Künstliche Intelligenz (KI) kann Ärztinnen und Ärzte bei Routineaufgaben wie der Dokumentation, der Abrechnung und der Terminplanung unterstützen. In jedem Fall wird ihre Verbreitung weitreichende Veränderungen mit sich bringen, die auch das Arzt-Patient-Verhältnis beeinflussen werden.
Zu diesem Schluss kommt die Bundesärztekammer (BÄK) in einem jüngst vorgelegten Thesenpapier. Hierin werden vier Aussagen formuliert, die aufzeigen, in welcher Form Ärztinnen und Ärzte in den kommenden drei bis fünf Jahren “entlang des gesamten Behandlungspfades mit KI in Berührung kommen” werden.
Vier konkrete Thesen
Das auf Werkstattgesprächen basierende Thesenpapier bildet die Basis für die Beratungen auf dem 129. Deutschen Ärztetag, der Ende Mai in Leipzig stattfindet.
Konkret sind hierin vier Thesen formuliert:
- These 1: KI-basierte Services von Technologieunternehmen und Krankenkassen werden digitale Leistungsangebote im deutschen Gesundheitssystem – teils disruptiv – verändern und gewohnte Grenzen verschieben.
- These 2: KI wird die Digitalisierung massiv beschleunigen, um Daten für die KI zu generieren.
- These 3: KI wird tendenziell zunächst zur Effizienzsteigerung zum Einsatz kommen.
- These 4: KI wird sich gezielt an die einzelnen Patienten richten und dadurch das Arzt-Patienten-Verhältnis maßgeblich beeinflussen.
Hausärztinnen und Hausärzte wollen die fortschreitende Digitalisierung seit jeher aktiv mitgestalten. Auch der Hausärztinnen- und Hausärzteverband hatte daher bereits Mitte 2024 ein entsprechendes Papier erarbeitet (s. Link-Tipps unten).
Digitale Kompetenz nötig
Für die vier Thesen des 27-seitigen BÄK-Papiers werden nun jeweils Anforderungen und Handlungsempfehlungen aus ärztlicher Sicht gegeben. Konkret bedeutet das zum Beispiel für These 4, dass die Autoren von zunehmendem Beratungsbedarf in der Sprechstunde ausgehen, da der Zugang zu KI-Tools für Versicherte “zunächst einfacher und flexibler (ist) als der direkte Zugang zur ärztlichen Behandlung”.
Digitale Gesundheits- und Medienkompetenz gewinne damit sowohl auf Seiten der Patienten als auch auf Seiten der Ärzte an Bedeutung. “Patienten werden KI verstärkt nutzen und Ärzte mit den Ergebnissen konfrontieren, die Nutzung von KI-Apps in der Behandlung einfordern oder Fragen an Ärztinnen und Ärzte richten”, wird skizziert.
Zu digitaler Gesundheitskompetenz gehöre auch die grundlegende Fähigkeit der methodischen Bewertung von Studien und das Wissen um die Generierung von Evidenz. “Ärztinnen und Ärzte müssen sich der grundlegenden Verzerrungen bewusst sein, die Daten haben können, die als Input für die KI-Entwicklung genutzt werden.”
“Mit gut in den ärztlichen Alltag eingebundener KI können wir uns mehr Zeit für die Behandlung verschaffen”, formuliert Erik Bodendieck, Co-Chef des BÄK-Ausschusses Digitalisierung, eine Hoffnung.
Auch der Hausärztinnen- und Hausärzteverband sieht unter bestimmten Voraussetzungen Potenzial durch die Integration von KI in die Hausarztpraxis. Das BÄK-Papier erinnert an den bestehenden Konsens auch unter Herstellern und Kassen, dass die ärztliche Therapiehoheit dabei unantastbar ist.