Alles in einer Tasche für den Hausbesuch mit sich zu führen mag Vorteile haben: So findet sich alles immer am selben Platz und man hat mit einem Griff alles dabei. Dafür schleppt man aber vieles unnütz durch die Gegend und erschwert den Mitarbeitenden die Wartung der Tasche.
Tipp: Zumindest eine Einteilung in die Hausbesuchstasche sowie die Notfallausrüstung für die erste ärztliche Hilfe und den Bereitschaftsdienst ist daher zu empfehlen.
Welche Tasche darf`s denn sein?
Form und Material der Tasche hängen nicht nur von persönlichen Vorlieben und Stil ab, sondern auch vom Einsatzgebiet und Transportmittel. Wer auch zum Hausbesuch mit dem Fahrrad unterwegs ist, wird sich eher eine Gepäcktasche oder einen Rucksack zulegen, während Autofahrer und Fußgänger auch schon mal zur Ledertasche oder einem Koffer greifen.
Nylontaschen, wie sie beispielsweise von großen Medizinprodukte-Lieferanten oder einem bekannten Hersteller von Notfallrucksäcken angeboten werden, sind mit Tragegurten für alle Einsatzgebiete geeignet und bieten zahlreiche Vorteile.
Die Stellfläche ist klein, das Material leicht, robust und wasserabweisend. Die Unterteilungen sind per Klettkontakt verstellbar, separate Reißverschlussfächer bieten Platz für seltener Benötigtes und integrierte Ampullarien für flüssige Arzneimittel.
Zudem lassen sich weitere Reißverschlusstaschen wie Etuis von Blutdruckmessgeräten oder indikationsbezogen gefärbte Taschen und Plastikboxen benutzen, um Ordnung zu halten und mit einem Griff schnell helfen zu können. Wichtig sind auch separate Taschen für Tablet-PC oder Karteikarten.
Inhalt je nach Beratungsanlass
Die Befüllung richtet sich neben den persönlichen Vorlieben vor allem aber nach dem Beratungsanlass:
- Will man den Komplettservice anbieten, dann darf es schon Computerunterstützung sein, für manche gar mit mobilem Drucker, wie zum Beispiel in Palliativteams.
- Für Routinehausbesuche dürfte hingegen bereits oft ein Zettel (s. Link-Tipp unten) aus- reichen, auf dem vor dem geplanten Besuch automatisch der Formularkopf wie auf einem Rezept, die Telefonnummer der Patientin oder des Patienten, die Medikation und die Dauerdiagnosen stehen. Dazu Felder für Anamnese, Befund, Therapie und Diagnose sowie für die während der Konsultation verbrauchten Materialien, die nach dem Besuch vom Team aufzufüllen sind.
Im Bereitschaftsdienst ändert sich der Bedarf an Medikamenten, sodass ein separates Ampullarium die Routine-Hausbesuchs-Tasche ergänzen könnte, daneben auch ein Blanko-Rechnungsformular für die nicht seltene Leichenschau, wie es die “Rauchenden Köpfe” entwickelt haben (www.hausarzt.link/pJxoo).
Der weitere abweichende Inhalt richtet sich auch danach, ob man im Sitz- oder Fahrdienst arbeitet und wie die Bereitschaftsdienstpraxis ausgestattet ist.
“Erste Hilfe”-Tasche
Für die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes erscheint eine separate Tasche sinnvoll, die der ersten ärztlichen Hilfe dient. Defibrillator, Larynxtuben und Beatmungsbeutel, Infusion nebst Zubehör, Schaumstoff-kaschierte Aluminiumschienen zur Ruhigstellung von Knochenbrüchen und Verbandszeug gehören hinein oder dazu.
Auch hier kann eine Sortierung nach Farben und Indikationen (Blau = Luftnot, Rot = Kreislauf/Herz…) wertvolle Zeit sparen, bei Medikamenten wie bei Instrumenten und Materialien.
