KI bei der EKG-Befundung
Beim überwachten Lernen werden Systeme mit Daten trainiert, bei denen die Zusammenhänge bekannt sind. Ein gängiges Beispiel ist die EKG-Befundung. Dabei werden KI-Modelle mit einem Datensatz trainiert, der EKG-Aufzeichnungen enthält, die bereits von Experten manuell befundet wurden.
Zunächst wird das KI-Modell an möglichst vielen korrekten Datensätzen trainiert. Der Algorithmus lernt dabei, wie er anhand verschiedener Signalmerkmale (z.B. Frequenz, Amplitude, Upslope, Downslope, Intervalle) den korrekten Befund zuordnen kann.
Wenn das EKG z.B. unregelmäßige R-R-Abstände und eine fehlende P-Welle zeigt, wird dies als Vorhofflimmern klassifiziert. Nach dem Training wird das Modell auf einem separaten Datensatz ohne eine vorab erfolgte Befundung getestet, um seine Genauigkeit zu überprüfen. Das trainierte und validierte KI-Modell kann anschließend zur EKG-Analyse angewandt werden.
Ein erstes solches Modell aus 91.232 1-Kanal-EKG-Daten konnte 12 verschiedene Rhythmusstörungen mit einer dia-gnostischen Genauigkeit erkennen, die mit der von Kardiologen und Kardiologinnen vergleichbar war. Zusammenfassend ermöglichen solche KI-Modelle eine präzise und schnelle Analyse sowohl in der Praxis als auch bei tragbaren Geräten wie den Smartwatches (Steffen Schön, Pirna).
KI bei der EKG-Befundung
In der neuen ESC-Leitlinie wird mit einer Empfehlungsstärke III auch niedrig dosiertes Colchicin (0,5 mg einmal täglich) bei KHK empfohlen.
Von deutschen Kardiologen wird diese Substanz aber nur in Ausnahmefällen eingesetzt, nämlich dann, wenn alle anderen Risikofaktoren optimal kontrolliert sind, z.B. bei Patienten mit Progression der Arteriosklerose trotz Nikotinstopp, kontrolliertem LDL, kontrolliertem Blutdruck und gut eingestelltem Diabetes.
Bisher gibt es keinen Serummarker, der eine Patientenselektion ermöglicht. In den vorliegenden Studien hat Colchicin nicht zu einer konsistenten Senkung des hochsensitiven CRP geführt (Ulrich Laufs, Leipzig).
Intensive Blutdruckkontrolle bei Diabetes
Die randomisierte BPROAD-Studie hat bei 12.821 Typ-2-Diabetikern mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko eine intensive Behandlung mit einem Zielblutdruck < 120 mmHg im Vergleich zur Standardtherapie mit einem Zielwert < 140 mmHg untersucht.
Nach im Mittel 4,2 Jahren konnte die intensive Senkung das Risiko für den kombinierten Endpunkt aus kardiovaskulären Ereignissen samt nicht-tödlichen Schlaganfällen, Myokardinfarkten, Herzinsuffizienz und kardiovaskulären Todesfällen um 21 Prozent reduzieren, so Felix Mahfoud, Basel.
Die Klinikaufenthalte unterschieden sich laut Studie nicht, es kam aber signifikant häufiger zu symptomatischer Hypotonie (8 zu 1) und Hyperkaliämie (177 zu 15 Fälle), was man überwachen sollte. Nach einem Jahr lagen nur 60 Prozent der Intensivgruppe unter 120 mmHg, nahmen dafür aber mehr Arzneien (2,1 vs. 1,5). (mit jvb)
Visualisierung verbessert die Compliance
Bis zu einem Drittel der Patienten mit einer KHK nehmen ihre Medikamente nicht regelmäßig ein. Doch wie kann die Compliance verbessert werden?
In einer Studie konnte gezeigt werden, dass die Visualisierung der Atherosklerose in Form eines Ultraschallbildes durchaus den Patienten motivieren kann, seine Medikamente regelmäßig einzunehmen. Ein solches Bild an die Tür des Kühlschranks anzubringen, kann auch helfen, die Nahrungszufuhr zu begrenzen (Ulrich Laufs, Leipzig).
ESC-Leitlinien für Kardiomyopathien
Die Kernelemente der Leitlinie sind:
- Krankheitsauslöser und prädisponierende Faktoren sollen identifiziert werden, wobei auch nach einer kausalen Genvariante gefahndet werden sollte.
- Patienten sollten im Hinblick auf das Risiko eines akuten Herztodes stratifiziert werden.
- Die Therapie sollte sich an den kausalen Faktoren (z.B. bei der Amyloidose) orientieren.
- Unverzichtbar ist die Therapie der Herzinsuffizienz und der Arrhythmien mit dem Ziel, den plötzlichen Herztod zu vermeiden.
- Angesichts der oft genetischen Natur der Erkrankung sollte die Familie in die Überlegungen zur Diagnostik und Therapie miteinbezogen werden.
- Angesichts der Risiken einer Myokardbiopsie ist eine solche nur bei einer therapeutischen Konsequenz gerechtfertigt. (Benjamin Meder, Heidelberg)
Diagnostik der Endokarditis
Die Diagnostik bei einer Endokarditis ist schwierig und bedarf der Kombination mehrerer Befunde. Männer sind 3- bis 9-mal häufiger betroffen als Frauen. Das diagnostische Standardverfahren ist die transösophageale Echokardiographie. Für die Diagnose gelten Major- und Minor-Kriterien.
Major-Kriterien sind:
- Mikrobiologischer Nachweis eines typischen Keims in zwei Blutkulturen.
- Echokardiographischer und/oder CT- Befund: Vegetation, Segelperforation, Segelabriss, Segelaneurysma, Pseudoaneurysma, intrakardiale Fistel, neu aufgetretene Klappeninsuffizienz.
- Chirurgischer Nachweis.
Minor-Kriterien sind:
- Prädisposition.
- Fieber > 38 Grad Celsius.
- Embolien incl. Abszesse.
- Immunologische Phänomene.
- Mikrobiologie ohne Major Kriterium.
- Auskultation einer neu aufgetretenen Klappeninsuffizienz.
Die Diagnose “Endokarditis” ist dann gesichert, wenn zwei Major-Kriterien oder ein Major-Kriterium plus drei Minor-Kriterien oder fünf Minor-Kriterien vorliegen. (Stephan Achenbach, Erlangen)