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GynäkologieKlimakterische Beschwerden ernst nehmen und behandeln

Viele Frauen im Klimakterium leiden unter vasomotorischen Symptomen, die bei schwerer Ausprägung behandlungsbedürftig sind. Richtig eingesetzt, profitieren diese Frauen von einer Hormonersatztherapie, auch hinsichtlich der langfristigen Folgen des Estrogenmangels. Mit einem NK3R-Antagonist steht inzwischen eine hormonfreie Therapieoption zur Verfügung.

Vasomotorische Symptome sind der häufigste Grund für Frauen, in den Wechseljahren einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.

Das Klimakterium geht für viele Frauen mit einer Reihe spürbarer Veränderungen einher, doch den höchsten Leidensdruck verursachen vasomotorische Symptome (VMS), wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Nachtschweiß, gefolgt von vaginalen Symptomen und mit größerem Abstand Schlafstörungen, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, verringerte Kognition und Leistungsfähigkeit, Gelenkschmerzen, Augentrockenheit und Hautveränderungen [1].

VMS sind auch der häufigste Grund für Frauen, in dieser Situation einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Wie der Gynäkologe Dr. Ludwig N. Baumgartner aus Freising betonte, stehen VMS für die betroffenen Frauen häufig im Vordergrund und sollten nicht unterschätzt werden. Denn sie haben negative Auswirkungen auf die Gesundheit, die Lebensqualität und die wirtschaftliche Produktivität.

Die FDA-Richtlinien klassifizieren VMS-Episoden als mild, moderat oder schwer [2]: Als mild gelten Hitzegefühle ohne Schwitzen, moderat sind Hitzegefühle mit Schwitzen, bei welchen die Frauen ihre Aktivität fortsetzen können, während die schwere Ausprägung zu einer Einstellung der Aktivitäten führt.

Hormonersatztherapie: Benefit überwiegt

Die Bedenken, eine Hormonersatztherapie (HRT) einzusetzen, sind laut Baumgartner sowohl bei den Betroffenen als auch im Ärztekollegium nach wie vor groß. Grund ist die Women‘s Health Initiative (WHI)-Studie aus dem Jahr 2002, von der jedoch mittlerweile bekannt ist, dass die Daten hinsichtlich der Brustkrebsentwicklung fehlinterpretiert wurden – wie zwei der damaligen Autoren inzwischen eingestanden haben [3,4].

Mittlerweile sei bekannt, so Baumgartner, dass Estrogene einen Schutzfaktor darstellen und nicht die Hormonersatztherapie, sondern der Estrogenmangel das Problem sei. Unter der hierzulande gängigen Kombination aus Estrogen und bioidentischem Progesteron gebe es keinerlei valide Daten, die zeigen würden, dass das Brustkrebsrisiko unter HRT erhöht ist.

Zugleich überwiege der Benefit der Hormonersatztherapie bei symptomatischen Frauen unter 60 Jahren, da das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, Osteoporose, Alzheimer und die Gesamtmortalität geringer ist.

Um diesen Nutzen der Hormonersatztherapie auszuschöpfen, ist es wichtig, das “Window of opport-unity” zu nutzen: Dieses besteht innerhalb von zehn Jahren nach der Menopause und vor dem Alter von 60 Jahren. Die Indikation sollte gemeinsam mit der Patientin regelmäßig überprüft werden.

Ein interessanter Nebenaspekt ist, dass nur rund 44 Prozent der symptomatischen Frauen eine Hormonersatzbehandlung verschrieben bekommen, während Gynäkologinnen diese deutlich häufiger einnehmen als ihre Patientinnen [5,6].

Alternative zur Hormonersatztherapie

Das thermoregulatorische Zentrum des Hypothalamus wird von KNDy*-Neuronen innerviert, die in einem empfindlichen Gleichgewicht durch NKB** via NK3R*** stimuliert und durch Estrogen gehemmt werden. Solange (ausreichend) Estrogen vorhanden ist, besteht also eine Homöostase.

Durch den zunehmenden Estrogenmangel im Klimakterium kommt es jedoch zur Überstimulation des thermoregulatorischen Zentrums mit einer ungehemmten NK3R-vermittelten Aktivierung der KNDy-Neuronen. Als Reaktion auf Temperaturänderungen löst das thermoregulatorische Zentrum im Hypothalamus Wärmeableitungsmechanismen aus, die zu Hitzewallungen und Nachtschweiß führen.

Eine Möglichkeit, dieses Ungleichgewicht zu unterbinden, bietet der NK3R-Antagonist, der den Rezeptor für NKB blockiert. Damit wird die Überstimulation des thermoregulatorischen Zentrums und folglich die Entstehung der VMS verhindert.

Mit Fezolinetant ist bereits ein Vertreter dieser Wirkstoffklasse zugelassen, ein weiterer (Elinzanetant) könnte folgen. Wie die Studien zu Fezolinetant zeigten, verringerten sich unter dem NK3R-Antagonist die Häufigkeit und der Schweregrad von moderaten bis schweren VMS um ≥ 50 Prozent und ≥ 75 Prozent gegenüber dem Ausgangswert für jede Woche bis Woche 12 [7]. Die Wirkung hielt über 52 Wochen an und auch die Schlafqualität sowie die Lebensqualität verbesserten sich signifikant.

Im Januar 2025 gab das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einen Rote-Hand-Brief zu Fezolinetant heraus [8]. Darin wird über das Risiko für eine arzneimittelbedingte Leberschädigung informiert.

Demnach sind “vor und während der Behandlung Leberfunktionstests durchzuführen und Patientinnen müssen angewiesen werden, sich umgehend an eine Ärztin oder einen Arzt zu wenden, wenn sie Anzeichen oder Symptome bemerken, die auf eine Leberschädigung hinweisen.” Zu beachten ist, dass NK3R-Antagonisten nur das Symptom VMS beeinflussen und keine langfristigen Folgen des Estrogenmangels wie z. B. Osteoporose.

*KNDy: Kisspeptin-Neurokinin B-Dynorphin

**NK3R: Neurokinin-3-Rezeptor

***NKB: Neurokinin B

Literatur

  1. DePree B et al. Menopause 2023; 30(2): 128-135
  2. Depypere H et al. J Clin Endocrinol Metab 2019; 104:5893-5995
  3. Rossouw JE et al. JAMA 2002; 8: 321-333
  4. Manson JE et al. NEJM 2016; 374:803-806
  5. Bühling KJ et al. Gynecol Endocrinol 2013; 29(5):460-464
  6. Schulz-Zehden B et al. Frauenarzt 2005; 46(9):754-758
  7. Lederman S et al. Lancet 2023; 401:1091-110
  8. Rote-Hand-Brief www.hausarzt.link/SkBwC

Quelle: 16. Symposium ‚Infektionen in Gynäkologie und Geburtsmedizin‘. Vortrag: “Therapieindikation klimakterischer Beschwerden” in Bielefeld.

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