Berlin. Derzeit kämpfen die Menschen im Süden Deutschlands mit starken Überschwemmungen. Die extremen Regenfälle sind, genauso wie extreme Hitze, Folgen des Klimawandels. Darüber waren sich Vertreter eines breiten Bündnisses bei einer Pressekonferenz zum Hitzeaktionstag am Mittwoch (5.6.) einig.
Den Aktionstag am 5.6. unter dem Motto: “Deutschland hitzeresilient machen – wir übernehmen Verantwortung” begleiten deutschlandweit viele Aktionen.
Der Tag beruht auf einer Initiative von Bundesärztekammer, Hausärztinnen- und Hausärzteverband, GKV-Spitzenverband, Deutsche Krankenhausgesellschaft, Deutscher Pflegerat, Arbeiterwohlfahrt Bundesverband und Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit, die schon vor geraumer Zeit vor den Gefahren großer Hitze warnen und präventive Maßnahmen entwickeln.
Wie wirken Medikamente bei Hitze?
Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) dankte dem „außergewöhnlichen Bündnis“ für seine Initiative. Die Extremwetterlage – das Hochwasser im Süden – habe ja etwas mit dem Hitzeschutz gemeinsam: Alles geschehe häufiger aufgrund des Klimawandels. Hitzeschutz gehe alle an, das Problem könne nur gemeinsam gelöst werden.
Hausärztinnen und Hausärzte seien erste Ansprechpartner für ältere und erkrankte Menschen – auch in Heimen und bei Hausbesuchen, sagte Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Co-Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Hitzekollaps oder Sonnenstich bei Patienten seien häufiger geworden. Es gehe vor allen Dingen darum, die vulnerablen Gruppen zu schützen, erklärte Buhlinger-Göpfarth weiter.
Regelmäßig würden Hausärztinnen und Hausärzte den Gesundheitszustand überprüfen und auch die Medikation checken. Hierzu gehörte auch, die Fähigkeit des Körpers zur Temperaturregulation und den Wasserhaushalt in den Blick zu nehmen und mit Patientinnen und Patienten gemeinsam praktikable Lösungen zu entwickeln.
Abrechnungsziffer für Hausarztpraxen versprochen
Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband habe auch ein Hitzemanual für Praxen entwickelt mit vielen Checklisten. Hier seien nicht nur Tipps rund um die Medikation bei Hitze, sondern auch Hinweise darauf enthalten, wie Praxisabläufe bei 40 Grad gestaltet werden können. Bei Hitze müssten Patienten beispielsweise nicht unbedingt in die Praxis kommen – dann käme alternativ ein Gespräch per Video in Betracht.
In diesem Zusammenhang wies Buhlinger-Göpfarth aber auch auf die immensen Belastungen hin, die Hausärztinnen und Hausärzte zu stemmen hätten. Mit dem Klimawandel würden weitere Ressourcen in Anspruch genommen, dies müsse sich – wie schon in Baden-Württemberg vom Hausärztinnen- und Hausärzteverband teils erreicht – endlich in der Vergütungssystematik wiederfinden.
Es wäre schön, wenn es bereits eine bundesweite Abrechnungsziffer für die Hitzeschutzberatung gäbe, meinte Lauterbach und sagte: „Wir arbeiten daran, das ist gar keine Frage“.
Hitzesituationen in Katastrophenschutz berücksichtigen
Doris Pfeiffer. Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, wies insbesondere auf die hitzebedingten Risiken in der Pflege hin. Es sei wichtig, Pflegebedürftige aber auch die Angehörigen, für Hitzegefahren zu sensibilisieren.
Hitze und Hitzeschutzsituationen müssten im Katastrophenschutz besonders berücksichtigt werden, forderte Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Krankenhäuser hätten eine individuelle Verantwortung für Patienten aber auch ihre Beschäftigten zu tragen. Hier seien räumliche und technische Maßnahmen erforderlich, um mehr Hitzeschutz umzusetzen.
Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer unterstrich auf Nachfrage eines Journalisten auch die Bedeutung, Gesundheitsschutz schon in Schulen zu lehren bzw. dies in die Bildungspläne aufzunehmen. Die Förderung der Gesundheitskompetenz schon in Schulen war – neben dem Klimaschutz – auch eines der Hauptthemen des 127. Deutschen Ärztetages im Mai 2023 in Essen.