga.
Der Blutdruck sollte individualisiert eingestellt werden. Es gibt Patienten, die profitieren von einer niedrig normalen Blutdruckeinstellung auf einen Wert < 120/80 mm Hg. Doch nicht jeder Patient toleriert das. Gebrechlichkeit, Synkopen- oder Sturzgefahr oder das Risiko eines akuten Nierenversagens sind Gründe, den Blutdruck höher zu belassen.
Ein jüngerer Patient mit einer Glomerulonephritis sollte strenger eingestellt werden als ein älterer mit Diabetes und/oder kardialen Begleiterkrankungen (Jens Galle, Lüdenscheid).