Blutdruckmittel abends einzunehmen, bringt Vorteile – das ergab die spanische Hygia-Studie (DOI: 10.1093/eurheartj/ehz754). An der Studie beteiligten sich 19.084 Patienten, die ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptor-Blocker, Diuretika, Betablocker und Kalziumantagonisten einzeln oder in Kombination erhielten. Ausgeschlossen waren unter anderem Schichtarbeiter. Die Hälfte der Patienten nahm die Medikamente morgens unmittelbar nach dem Aufstehen, die andere Hälfte abends vor dem Schlafengehen. Die Studienlaufzeit betrug im Mittel 6,3 Jahre.
Die durchschnittlichen in der Sprechstunde gemessenen Blutdruckwerte waren bei abendlicher Einnahme niedriger (s. Tab.). Die Tagesmittel der 24-Stunden-Blutdruckmessungen unterschieden sich nicht. Das Nachtmittel war bei abendlicher Einnahme aber niedriger, ebenso der Anteil der Non-Dipper (Patienten, deren nächtlicher Blutdruckmittelwert um weniger als zehn Prozent unter dem Tagesmittel liegt).
Die Zahl der kardiovaskulären Ereignisse lag bei Studienende um 43 Prozent niedriger, wenn die Medikamente abends genommen wurden (Hazard Ratio: 0,57). Die Zahl der Todesfälle insgesamt war um 45 Prozent niedriger (Hazard Ratio: 0,55), die Zahl kardiovaskulär bedingter Todesfälle um 56 Prozent (Hazard Ratio: 0,44). Hinsichtlich der Nebenwirkungen bestanden keine signifikanten Differenzen.
Bereits 2010 hatte die spanische Arbeitsgruppe in einer Studie mit 2.156 Patienten beobachtet, dass die abendliche Einnahme von Blutdruckmedikamenten die Zahl der kardiovaskulären Ereignisse im Vergleich zur morgendlichen Anwendung senkte. Nun müssen weitere klinische Studien die Ergebnisse des Hygia-Projekts bestätigen.
AkdÄ-Mitglied Prof. Harald Dormann betonte auf einer Fortbildung im Februar, dass Bluthochdruckmedikamente am Abend nur ohne Diuretika verordnet werden sollten, um Stürze beim nächtlichen Weg zur Toilette zu verhindern. Darauf sei besonders bei Kombipräparaten wie Delix plus zu achten.