Hiermit loggen Sie sich bei DocCheck aus.
Abbrechen

Lifestyle-Trends "Longevity"Altern: Ein lösbares Problem?

Ziel des Lifestyle-Trends "Longevity" ist es, die individuelle Lebens- und Gesundheitsspanne zu verlängern. Medikamente, die die biologische Alterung bremsen sollen, sind bereits in klinischer Erprobung. Ist das Altern eine Krankheit, die wir behandeln können?

Jeanne Calment im Jahr 1995 – damals war sie 120 Jahre alt.

Das ewige Leben ist ein uralter Menschheitstraum. Und vermutlich wünschen sich die meisten von uns, möglichst alt zu werden und dabei gesund zu bleiben. Aber oft klappt das nicht: Die Lebenserwartung in Deutschland steigt circa seit Ende der 2000er-Jahre nicht mehr so deutlich wie in den vorangegangenen Jahrzehnten; während der Covid-19-Pandemie ist sie sogar zurückgegangen. Und die meisten Menschen haben eine höhere Lebens- als Gesundheitsspanne.

Der Begriff “Longevity” subsummiert Maßnahmen und wissenschaftliche Aktivitäten, die darauf abzielen, das Leben zu verlängern und die Gesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten. Dieses Ziel bewerben sogar die Vereinten Nationen: Für das aktuelle Jahrzehnt (2021 bis 2030) haben sie die Dekade des gesunden Alterns (“United Nations Decade of Healthy Ageing”) proklamiert.

Prof. Ursula Müller-Werdan, Direktorin der Klinik für Geriatrie und Altersmedizin der Charité und des Evangelischen Geriatriezentrums Berlin, beschäftigt sich als Wissenschaftlerin mit der Frage, wie wir gesund altern können.

Ist Altern eine Krankheit?

“Longevity ist nicht nur ein Lifestyle-Trend”, erklärt Müller-Werdan. Sie weist auf die schon länger bestehende wissenschaftliche Fachrichtung “Geroscience” hin, die die Lehre der Alterungsprozesse (Gerontologie) und die Lehre der Alterskrankheiten (Geriatrie) verbindet.

Gemäß der zentralen Arbeitshypothese der Geroscience sei die biologische Alterung die Basis für alle chronifizierten Erkrankungen des Erwachsenenalters. Die biogerontologische Forschung belege, dass “physiologisches Altern”, “pathologisches Altern” und Alterskrankheiten sich nur quantitativ unterscheiden.

Laut Müller-Werdan geht ein Teil der altersmedizinischen bzw. gerontologischen Community so weit, das Altern als eine Krankheit zu bezeichnen, die es zu behandeln gilt. “Ultimative Prävention” bedeute somit, dem biologischen Alterungsprozess vorzubeugen. Die Geroscience hat ein Panel an Markern etabliert, mit denen sich das biologische Alter messen lässt – etwa die epigenetische Uhr oder die Telomerverkürzung. Diese Marker dienen unter anderem dazu, Interventionen gegen Alterungsprozesse zu testen.

Müller-Werdan beobachtet eine neu entstandene Machbarkeitshoffnung, die sie auch auf das Engagement einiger Hightech- und Tech-Unternehmer auf diesem Gebiet zurückführt. Google-Gründer Larry Page zum Beispiel fördert seit vielen Jahren das Biotechnologieunternehmen Calico, das Methoden gegen die biologische Alterung entwickelt; Unternehmer Bryan Johnson lässt die Welt an seinen Anti-Aging-Bemühungen teilnehmen (“Project Blueprint”).

Etablierte Mittel vorhanden

Wie Müller-Werdan betont, verfügen wir jedoch bereits über etablierte Maßnahmen, um die Alters- und Gesundheitsspanne zu verlängern – besonders im Bereich der kardiovaskulären Prävention: “Wir haben das Potenzial der kardiovaskulären Prävention derzeit noch nicht voll ausgeschöpft. Da könnten wir sehr viel mehr tun – jedes Individuum, aber vielleicht auch die gesamte Gesellschaft –, um Alterungsprozesse hintanzuhalten.”

