Schluss mit Pflichten, die Praxen von einem Tag auf den anderen übergestülpt werden: Mit dem E-Rezept will das Bundesgesundheitsministerium einen neuen Weg gehen. Dr. Susanne Ozegowski, Digitalisierungs-Chefin im Ministerium, spricht über Hilferufe aus Hausarztpraxen, ihren Wunsch-Zeitplan – und was passieren wird, wenn es trotzdem hakt.
“Das E-Rezept kommt!” verkündet das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Internetseite. Was entgegnen Sie bei all dem Optimismus Praxisinhaberinnen und -inhabern, die nach Jahren der TI-Pannen die nächste digitale Baustelle fürchten?
Ich verstehe ihre Ängste. Aber ich finde das E-Rezept nicht einfach per se gut, weil es sich um ein digitales Produkt handelt, sondern weil ich darin einen wirklichen Nutzen für die Patientenversorgung sehe.
Für Menschen wie Sie und mich, die fit sind, mag es bei einem E-Rezept um einen Komfort-Faktor gehen, für andere hingegen – Gebrechliche etwa, die sich einen Gang in die Praxis sparen können – ist es ein echter Gewinn.
Ich verstehe aber, dass es für Ärztinnen und Ärzte unerlässlich ist, dass die Technik läuft. Deswegen gehen wir nun erstmals einen sehr iterativen Weg, bei dem wir in den vergangenen Monaten allen Praxen bundesweit die Chance gegeben haben, das E-Rezept zu testen.
Wie viele Praxen haben von dieser Möglichkeit bislang Gebrauch gemacht?
Wir haben keine genauen Zahlen zu der Anzahl der Praxen, aber wir hatten bis Mitte Juli über 80.000 eingelöste eRezepte. Die Nutzung durch die Praxen ist dabei sehr unterschiedlich: Einige Praxen haben schon komplett umgestellt, andere haben es vielleicht einmal ausprobiert, nach ein oder zwei E-Rezepten dann aber aufgehört.
… und in den ersten Regionen, die im September starten? Wie viele machen dort mit?
Das wird sukzessive hochgefahren. Begonnen wird mit einer dreistelligen Anzahl, dann gibt es eine relativ deutliche Wachstumskurve mit dem Ziel, zeitnah flächendeckend alle Praxen in den beiden Regionen (siehe Abbildung 1 unten) umzustellen.