Hat man einmal eine Ordnung gefunden, empfiehlt sich die Anfertigung einer Checkliste für den Inhalt und eine schematische und/oder fotografische Darstellung der Befüllung, sodass die Wartung und das Auffüllen erleichtert werden.
Regelmäßige Kontrollen der Verfalldaten sollten selbstverständlich sein. Tipp: Sie können wie die Überprüfungen der Medizinprodukte in der Praxis oder dergleichen zum Beispiel im Terminplan der Praxis eingetragen werden.
Ausstattung für Routine-Besuch
Sie brauchen folgendes Arbeitsmaterial:
- Kugelschreiber
- Klebezettel
- Hausbesuchszettel (s. Link-Tipp)
- Blutdruckmessgerät
- Ohrenspiegel und Ohrtrichter
- Diagnostikleuchte
- BZ-Messgerät
- Mobiltelefon
- Selbstfärber-Stempel
- Kartenlesegerät
- Handschuhe
- Stethoskop
- Mundspatel
- Urin-Stix, Stuhlröhrchen.
- An Formularen kommen hinzu:
- Rezepte (GKV/PKV)
- Einweisung
- Notfallschein
- L-Schein
- Transportschein
- AU-Bescheinigung
- sowie ggf. Überweisung und Heilmittelverordnung. Weitere Dokumente könnten z. B. ein ICD- und ein Heilmittel-Spicker sein, für Gegenden ohne Internetzugang auch ein Apothekendienstplan und eine Telefonliste (Krankenhäuser, Polizei, Seelsorger, Gebärdendolmetscher…).
- Medikamente können z. B. Nitrospray, Lorazepam-Schmelztabletten, lösliche Schmerztabletten, Nifedipin-Tropfen, Glukagon- und NM-Heparin-Fertigspritze sein.
- In flüssiger Form mitzuführen wären 250 ml einer Infusionslösung, Glukose 20%, Metoclopramid oder Dimenhydrinat, ASS i.v., Haloperidol, Furosemid, Prednisolon zur i.v. Injektion, Metamizol, Tramadol und Morphin.
- An Verbandmitteln erscheinen uns elastische Mullbinden, 6 bzw. 8 cm breit und ggf. selbsthaftend sinnvoll, daneben sterile Kompressen, Wunddistanzgitter, Injektionspflaster, Heftpflaster, Pflaster-Strips, elastische Binden, ein Schaumverband 10 x 10 cm sowie Fixierfolie oder -Vlies. Weitere Materialien sind Alkoholtupfer, Kanülen grün/grau, Verweilkanülen grün und rosa, Stöpsel, Blutentnahmesets mit Kanülen und Adaptern für Verweilkanülen, ggf. auch Einmalkatheter. Zellstofftupfer, Desinfektionsmittel, ein Infusionssystem sowie ein Maßband, ggf. als selbstklebender Zettel für die Wunddokumentation, sind ebenfalls sinnvoll.
Für die Notfallausrüstung bedarf es
- einer Warnweste, Beatmungsbeutel und -masken, Infusion/Besteck, Handschuhe, Larynxtuben, Einwegmasken, Verweilkanülen sowie ggf. einer starren Halskrause, Schienen, Nothammer/Messer, Magill-Zange und Absauggerät, Kleiderschere, Guedeltuben und Gummikeil sowie eines Defibrillators.
- Ergänzungen sind nach persönlichen Vorlieben und Fähigkeiten, z. B. geburtshilflich oder chirurgisch, möglich. In alle Taschen gehören Stethoskop und Blutdruck-Messgerät sowie Pulsoximeter, Reflexhammer und Kugelschreiber, ggf. auch eine Ampullensäge. Die verbrauchten Ampullen mitzunehmen hilft bei der sachgerechten Entsorgung und beim Auffüllen, das Mitnehmen der Taschen aus dem Auto schützt vor temperaturbedingten Wirkverlusten bei Medikamenten und Diebstahl.