Müller-Werdan weist vor allem auf die von der American Heart Association empfohlenen “Life’s Essential 8” hin (s. Kasten unten). Die Pathogenese der Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Alter weise eine erhebliche Schnittmenge mit molekularen Alterungsprozessen auf, kardiovaskuläres Altern und Langlebigkeit seien miteinander verbunden. Die kardiovaskuläre Prävention mit Fokus auf den klassischen Risikofaktoren macht deshalb auch bei älteren Menschen Sinn.

Neben dieser klassischen kardiovaskulären Prävention ziele der ganzheitliche Ansatz der Geriatrie darauf ab, Frailty vorzubeugen, so Müller-Werdan. Dies gehe übers biologistische Denken hinaus – zum Beispiel, indem auch die soziale Einbindung berücksichtigt wird. Denn auch Einsamkeit als sozialer Stressor kann die Alterung fördern.

Tabletten gegen das Altern?

Inzwischen gibt es mehrere medikamentöse Strategien zur Behandlung des biologischen Alterungsprozesses; einige Medikamente werden bereits in Humanstudien getestet. Zu den Hoffnungsträgern zählen etwa die GLP-1-Analoga, Metformin, Rapamycin, Spermidin sowie Senolytika.

Letztere sind Substanzen oder Kombinationen von Substanzen, die seneszente Zellen, welche durch akkumulierte Schäden funktionsuntüchtig geworden sind und Entzündungsmediatoren freisetzen, durch induzierte Apoptose eradizieren sollen. Derzeit gebe es noch keinen Wirksamkeitsnachweis im Menschen, berichtet Müller-Werdan. Allerdings erwartet sie sich von den neuen Senotherapeutika durchaus einen Impact.

“Wie groß der sein wird, lässt sich momentan noch nicht abschätzen. Aber ich gehe davon aus, dass möglicherweise in mittelfristiger Perspektive Medikamente zu erwarten sind, die man dann einnehmen kann in der Hoffnung, den biologischen Alterungsprozess zu behandeln.”

Quellen:

  1. Jahrespressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) am 13.3.2025
  2. Statistisches Bundesamt
  3. doi 10.1161/CIR.0000000000001078
  4. Güll R. Wie alt können Menschen werden? Der Traum vom ewigen Leben. Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2020;
  5. doi 10.1093/gerona/glz198
E-Mail-Adresse vergessen? Schreiben Sie uns.
Passwort vergessen? Sie können es zurücksetzen.
Nur wenn Sie sich sicher sind.

Sie haben noch kein Passwort?

Gleich registrieren ...

Für Hausärztinnen und Hausärzte, Praxismitarbeitende und ÄiW (Allgemeinmedizin und Innere Medizin mit hausärztlichem Schwerpunkt) ist der Zugang immer kostenfrei.

Mitglieder der Landesverbände im Hausärztinnen- und Hausärzteverband profitieren außerdem von zahlreichen Extras.

Hier erfolgt die Registrierung für das Portal und den Newsletter.


Persönliche Daten

Ihr Beruf

Legitimation

Die Registrierung steht exklusiv ausgewählten Fachkreisen zur Verfügung. Damit Ihr Zugang freigeschaltet werden kann, bitten wir Sie, sich entweder mittels Ihrer EFN zu legitimieren oder einen geeigneten Berufsnachweis hochzuladen.

Einen Berufsnachweis benötigen wir zur Prüfung, wenn Sie sich nicht mittels EFN autorisieren können oder wollen.
Mitglied im Hausärzteverband
Mitglieder erhalten Zugriff auf weitere Inhalte und Tools.
Mit der Registrierung als Mitglied im Hausärzteverband stimmen Sie zu, dass wir Ihre Mitgliedschaft überprüfen.

Newsletter
Sie stimmen zu, dass wir Ihre E-Mail-Adresse für diesen Zweck an unseren Dienstleister Mailjet übermitteln dürfen. Den Newsletter können Sie jederzeit wieder abbestellen.

Das Kleingedruckte
Die Zustimmung ist notwendig. Sie können Sie jederzeit widerrufen, außerdem steht Ihnen das Recht zu, dass wir alle Ihre Daten löschen. Jedoch erlischt dann Ihr Zugang.
Newsletter abbestellen

Wenn Sie den Newsletter abbestellen wollen, geben Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse an und wählen Sie die gewünschte Funktion. Wir senden Ihnen dann eine E-Mail zur Bestätigung.