Im neuen NVL-Kapitel wird die nicht medikamentöse Basistherapie als Grundlage der Diabetesbehandlung dargestellt. Sie soll auf Schulungen, Gewichtsmanagement und Ernährungstherapie basieren. Vor Beginn einer nicht medikamentösen Basistherapie sollen Lebensstilfaktoren, insbesondere Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, erhoben werden.
Betroffene und Ärztinnen und Ärzte sollen gemeinsam entscheiden, welche Änderungen von Ernährung und körperlicher Aktivität zur Verbesserung der Stoffwechselsituation infrage kommen. Ziel ist, realistische Maßnahmen anzubieten, die zur Lebenssituation und zu den Lebenszielen der Patientinnen und Patienten passen.
Risikofaktor Alkohol meiden
Zur Ernährung werden folgende Empfehlungen gegeben: Personen mit Typ-2-Diabetes sollte eine kaloriengerechte, ballaststoffreiche Ernährung empfohlen werden, die reich an Gemüse, Früchten und bestimmten pflanzlichen Fetten ist.
Außerdem soll empfohlen werden, die Zufuhr von Getränken mit zugesetztem Zucker zu minimieren. Allgemein soll Betroffenen vermittelt werden, welche Nahrungsmittel die Plasmaglukose erhöhen, besonders bei Insulintherapie.
Betroffene sollen laut NVL über die speziellen Risiken und Interaktionen durch jeglichen Alkoholkonsum informiert werden. Hierbei ist besonders auf die Neurotoxizität, die negative Beeinflussung von Komorbiditäten, z. B. einer Lebererkrankung, und auch auf die zusätzliche Kalorienzufuhr durch Alkohol hinzuweisen.
Die Hypoglykämie-Gefahr bei Alkoholkonsum und gleichzeitiger Einnahme glukosesenkender Medikamente sollte den Patientinnen und Patienten bewusst sein.
Körperliche Aktivität anregen
Menschen mit Typ-2-Diabetes sollen über die Risiken des Rauchens aufgeklärt werden, und ein Rauchstopp soll dringend empfohlen werden. Die NVL nennt digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) zur Rauchentwöhnung , gibt aber keine eindeutige Empfehlung hierzu. Über eine Anwendung soll individuell entschieden werden.
Zur körperlichen Aktivität gibt die NVL eine allgemeine Empfehlung und nennt Beispiele: Menschen mit Typ-2-Diabetes soll empfohlen werden, im täglichen Leben körperlich aktiv zu sein und Zeiten körperlicher Inaktivität zu reduzieren. Beispielsweise wird empfohlen, Treppen zu steigen, statt den Lift zu nehmen, und mit dem Rad zu fahren oder zu Fuß zu gehen, statt das Auto zu nutzen.
Als körperliche Aktivität wird aerobes Training empfohlen, z. B. zügiges Gehen, (Nordic-)Walking, Laufen, Ergometer-Training, Radfahren, Tanzen, Aqua-Jogging, Schwimmen. Betroffene sollen darüber informiert werden, dass Änderungen der Lebensgewohnheiten nur einen nachgewiesenen Effekt auf den HbA1C-Wert und somit auf die Medikamentenlast haben. Eine positive Auswirkung auf Mortalität, Hospitalisierungen oder Herzinfarkt- und Schlaganfallraten ist nicht belegt.
Weiterhin fehlen in der aktuellen NVL Typ-2-Diabetes noch zahlreiche wichtige Themen, wie diabetisches Fußsyndrom, Neuropathie, Netzhautkomplikationen, Nierenerkrankungen, Hypoglykämie und akute hyperglykämische Entgleisungen. Wann diese Kapitel fertig gestellt werden, ist nicht bekannt.